Vulgären Drittweltismus (Third Worldism) umstürzen: Ein Praktischer Internationalistischer Ansatz zur Revolution

Vulgären Drittweltismus (Third Worldism) umstürzen: Ein Praktischer Internationalistischer Ansatz zur Revolution

Medved Pobedy
Deutsche Übersetzung von Klaus Markstein
23. Juni 2020
LLCO.org


Inhalt

Einleitung
Was Ist „Vulgärer“ Drittweltismus?
Die Wurzeln der Arbeiteraristokratie
Die Reaktionäre und Törichte Natur der Arbeiteraristokratie
Die Vielen Widersprüche des Kapitalismus
Konvergente und Divergente Interessen
Privilegien, Propaganda und Falsches Bewusstsein
Die Probleme des Vulgären Drittweltismus
Eine Effektive, Internationalistische Vorgehensweise Etablieren
Ergebnis
Quellen


„Das Volk, das ein anderes Volk unterjocht, schmiedet seine eigenen Ketten.“ – Karl Marx[1]

Einleitung

In den letzten Jahrzehnten wurde vieles über den Drittweltismus gesagt. Er wurde häufig kritisiert, manchmal mit einer gewissen Berechtigung und manchmal ohne. Manche seiner Kritiker scheiterten daran, ihn zu verstehen, sei es aufgrund von Emotionalität oder des Fehlens einer korrekten Klassenanalyse. Andererseits gingen einige Drittweltisten so weit zu sagen, die Arbeiteraristokratie sei kein Teil der Arbeiterklasse, sondern der Bourgeoisie und könne deshalb nicht von einer sozialistischen Revolution profitieren, sondern würde alles verlieren. Wie wir sehen werden ist dies nicht nur falsch, sondern läuft auch auf eine totale Abkehr von echten leninistischen Prinzipien hinaus. Es ist Zeit, die Dinge richtigzustellen und sich diesen Problemen auf eine sinnvolle Weise, unter logischer Berücksichtigung der Fakten, zu widmen, sodass die internationale kommunistische Bewegung sich selbst aus dem Sumpf ziehen und echten Fortschritt erzielen kann. Manche werden diesen Artikel lesen und uns des erste-weltistischen (First Worldist) Revisionismus beschuldigen. Doch in Wahrheit ist dieser Artikel eine Beteuerung des Drittweltismus, die ihn in einem differenzierteren Licht, im Rahmen eines soliden Internationalismus, präsentiert.

Heutzutage sind die armen Länder zweifelsfrei das Zentrum revolutionärer Aktivität, wie sie es schon eine lange Zeit sind. Die reichen, imperialistischen Länder (die „Erste Welt“) beuten die Ressourcen und die Arbeitskraft der armen Länder (der „Dritten Welt“) aus. Arbeiter in den ausgebeuteten Ländern leben unter Bedingungen, die allgemein viel schlechter sind als die Bedingungen in den wohlhabenden Ländern, denn ihr Reichtum wird durch den Imperialismus ununterbrochen von ihnen abgeschöpft und in die Ausbeuternationen transferiert. Da sie durch eine Revolution so viel zu gewinnen hätten, gibt es in den armen Ländern eine viel größere revolutionäre soziale Basis, ein viel größeres Potential für die Annahme von revolutionärem, antiimperialistischem und kommunistischem Gedankengut. Das alles ist Allgemeinwissen für Kommunisten, die eine drittweltistische Sichtweise vertreten. Dennoch, obwohl das alles wahr ist, gibt es trotzdem viele subtile und weniger subtile Probleme mit Drittweltismus, so wie er oft beworben und praktiziert wurde. Zuerst werden wir diese Probleme genauer betrachten und dann erläutern, wie sie korrigiert werden können und wie eine korrekte Herangehensweise ermittelt werden kann.

Was Ist „Vulgärer“ Drittweltismus

Zuerst müssen wir definieren, was wir mit „vulgärem“ Drittweltismus meinen. Im Wesentlichen ist vulgärer Drittweltismus eine verzerrte Sichtweise auf eine ansonsten akkurate Analyse, eine misslungene Variante von echtem Drittweltismus. Er ist eine Sichtweise, die von bestimmten Problemen getrübt wurde. Diese Probleme lassen sich größtenteils als Sektierertum, Identitätspolitik, Absolutismus, Determinismus, Engführung und Nichtstuerei zusammenfassen. Um zu verstehen, wie diese Probleme entstehen, ist es notwendig, die zugrundeliegenden Ursachen der Verwirrung im Bereich des drittweltistischen Gedankenguts näher zu betrachten.

Vulgären Drittweltisten zufolge profitierten die Arbeiter der wohlhabenden Länder ausschließlich vom kapitalistisch-imperialistischen System und sind keinerlei Nachteilen ausgesetzt. Vulgärer Drittweltismus macht die übertriebenen Aussagen, es gäbe keine Arbeiterklasse in den wohlhabenden Ländern und keine produktive Arbeit. Vulgärer Drittweltismus übertreibt, bis zu einem gewissen Grad, die Vorzüge, die Arbeiter der wohlhabenden Länder genießen; genauso übertreibt er die Rolle der Arbeiter der wohlhabenden Länder, die diese bei der Mitbestimmung an politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen spielen. Er tendiert dazu, zu ignorieren, dass eine privilegierte Schicht von Arbeitern (eine „Arbeiteraristokratie“) in allen Ländern existiert, nicht nur in den wohlhabenden. Des Weiteren ignoriert vulgärer Drittweltismus die Rolle der Propaganda, die diese bei der Formung des Bewusstseins von Menschen überall auf der Welt, vor allem in den wohlhabenden Ländern aber auch in den armen, spielt. Im Wesentlichen ignoriert vulgärer Drittweltismus größtenteils die negativen Auswirkungen des kapitalistisch-imperialistischen Systems auf Menschen in den wohlhabenden Ländern und die vielfältigen Weisen, auf die auch sie vom System und der imperialistischen Bourgeoisie manipuliert und zu Opfern gemacht werden.

Natürlich verlieren Arbeiter in den armen Ländern mehr durch das kapitalistisch-imperialistische System als Arbeiter in den wohlhabenden Ländern; sie haben sogar noch weniger Mitspracherecht bei politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen und werden noch viel stärker zu Opfern. Wegen der riesigen Menge an Reichtum, die den armen Ländern jedes Jahr durch das kapitalistisch-imperialistische System geraubt, in die reichen Länder transferiert und dann sowohl von der Bourgeoisie als auch von der Allgemeinheit der Bevölkerung dieser Länder genossen wird, scheint es, die Arbeiter der wohlhabenden Länder seien die Feinde der Arbeiter der armen Länder. Erste-Weltisten versuchen, alle Arbeiter auf der Grundlage ihrer Beziehung zu den Produktionsmitteln als Teil derselben Klasse zu definieren. Dies ist eine extrem problematische und zu sehr vereinfachte Sichtweise, wenn man bedenkt, dass die eine Gruppe von Arbeitern auf Kosten der anderen lebt; außerdem verschleiert sie die ausbeuterische Beziehung, die zwischen beiden auf der Grundlage des Imperialismus existiert. In vielerlei Hinsicht scheinen die Interessen der Arbeiter der wohlhabenden Länder denen der Arbeiter der armen Länder direkt gegenüberzustehen; und das tun sie auch, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Oft gleichen sich ihre Interessen auch nahezu. Wir werden diesen wichtigen Aspekt später in diesem Artikel noch genauer beleuchten.

Die Wurzeln der Arbeiteraristokratie

Es ist unerlässlich für Kommunisten überall auf der Welt zu verstehen, was die Arbeiteraristokratie ist und welche politische Bedeutung ihr im Kontext des revolutionären Kampfs zukommt. Die Arbeiteraristokratie ist ein privilegierter Bereich der Arbeiterklasse, der eine reaktionäre, konterrevolutionäre, kleinbürgerliche Denkweise vertritt. Karl Marx und Friedrich Engels beobachteten die anfängliche Entstehung der Arbeiteraristokratie in ihrer Zeit und bemerkten ihren zutiefst negativen Einfluss auf die Arbeiterbewegung, besonders in England. Wladimir Lenin beobachtete dieses Phänomen in einem späteren Stadium, nachdem die Arbeiteraristokratie soweit gewachsen war, dass sie nun große Teile der Bevölkerung mehrerer Länder umfasste. Lenin sprach in zahlreichen Artikeln ausführlich über die reaktionäre Natur der Arbeiteraristokratie, ihre kleinbürgerlichen Tendenzen und ihren feigen Opportunismus. Spätere Marxisten untersuchten das Fortbestehen der Arbeiteraristokratie bis in die Gegenwart und stellten fest, dass ihre Privilegien offensichtlich auf der Ausbeutung von großen Teilen unterbezahlter Arbeiter aus den unteren Rängen der Arbeiterklasse basieren; vor allem auf der Ausbeutung derer in den Kolonien und Neokolonien der imperialistischen Länder.

Das Aufkommen der Arbeiteraristokratie wurde begleitet von der Entwicklung hocheffizienter Produktionstechniken im Kapitalismus. Da weniger und weniger Arbeiter gebraucht wurden, um die Waren des täglichen Bedarfs herzustellen, konnte eine zunehmende Anzahl privilegierter Arbeiter in unproduktiven Berufen Beschäftigung finden. In Kapitel 13 von Das Kapital, Band 1 schreibt Marx, dass

„die außerordentlich erhöhte Produktivkraft in den Bereichen der großen Industrie, begleitet, wie sie ist, von intensiv und extensiv gesteigerter Ausbeutung der Arbeitskraft in allen übrigen Produktionsbereichen, einen stets größren Teil der Arbeiterklasse unproduktiv zu verwenden und so namentlich die alten Haussklaven unter dem Namen der „dienenden Klasse”, wie Bediente, Mägde, Lakaien usw., stets massenhafter zu reproduzieren [erlaubt]“.[2]

In Die Lage der arbeitenden Klasse in England stellt Engels fest, dass die Existenz der Arbeiteraristokratie in England größtenteils durch Englands dominante ökonomische Stellung und die Ausbeutung seiner Kolonien ermöglicht wurde:

„Die Wahrheit ist diese: Solange Englands Industriemonopol dauerte, hat die englische Arbeiterklasse bis zu einem gewissen Grad teilgenommen an den Vorteilen dieses Monopols. Diese Vorteile wurden sehr ungleich unter sie verteilt; die privilegierte Minderheit sackte den größten Teil ein, aber selbst die große Masse hatte wenigstens dann und wann vorübergehend ihr Teil.“[3]

In einem Brief an August Bebel spricht Engels über die reaktionäre Natur der Arbeiterklasse in dieser Zeit:

„Die Teilnahme an der Beherrschung des Weltmarkts war und ist die ökonomische Grundlage der politischen Nullität der englischen Arbeiter. Schwanz der Bourgeois in der ökonomischen Ausbeutung dieses Monopols, aber immer doch an den Vorteilen derselben beteiligt, sind sie naturgemäß politisch Schwanz der „großen liberalen Partei”, die sie andrerseits im kleinen hofiert, Trades Unions und Strikes als berechtigte Faktoren anerkennt, den Kampf um unbeschränkten Arbeitstag aufgegeben und der Masse der bessergestellten Arbeiter das Stimmrecht gegeben hat.”[4]

Lenin beobachtet dasselbe Phänomen der Arbeiteraristokratie und erklärt, dass eine ganze Nation von der Ausbeutung anderer Nationen profitieren könnte:

„Die Kapitalausfuhr, eine der wesentlichsten ökonomischen Grundlagen des Imperialismus, verstärkt diese völlige Isolierung der Rentnerschicht von der Produktion noch mehr und drückt dem ganzen Land, das von der Ausbeutung der Arbeit einiger überseeischer Länder und Kolonien lebt, den Stempel des Parasitismus auf.“[5]

In seinem Artikel „Der Imperialismus und die Spaltung des Sozialismus“ erklärt Lenin das Konzept des „Extraprofits“ (erstmals erwähnt von Marx im ersten Band von Das Kapital) und wie Extraprofit durch die imperialistische Ausbeutung anderer Länder gewonnen wird:

„Warum liefert die Monopolstellung Englands die Erklärung für den (zeitweiligen) Sieg des Opportunismus in England? Weil durch ein Monopol Extraprofit erzielt wird, d.h. ein Profitüberschuß über den in der ganzen Welt üblichen normalen kapitalistischen Profit. Von diesem Extraprofit können die Kapitalisten einen Teil (und durchaus keinen geringen!) verwenden, um ihre Arbeiter zu bestechen, um eine Art Bündnis (man erinnere sich an die berühmten „Allianzen“ der englischen Trade-Unions mit ihren Unternehmern, die von den Webbs beschrieben wurden) der Arbeiter der betreffenden Nation mit ihren Kapitalisten gegen die übrigen Länder zu schaffen. […]

Ein Häuflein reicher Länder – es gibt ihrer im ganzen vier, wenn man selbständigen und wirklich riesengroßen „modernen“ Reichtum im Auge hat: England, Frankreich, die Vereinigten Staaten und Deutschland –, dieses Häuflein Länder hat Monopole in unermeßlichen Ausmaßen entwickelt, bezieht einen Extraprofit in Höhe von Hunderten Millionen, wenn nicht von Milliarden, saugt die anderen Länder, deren Bevölkerung nach Hunderten und aber Hunderten Millionen zählt, erbarmungslos aus und kämpft untereinander um die Teilung der besonders üppigen, besonders fetten, besonders bequemen Beute.“[6]

Der Forscher und Autor Zak Cope liefert in seinem Buch Divided World Divided Class eine exzellente Beschreibung davon, wie die imperialistischen Länder heutzutage Extraprofit gewinnen:

„Da die Produktionsprozesse global konzentriert werden, wetteifern die führenden Oligopole um die Reduktion der Kosten von Arbeit und Rohstoffen. Sie exportieren Kapital in die unterentwickelten Länder, um sich eine Rendite durch die Ausbeutung der im Überfluss vorhandenen, billigen Arbeitskraft und die Kontrolle der ökonomisch überlebenswichtigen natürlichen Ressourcen zu sichern. Als Konsequenz des Imperialismus der Kapitalexporte entsteht ein Nettowertstrom von der Dritten Welt in die Metropole. Für jede Summe, die der Industrie der Dritten Welt von den führenden Investoren geliehen wird, kommt eine größere Summe in Form von zurückgeführten Profiten, Lizenzgebühren, Diensten und der Rückzahlung von Schulden und Zinsen zurück. Mehr noch: Kapital, das in der globalen ‚Peripherie‘ investiert wird, kontrolliert viel größere Vorräte wertschaffender Arbeit als im globalen Kern. Daher gewinnen die führenden Kapitalisten einen größeren Betrag an Mehrwert, indem sie überausgebeutete Arbeitskräfte einstellen. Monopole oder Oligopole zwingen das rivalisierende Kapital verschiedener Länder dazu, größere Märkte für ihre Waren zu erobern, die Produktion ins Ausland auszuweiten und relativ billige Arbeitskräfte zu beschäftigen. Indem sie das tun, wird mehr und mehr vom Reichtum der imperialistischen Länder im Ausland geschaffen und dann durch eine Vielzahl von Mitteln (Schuldendienst, Rückführung der Profite und ungleicher Austausch sind die drei wichtigsten) wieder nach Hause geholt.“1[7]

Hieraus wird ersichtlich, dass die Arbeiteraristokratie ihre materielle Grundlage durch die wirtschaftliche Plünderung der unterdrückten und ausgebeuteten Kolonien und Neokolonien der imperialistischen Länder erhält. Der Reichtum, der durch imperialistische Ausbeutung gestohlen wird, wird, teilweise, unter der Arbeiterklasse der imperialistischen Länder aufgeteilt, um sie zu beschwichtigen, um das Leben für sie einfacher zu machen, um ihre Allianz mit der Bourgeoisie zu zementieren.

Die Reaktionäre und Törichte Natur der Arbeiteraristokratie

Die Arbeiteraristokratie vertritt häufig rassistisches, nationalchauvinistisches Gedankengut, denn die privilegierten Arbeiter in den Ausbeuternationen haben eine Tendenz, auf die Arbeiter in den ausgebeuteten Nationen herabzusehen. In einem Brief an Sigfrid Meyer und August Vogt erklärt Marx, wie solcher Rassismus und Nationalchauvinismus die Teilung der Arbeiterklasse erhält und die Kapitalisten befähigt, ihre Herrschaft aufrechtzuerhalten:

„Und das Wichtigste! Alle industriellen und kommerziellen Zentren Englands besitzen jetzt eine Arbeiterklasse, die in zwei feindliche Lager gespalten ist, englische proletarians und irische proletarians. Der gewöhnliche englische Arbeiter haßt den irischen Arbeiter als einen Konkurrenten, welcher den standard of life [Lebensstandard] herabdrückt. Er fühlt sich ihm gegenüber als Glied der herrschenden Nation und macht sich eben deswegen zum Werkzeug seiner Aristokraten und Kapitalisten gegen Irland, befestigt damit deren Herrschaft über sich selbst. Er hegt religiöse, soziale und nationale Vorurteile gegen ihn. Er verhält sich ungefähr zu ihm wie die poor white [armen Weißen] zu den niggers in den ehemaligen Sklavenstaaten der amerikanischen Union. Der Irländer pays him back with interest in his own money [zahlt ihm mit gleicher Münze zurück]. Er sieht zugleich in dem englischen Arbeiter den Mitschuldigen und das stupide Werkzeug der englischen Herrschaft in Irland.

Dieser Antagonismus wird künstlich wachgehalten und gesteigert durch die Presse, die Kanzel, die Witzblätter, kurz, alle den herrschenden Klassen zu Gebot stehenden Mittel. Dieser Antagonismus ist das Geheimnis der Ohnmacht der englischen Arbeiterklasse, trotz ihrer Organisation. Er ist das Geheimnis der Machterhaltung der Kapitalistenklasse. Letztre ist sich dessen völlig bewußt.“[8]

In seinem Artikel „The African Roots of War“ hat der Schriftsteller W. E. B. Du Bois über den rassistischen Charakter der privilegierten Arbeiter in den imperialistischen Ländern folgendes zu sagen:

„Der weiße Arbeiter wurde aufgefordert, den Gewinn aus der Ausbeutung der ‚Chinks [abwertende Bezeichnung für Chinesen] und Nigger‘ zu teilen. Es ist nicht länger einfach der Handelsherr oder das aristokratische Monopol und nicht einmal einfach die Klasse der Arbeitgeber, welche die Welt ausbeutet: es ist die Nation; eine neue, demokratische Nation, die aus vereintem Kapital und Arbeit besteht.“[9]

Du Bois erklärt die Wurzeln dieses Phänomens genauer in seinem Buch Black Reconstruction in America:

„Das finstere und riesige Meer aus menschlicher Arbeit in China und Indien, der Südsee und ganz Afrika; auf den Karibischen Inseln, in Zentralamerika und in den Vereinigten Staaten – die große Mehrheit der Menschheit, auf deren gekrümmten und gebrochenen Rücken heutzutage der Grundstein der modernen Industrie ruht – teilt ein gemeinsames Schicksal; es wird aufgrund seiner Rasse und Hautfarbe verachtet und abgelehnt; entlohnt unter dem Niveau eines anständigen Lebens; getrieben, geschlagen, eingesperrt und praktisch versklavt; es bringt all die Rohstoffe und Luxusartikel der Welt hervor – Baumwolle, Wolle, Kaffee, Tee, Kakao, Palmöl, Fasern, Gummi, Seiden, Holz, Kupfer, Gold, Diamanten, Leder – wie und wo sollen wir diese Liste beenden? All sie werden zusammengetragen zu den niedrigsten der niedrigen Preise, verarbeitet, umgewandelt und transportiert zu einem sagenhaften Gewinn; und der resultierende Wohlstand wird verteilt und zur Schau gestellt und zur Grundlage der Weltmacht und der universellen Herrschaft und der bewaffneten Arroganz in London und Paris, Berlin und Rom, New York und Rio de Janeiro gemacht.“[10]

In seinem Buch Faschismus und soziale Revolution, das in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen geschrieben wurde, stellt der britische Marxist R. Palme Dutt fest, dass die „neue Mittelklasse“, d.h. die Arbeiteraristokratie, eine starke soziale Basis für den Faschismus darstellt:

„Was soll mit den ‚überflüssigen‘ Arbeitern geschehen? Lange Zeit wurde versucht, die alte Theorie der ‚alternativen Beschäftigung‘ auf diese Situation anzuwenden. Der Rückgang der produktiven Industriearbeiter sollte durch die Zunahme von Hilfs-‚Diensten‘ und Luxusberufen (Büro-, Vertriebs-, Werbe-, Handels- und Luxusdienstleistungen) ‚kompensiert‘ werden. Tatsächlich ist in den Vereinigten Staaten, Großbritannien und anderen Ländern während der Nachkriegsperiode eine beträchtliche Zunahme dieser unproduktiven Hilfs- und Hauptberufe zu verzeichnen, wodurch die Grundlage für die schnelle Expansion der sogenannten ‚neuen Mittelklasse‘ geschaffen wird, die zu einer der Brutstätten des Faschismus wurde; ebenso wie das Wachstum des permanenten Heers der Arbeitslosen eine weitere Brutstätte darstellte. Die Ausweitung der Rentnerklasse auf der einen Seite und von Luxus- und endlos vervielfachten Verkaufsdiensten auf der anderen Seite ist ein Maß für den Zerfall des Kapitalismus.“[11]

Die reaktionäre, rassistische und nationalchauvinistische Natur der Arbeiteraristokratie eignet sich tatsächlich für die Annahme einer faschistischen Denkweise unter den privilegierten Arbeitern, insbesondere dann, wenn ihre Privilegien bedroht sind. Der Faschismus ist natürlich die reaktionärste aller modernen, politischen Ideologien und ihr wirklicher Zweck (der seinen Anhängern aus der Arbeiterklasse überwiegend unbekannt ist) ist es, die Organisationen der Arbeiterklasse, die die Befreiung anstreben, zu zerschlagen und ihre politischen Errungenschaften rückgängig zu machen; anders ausgedrückt, der Zweck des Faschismus ist Konterrevolution im Interesse des Kapitalismus. Wie Dutt feststellte, hatten die Kapitalisten damals freiwillig große, unproduktive Wirtschaftssektoren geschaffen, damit die Leute nicht massenhaft arbeitslos und aufgrund dessen aufbegehren würden. Die Bourgeoisie ist sich ganz genau darüber bewusst, dass das kapitalistische System den Keim für seinen eigenen potentiellen Untergang birgt, nämlich den schnellen Zuwachs der Produktivkräfte, der durch die Reinvestition der Profite in die Produktionsmaschinerie zum Zwecke der erhöhten Effizienz am Arbeitsplatz möglich gemacht wurde. Ein solcher Zuwachs der Produktivkräfte macht menschliche Arbeit zunehmend überflüssig. Marx macht in Das Kapital, Band 3 eine knappe Aussage über diesen Widerspruch:

„Eine Entwicklung der Produktivkräfte, welche die absolute Anzahl der Arbeiter verminderte, d.h., in der Tat die ganze Nation befähigte, in einem geringern Zeitteil ihre Gesamtproduktion zu vollziehn, würde Revolution herbeiführen, weil sie die Mehrzahl der Bevölkerung außer Kurs setzen würde.“[12]

Bezüglich der Schaffung dieser „überflüssigen“ Beschäftigung und der Verschwendung menschlicher Arbeit zum Zweck der Stabilität des kapitalistischen Systems schreibt Marx in Das Kapital, Band 1:

„Je mehr die Produktivkraft der Arbeit wächst, um so mehr kann der Arbeitstag verkürzt werden, und je mehr der Arbeitstag verkürzt wird, desto mehr kann die Intensität der Arbeit wachsen. Gesellschaftlich betrachtet, wächst die Produktivität der Arbeit auch mit ihrer Ökonomie. Diese schließt nicht nur die Ökonomisierung der Produktionsmittel ein, sondern die Vermeidung aller nutzlosen Arbeit. Während die kapitalistische Produktionsweise in jedem individuellen Geschäft Ökonomie erzwingt, erzeugt ihr anarchisches System der Konkurrenz die maßloseste Verschwendung der gesellschaftlichen Produktionsmittel und Arbeitskräfte, neben einer Unzahl jetzt unentbehrlicher, aber an und für sich überflüssiger Funktionen.“[13]

Das Buch Wealth From Waste (1918) von Henry J. Spooner über die Effizienz der modernen Produktion und die Chancen, die sie für die Gesellschaft bereithält, beginnt mit einem Vorwort von Lord Leverhulme (William Lever), das ein aufschlussreiches Zitat enthält:

„Mit den Mitteln, die uns die Wissenschaft bereits zur Verfügung gestellt hat und von denen wir wissen, könnten wir all die Bedürfnisse jedes einzelnen an Nahrung, Unterkunft und Kleidung befriedigen, und das mit nur einer Stunde Arbeit pro Woche für jeden von uns von der Schule bis ins hohe Alter.“[14]

Die Tatsache, dass Wealth From Waste bourgeoisen Ursprungs ist, zeigt ganz klar, dass die Bourgeoisie selbst weiß, dass die Mittel der Produktion und Verteilung definitiv deutlich effektiver organisiert werden und die Massen somit vom andauernden Arbeiten zum Zwecke des Überlebens befreit werden könnten. Folglich entscheidet sich die Arbeiteraristokratie törichterweise für ein Leben des unnötigen Schuftens und verdammt den Rest der weltweiten Arbeiterschaft zu ähnlichen, wenn nicht sogar schlimmeren, Bedingungen, indem sie ihre Allianz mit der Bourgeoisie aufrecht erhält, indem sie verzweifelt an ihren Privilegien festhält, anstatt den breiten Massen der Arbeiter bei der Mobilisierung zur Revolution beizustehen. Engels sagt:

„Die Narren wollen die Gesellschaft nach sich, nicht aber sich nach der Entwicklung der Gesellschaft reformieren. Sie kleben an ihrem traditionellen Aberglauben, der ihnen selbst nur schadet, statt daß sie den Kram abschaffen und dadurch ihre Zahl und ihre Macht verdoppeln und tatsächlich das wieder werden, was sie jetzt täglich weniger bleiben, nämlich Vereine sämtlicher Arbeiter des Gewerks gegen die Kapitalisten. Das, glaub’ ich, wird Dir manches im Betragen dieser privilegierten Arbeiter klarmachen.“[15]

Lenin macht im „Ursprünglichen Entwurf der Thesen zur Agrarfrage“ eine ähnliche Bemerkung:

„[D]ie Industriearbeiter [können] ihre weltgeschichtliche Mission der Befreiung der Menschheit vom Joch des Kapitals und von den Kriegen nicht erfüllen, wenn sich diese Arbeiter ganz in dem Kreis enger Zunft- und Berufsinteressen abschließen und sich selbstzufrieden auf Bemühungen beschränken, ihre mitunter leidliche kleinbürgerliche Lage zu verbessern. Geradeso verhält es sich in vielen fortgeschrittenen Ländern mit der „Arbeiteraristokratie”, die den Kern der angeblich sozialistischen Parteien der II. Internationale bildet, tatsächlich aber aus den schlimmsten Feinden des Sozialismus, aus Verrätern am Sozialismus, aus kleinbürgerlichen Chauvinisten, aus Agenten der Bourgeoisie innerhalb der Arbeiterbewegung besteht.“[16]

Seit 1918, als Wealth From Waste erstveröffentlicht wurde, hat sich die Technologie der Produktion immens weiterentwickelt. Es gibt absolut keinen Grund, außer den durch den Kapitalismus künstlich generierten, dafür, dass die Arbeiter in irgendeinem Land so viel arbeiten, wie sie es tun, um sich und ihre Familien zu ernähren. Es gibt keinen Grund für Krieg oder die katastrophale Umweltzerstörung, die wir heutzutage beobachten. Das alles ist eine Verschwendung von Arbeitskraft, eine Vergeudung von Ressourcen und eine fortwährende Tragödie mit gewaltigem Ausmaß, die durch die Errichtung des Sozialismus und die Einführung einer angemessenen Planwirtschaft verhindert werden könnte. Das ist die Torheit der Arbeiteraristokratie.

Die Vielen Widersprüche des Kapitalismus

Der Kapitalismus enthält in sich viele Widersprüche, die Instabilitäten innerhalb des Systems aufkommen lassen. Wir haben bereits ein paar von diesen betrachtet: den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit, den Widerspruch zwischen einer zunehmenden Effizienz der Produktion und der Schaffung von Arbeitslosigkeit, und den Widerspruch zwischen den imperialistischen Ländern und ihren Kolonien und Neokolonien. Es gibt aber auch andere wichtige Widersprüche, darunter den Widerspruch, der zwischen den imperialistischen Ländern existiert, die gegeneinander um die Kontrolle von Ressourcen und Märkten kämpfen, und der Widerspruch zwischen der Produktion und der Unversehrtheit des Ökosystems der Erde. Zu verstehen, wie Widersprüche entstehen und wie sie gelöst werden können, ist von äußerster Wichtigkeit für die Weiterentwicklung des Klassenkampfs.

In Über die Grundlagen des Leninismus fasst Josef Stalin auf sehr prägnante Weise drei der Wichtigsten Widersprüche zusammen: den Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital, den Widerspruch zwischen den imperialistischen Ländern und ihren Kolonien, und den Widerspruch zwischen den imperialistischen Ländern untereinander, da sie gegeneinander um einen größeren Anteil an den Ressourcen der Welt kämpfen. Da wir die ersten beiden bereits untersucht haben, werden wir uns hier auf den letzten konzentrieren. Dieser ist laut Stalin

„der Widerspruch zwischen den verschiedenen Finanzgruppen und imperialistischen Mächten in ihrem Kampf um Rohstoffquellen, um fremde Territorien. Der Imperialismus ist Kapitalexport nach den Rohstoffquellen, wütender Kampf um den Monopolbesitz dieser Rohstoffquellen, Kampf um die Neuaufteilung der bereits aufgeteilten Welt, ein Kampf, der mit besonderer Verbissenheit von den neuen Finanzgruppen und Mächten, die „einen Platz an der Sonne“ suchen, gegen die alten Gruppen und Mächte geführt wird, die an dem Eroberten zäh festhalten. Dieser wütende Kampf zwischen den verschiedenen Kapitalistengruppen ist deshalb bedeutsam, weil er als unausbleibliches Element imperialistische Kriege in sich schließt, Kriege zur Eroberung fremder Gebiete. Dieser Umstand ist seinerseits deshalb bedeutsam, weil er zur Folge hat, dass sich die Imperialisten gegenseitig schwächen, dass die Position des Kapitalismus überhaupt geschwächt wird, dass der Moment der proletarischen Revolution näher rückt und dass diese Revolution zur praktischen Notwendigkeit wird“.[17]

Es ist hauptsächlich dieser Widerspruch, der für den Ersten Weltkrieg verantwortlich war, der bedeutend zum Zweiten Weltkrieg beigetragen hat und der heute einen Dritten Weltkrieg auslösen könnte, einen Krieg, der die Möglichkeit des Endes allen menschlichen Lebens beinhaltet, wenn Atomwaffen zum Einsatz kommen. Dennoch muss, neben der offensichtlichen Bedeutung der Kontinuität der Menschheit, der Kampf zwischen den Supermächten auch in einem anderen Kontext verstanden werden, nämlich in dem, wie revolutionäre Bewegungen unter solchen Bedingungen operieren sollten und wie sie sich gegenüber der einen oder der anderen Supermacht auf der Suche nach Unterstützung oder beim Aufbau eines Widerstands gegen den Imperialismus verhalten sollten.

Der Widerspruch, den es zwischen der Produktion und dem Wohlbefinden des Ökosystems gibt, verschärft sich stetig seit der Entwicklung der Industrialisierung. Obwohl Marx der massiven Umweltzerstörung, die wir heute sehen, nicht beiwohnen konnte, sah er trotzdem ihre Anfänge. In Das Kapital, Band 1 kommentiert er die Tendenz der landwirtschaftlichen Produktion im Kapitalismus, den Boden seiner Nährstoffe zu entziehen:

„Mit dem stets wachsenden Übergewicht der städtische Bevölkerung, die sie in großen Zentren zusammenhäuft, häuft die kapitalistische Produktion einerseits die geschichtliche Bewegungskraft der Gesellschaft, stört sie andrerseits den Stoffwechsel zwischen Mensch und Erde, d.h. die Rückkehr der vom Menschen in der Form von Nahrungs- und Kleidungsmitteln vernutzten Bodenbestandteile zum Boden, also die ewige Naturbedingung dauernder Bodenfruchtbarkeit. […] Und jeder Fortschritt der kapitalistischen Agrikultur ist nicht nur ein Fortschritt in der Kunst, den Arbeiter, sondern zugleich in der Kunst, den Boden zu berauben, jeder Fortschritt in Steigerung seiner Fruchtbarkeit für eine gegebne Zeitfrist zugleich ein Fortschritt in Ruin der dauernden Quellen dieser Fruchtbarkeit. Je mehr ein Land, wie die Vereinigten Staaten von Nordamerika z.B., von der großen Industrie als dem Hintergrund seiner Entwicklung ausgeht, desto rascher dieser Zerstörungsprozeß. Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.“[18]

Auch Engels kommentiert das Potential des Produktionsprozesses, mit der Gesundheit und dem Wohlbefinden des Ökosystems in einen heftigen Konflikt zu geraten, und zwar in solch einem Ausmaß, dass das Ökosystem für Menschen unbenutzbar gemacht werden kann. In Dialektik der Natur sagt er:

„Schmeicheln wir uns indes nicht zu sehr mit unsern menschlichen Siegen über die Natur. Für jeden solchen Sieg rächt sie sich an uns. Jeder hat in erster Linie zwar die Folgen, auf die wir gerechnet, aber in zweiter und dritter Linie hat er ganz andre, unvorhergesehene Wirkungen, die nur zu oft jene ersten Folgen wieder aufheben. Die Leute, die in Mesopotamien, Griechenland, Kleinasien und anderswo die Wälder ausrotteten, um urbares Land zu gewinnen, träumten nicht, daß sie damit den Grund zur jetzigen Verödung jener Länder legten, indem sie ihnen mit den Wäldern die Ansammlungszentren und Behälter der Feuchtigkeit entzogen. Die Italiener der Alpen, als sie die am Nordabhang des Gebirgs so sorgsam gehegten Tannenwälder am Südabhang vernutzten, ahnten nicht, daß sie damit der Sennwirtschaft auf ihrem Gebiet die Wurzel abgruben; sie ahnten noch weniger, daß sie dadurch ihren Bergquellen für den größten Teil des Jahrs das Wasser entzogen, damit diese zur Regenzeit um so wütendere Flutströme über die Ebene ergießen könnten. Die Verbreiter der Kartoffel in Europa wußten nicht, daß sie mit den mehligen Knollen zugleich die Skrofelkrankheit verbreiteten. Und so werden wir bei jedem Schritt daran erinnert, daß wir keineswegs die Natur beherrschen, wie ein Eroberer ein fremdes Volk beherrscht, wie jemand, der außer der Natur steht – sondern daß wir mit Fleisch und Blut und Hirn ihr angehören und mitten in ihr stehn, und daß unsre ganze Herrschaft über sie darin besteht, im Vorzug vor allen andern Geschöpfen ihre Gesetze erkennen und richtig anwenden zu können.“[19]

Natürlich sah Engels, genauso wenig wie Marx, das Ausmaß der Umweltzerstörung, das wir heute beobachten. Ein Artikel in The Guardian von 2015 zitiert zwei neuere Forschungsstudien, die verschiedene Schlüsselfaktoren für die Erhaltung menschlichen Lebens auf der Erde, zusammen mit mehreren Anzeichen dafür, dass die Menschheit einer durch ihre eigene Aktivität verursachten, katastrophalen Bedrohung ihrer Existenz gegenübersteht, identifiziert haben. Professor Will Steffen, zitiert im Artikel des Guardian, sagt:

„Diese Anzeichen schießen seit 1950 empor und es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie sich verlangsamen. […] Als Wirtschaftssysteme den Schnellgang einlegten, gab es einen massiven Anstieg des Ressourcenverbrauchs und der Verschmutzung. Dies beschränkte sich einmal auf lokale und regionale Gebiete aber jetzt sehen wir, dass dies auf einem globalen Niveau passiert. Diese Veränderungen sind auf menschliche Aktivität, nicht auf natürliche Veränderlichkeit, zurückzuführen. […] Wir roden das Land, wir erodieren das Land, wir führen Wildtiere ein und schalten die Räuber an der Spitze aus, wir verändern das maritime Ökosystem durch Überfischung – es ist ein Tod durch tausend Schnitte. […] Der direkte Einfluss auf das Land ist aktuell der wichtigste Faktor, sogar wichtiger als der Klimawandel. […] Es ist offensichtlich, dass uns das Wirtschaftssystem auf eine nicht nachhaltige Zukunft zusteuern lässt und Menschen der Generation meiner Tochter es immer schwerer werden haben, zu überleben.“[20]

Das Umweltproblem ist bereits so groß, dass sogar bourgeoise Akademiker und Pressekanäle gezwungen sind, seine Existenz und die Tatsache, dass das bestehende Wirtschaftssystem seine Ursache ist, einzugestehen. Der Drang des Kapitalismus, die Natur für Unternehmensgewinne zu erobern, hat neue Probleme verursacht, neue Widersprüche, die gelöst werden müssen, wenn die Menschheit überleben soll, und die nur durch revolutionäre Mittel angemessen überwunden werden können. Unglücklicherweise hat der Kapitalismus fest eine Kultur des Konsums und der Verschwendung etabliert, besonders in den bourgeoisen, imperialistischen Ländern, die die Leute blind macht für die Gefahren, die die kapitalistische Produktionsweise und ihr Einfluss auf das Ökosystem der Erde darstellen.

Ein weiterer zu berücksichtigender Widerspruch ist der zwischen den bourgeoisen und den traditionellen Kulturen aus aller Welt. Wie wir wissen, bestimmt die Kultur die sozialen Gewohnheiten, Bräuche und Werte, die sich in der Denkweise der Mitglieder einer Gesellschaft verwurzeln. Auf unzählige Weisen unterscheidet sich die bourgeoise Kultur von den traditionellen Kulturen, die seit Jahrhunderten, oder an manchen Orten sogar seit Jahrtausenden, existieren und gefährdet dadurch diese sozialen Gewohnheiten, Bräuche und moralischen Werte, aus denen jene Kulturen bestehen. Während die wohlhabenden, imperialistischen Länder versuchen, den armen Ländern eine neoliberale Wirtschaftspolitik aufzuzwingen, um ihre Ressourcen und Arbeitskraft auszubeuten, versuchen sie gleichzeitig, ihnen einen neuen Satz kultureller Werte aufzuzwingen, um eine kulturelle Hegemonie über sie zu etablieren und aufrechtzuerhalten. Professor James Petras erklärt in seinem Artikel „Cultural Imperialism in the Late 20th Century“:

„Der kulturelle Imperialismus der USA hat zwei große Ziele, eines ist ökonomisch und das andere politisch: Märkte für ihre kulturellen Güter zu erobern und durch die Formung des öffentlichen Bewusstseins eine Vormachtstellung zu etablieren. […] In der Politik spielt kultureller Imperialismus eine entscheidende Rolle bei der Distanzierung der Leute von ihren kulturellen Wurzeln und Traditionen der Solidarität, und ersetzt sie durch mediengemachte Bedürfnisse, die sich mit jeder Werbekampagne verändern. Der politische Einfluss soll Leute von ihren traditionellen Klassen- und Gemeinschaftsbindungen entfremden, Individuen zerstäuben und voneinander trennen.

Kultureller Imperialismus betont die Segmentierung der Arbeiterklasse: dauerhafte Arbeiter werden dazu ermutigt, sich von Zeitarbeitern zu distanzieren, die sich wiederum von den Arbeitslosen distanzieren; jene sind selbst unter sich innerhalb der ‚Untergrundwirtschaft‘ weiter aufgeteilt. Kultureller Imperialismus ermutigt arbeitende Menschen dazu, sich selbst als Teil einer Hierarchie zu sehen und winzige Unterschiede im Lebensstil, der Ethnie oder dem Geschlecht zwischen sich und denen unter sich, statt die gewaltigen Ungleichheiten, die sie von denen über sich trennen, zu betonen.

[…] Imperiale Unterhaltung und Werbung zielen auf junge Menschen ab, die gegenüber der US-Werbepropaganda am verwundbarsten sind. Die Botschaft ist einfach und direkt: ‚Modernität‘ wird assoziiert mit dem Konsum von US-Medienprodukten. […] Die Massenmedien manipulieren adoleszente Aufsässigkeit durch die Aneignung linker Sprache und die Verwandlung von Unzufriedenheit in Verschwendungssucht.

Kultureller Imperialismus fokussiert sich auf die Jugend nicht nur als Markt, sondern auch aus politischen Gründen: um eine politische Bedrohung zu untergraben, bei der aus Aufsässigkeit eine politische Revolte gegen die wirtschaftlichen und kulturellen Formen der Kontrolle werden könnte.“[21]

In der Regel tarnen die Imperialisten ihre Versuche, anderen Ländern ihre westlichen, bourgeoisen kulturellen Werte aufzuzwingen, als „Befreiung“, obwohl genau das Gegenteil zutrifft: es sind Versuche, sie politisch, wirtschaftlich und kulturell zu unterwerfen – kurz gesagt, Neokolonialismus.[22] Das ist ein sehr wichtiger Widerspruch, den man verstehen muss, denn die Stärke der politischen Linken hängt von der Psychologie und Aktivität der Menschen ab, aus denen sie zusammengesetzt ist. Dekadente Kultur kann zu dekadentem Denken und Verhalten führen, so wie es von den falschen „Linken“ in den westlichen, imperialistischen Ländern zur Schau gestellt wird. Dieses dekadente Denken und Verhalten dient nur der Stärkung des kapitalistisch-imperialistischen Systems und die Verbreitung solcher Dekadenz in andere Länder schwächt allgemein ihre Fähigkeit, dem westlichen Imperialismus und Kapitalismus Widerstand zu leisten. Petras zeigt diese Gefahr sehr deutlich in seinem Artikel auf und erklärt, dass obwohl in den armen Ländern eine starke Verschlechterung der sozioökonomischen Bedingungen („objektive Verhältnisse“, die eine Revolution ermöglichen) stattgefunden hatte, es einen deutlichen Mangel einer nennenswerten radikalen oder revolutionären Antwort („subjektive Triebkraft“, die die Gesellschaft verändern kann) gab, die man aus einer klassischen marxistischen Perspektive heraus erwarten würde:

„Das letzte Jahrzehnt hindurch standen fortschrittliche Bewegungen einem Paradoxon gegenüber: obwohl die Mehrheit der Menschen in der Dritten Welt verschlechternden Lebensbedingungen, wachsenden sozialen und persönlichen Unsicherheiten und einem Verfall der öffentlichen Dienste ausgesetzt war (während es wohlhabenden Minderheiten so gut geht wie nie zuvor), bestand die subjektive Antwort auf diese Verhältnisse aus anhaltenden sporadischen Aufständen und kurzzeitigen lokalen Aktivitäten und Massenprotesten. Kurz gesagt, es gibt eine tiefe Kluft zwischen wachsenden Ungleichheiten und sozioökonomischen Bedingungen auf der einen Seite und der Schwäche von revolutionären oder radikalen subjektiven Antworten auf der anderen Seite. Die reifenden ‚objektiven Verhältnisse‘ in der Dritten Welt wurden nicht von einem Anwachsen der subjektiven Triebkräfte begleitet, die fähig wären, den Staat oder die Gesellschaft zu transformieren. Es ist klar, dass es keine ‚automatische‘ Beziehung zwischen sozioökonomischer Regression und soziopolitischer Transformation gibt. Kulturelle Intervention (im weitesten Sinne auch Ideologie, Bewusstsein und soziales Handeln) ist die entscheidende Verbindung, welche objektive Verhältnisse in bewusste politische Intervention verwandelt. Paradoxerweise scheinen die imperialen Entscheidungsträger die Wichtigkeit der kulturellen Dimension von politischer Tätigkeit deutlich besser verstanden zu haben als ihre Gegner.“[23]

Für den Aufbau einer funktionsfähigen, revolutionären Bewegung, die in der Lage ist, dem westlichen Imperialismus entgegenzutreten und Sozialismus zu etablieren, ist es essentiell, den Mechanismus der kulturellen Kontrolle durch die imperialistischen Mächte zu verstehen. Professor Petras sagt deutlich:

„Imperialismus kann nicht bloß als ein ökonomisch-militärisches System der Kontrolle und Ausbeutung verstanden werden. Kulturelle Herrschaft ist ein integraler Bestandteil eines jeden ununterbrochenen Systems globaler Herrschaft.

In Bezug auf die Dritte Welt kann kultureller Imperialismus so definiert werden: die systematische Penetration und Beherrschung des kulturellen Lebens der volkstümlichen Klassen durch die herrschende Klasse des Westens zum Zwecke der Neuordnung der Werte, des Verhaltens, der Institutionen und der Identität der unterdrückten Völker, damit diese den Interessen der imperialen Klassen entsprechen. Kultureller Imperialismus hat sowohl ‚traditionelle‘ als auch moderne Formen angenommen. […] In der heutigen Welt sind Hollywood, CNN und Disneyland einflussreicher als der Vatikan, die Bibel oder die Presserhetorik politischer Figuren. Kulturelle Penetration ist eng verknüpft mit politisch-militärischer Herrschaft und ökonomischer Ausbeutung. US-Militärinterventionen zur Unterstützung völkermordender Regime in Mittelamerika, welche die ökonomischen Interessen der Vereinigten Staaten beschützen, sind von intensiver kultureller Penetration begleitet. Von den USA finanzierte Evangelikale fallen in indianische Dörfer ein, um den bäuerlich-indianischen Opfern Botschaften der Unterordnung einzutrichtern. Es werden internationale Konferenzen für domestizierte Intellektuelle gesponsert, damit sie ‚Demokratie und Markt‘ diskutieren. Realitätsferne Fernsehsendungen sähen Illusionen einer ‚anderen Welt‘. Kulturelle Penetration ist die Erweiterung der Aufstandsbekämpfung um nichtmilitärische Mittel.“[24]

Überall auf der Welt können Beispiele für westlichen kulturellen Imperialismus gefunden werden, von Hollywoodfilmen über Coca-Cola-Getränke, Gucci-Mode, Nike-Sportkleidung bis hin zu Apple-iPhones. Westliche Nachrichtensender wie CNN besitzen globale Reichweite und befördern damit imperialistische Propaganda über den ganzen Erdball. Nur dadurch, dass sie sich dieses Mechanismus der kulturellen Kontrolle bewusst werden und Mittel entwickeln, um ihm entgegenzuwirken, können revolutionäre Bewegungen auf der ganzen Welt erfolgreich sein. Deshalb ist der Widerspruch zwischen bourgeoiser und traditioneller Kultur einer der wichtigsten Widersprüche, die in Bezug auf die Entwicklung einer effektiven revolutionären Praxis untersucht werden müssen.

Natürlich gibt es unzählige Widersprüche im kapitalistischen System aber jene, die wir hier untersucht haben, sind am bedeutendsten. Es lohnt sich, kurz ein paar andere Widersprüche zu erwähnen, sodass wir sie im Hinterkopf behalten können, während wir die Gesamtheit des Klassenkampfs betrachten. Überall auf der Welt existieren ethnische Widersprüche, die im Zuge des Fortschreitens des Klassenkampfs gelöst werden müssen. Es gibt Widersprüche zwischen verschiedenen religiösen Gruppen, zwischen verschiedenen politischen Gruppen und zwischen verschiedenen nationalen Gruppen. Nicht nur zwischen diesen Gruppen, sondern auch innerhalb einer jeder einzelnen von ihnen gibt es Widersprüche. Genauso gibt es Widersprüche zwischen Individuen und innerhalb von Individuen. Die Arbeiterklasse dieser Welt kann keine revolutionäre Effektivität erreichen, wenn sie geteilt bleibt. Es ist für die Arbeiterklasse dieser Welt von größter Wichtigkeit, sich trotz ihrer ethnischen, nationalen, sprachlichen und kulturellen Differenzen zu vereinen. Auf ähnliche Weise müssen auch Individuen dazu ermutigt werden, „sich selbst“ gemäß den Prinzipien, durch die sie sich als am effektivsten im Klassenkampf erweisen, „zu vereinen“ und schlechte Gewohnheiten und bourgeoise Verkommenheit als ungesunde, unerwünschte und antisoziale Tendenzen zu überwinden.

Es sollte betont werden, dass Widersprüche nicht einfach auf magische Weise verschwinden, sobald einmal Sozialismus eingeführt worden ist. Der Sozialismus ist der Übergang zum Kommunismus und das Ziel des Sozialismus ist es, ein für alle Mal die Widersprüche zwischen Arbeit und Kapital aufzulösen. Wie wir in der Geschichte gesehen habe, kann der Sozialismus jedoch neue Widersprüche hervorbringen, um die sich gekümmert werden muss – besonders der Widerspruch zwischen der Parteibürokratie und den Massen. Das ist etwas, das während der bolschewistischen Revolution nicht vollständig vorausgesehen und unangemessen und mangelhaft angegangen wurde, nicht nur in der Sowjetunion, sondern auch in China und anderen sozialistischen Ländern, was zu bürokratischem Revisionismus und kapitalistischer Restaurierung führte. Obwohl eine vollständige Bewertung dieses Problems den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, bleibt es dennoch ein wichtiges Thema, dem sich gewidmet werden muss. Vorerst dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass die sozialen Widersprüche des Kapitalismus auch im Sozialismus weiterbestehen werden, wenn keine aktiven und bedeutenden Schritte zur Auflösung solcher Widersprüche unternommen werden.

Um den Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital global aufzulösen, wird es nötig sein, die Widersprüche zwischen den ausbeutenden und den ausgebeuteten Nationen, d.h. den Widerspruch zwischen den imperialistischen Mächten und ihren Kolonien und Neokolonien, aufzulösen. Dies wird höchstwahrscheinlich zuerst durch die Organisation der nationalen Befreiung und der sozialistischen Revolution in den ausgebeuteten Ländern erreicht werden, denn die Menschen dieser Länder würden unmittelbar sehr stark vom Sozialismus profitieren und es würde die imperialistischen Länder von ihren billigen Arbeits- und Rohstoffquellen abschneiden. Der Verlust solcher Extraprofite würde den Imperialisten ihrer Fähigkeit berauben, starken ökonomischen Einfluss über andere Länder zu gewinnen, und einen Verlust an materiellen Privilegien der Arbeiter der imperialistischen Länder bedeuten, was diese dem ökonomischen Niveau der Arbeiter in den ausgebeuteten Ländern annähern würde. Der Verlust solcher Extraprofite würde zu einer Reproletarisierung der Arbeiterklasse in den imperialistischen Ländern führen und den gegenwärtig nicht-antagonistischen Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital in diesen Ländern in einen antagonistischeren verwandeln. Die Befreiung der Kolonien und Halbkolonien würde deshalb Bedingungen schaffen, die für eine Revolution im Kern des Imperiums günstiger sind, während die Schaffung eines vereinten sozialistischen Blocks innerhalb der ehemaligen Kolonien und Halbkolonien den Weg für den endgültigen Sieg über den Kapitalismus in den imperialistischen Ländern ebenen würde. Das ist der Hauptpunkt des Drittweltismus. Wir sollten uns jedoch nicht einer zu sehr vereinfachten Sichtweise der Situation hingeben, denn es gibt zahllose Wege, auf welche die Arbeiter aller Länder auf der Grundlage ihrer gemeinsamen Interessen zusammenarbeiten können und sollten.

Konvergente und Divergente Interessen

Es ist eine unbestreitbare Wahrheit, dass die Arbeiterklasse in den wohlhabenden, imperialistischen Ländern materielle Privilegien durch die Unterdrückung und die Ausbeutung der Arbeiterklasse in den ausgebeuteten Ländern erlangt. Die Vorteile dieser Privilegien sind jedoch in vielerlei Hinsicht beschränkt und können nicht mit echter Befreiung verglichen werden. Die materiellen Privilegien, welche die Arbeiter der imperialistischen Länder genießen sind nichts weiter als, wie Lenin erklärte, eine Bestechung, damit die Arbeiterklasse ihren kapitalistischen Herren gegenüber loyal bleibt. Obwohl der privilegierte Teil der Arbeiterklasse nicht im globalen Sinn ausgebeutet wird, denn er erhält einen bedeutenden Anteil an den Extraprofiten von der imperialistischen Ausbeutung der armen Länder, wird er dennoch unterdrückt, denn seine Interessen werden trotzdem den Interessen der herrschenden Kapitalistenklasse untergeordnet. Daher können wir sagen, dass die privilegierten Arbeiter unterdrückt aber nicht ausgebeutet werden, wohingegen die überwältigende Mehrheit der Arbeiter in den armen Ländern unterdrückt und ausgebeutet wird.

In vielerlei Hinsicht haben die Arbeiter in den wohlhabenden, imperialistischen Ländern ein Interesse an der Aufrechterhaltung der Unterdrückung und Ausbeutung der Arbeiter in den armen Ländern, denn sie erhalten einen Grad an materiellen Privilegien durch derartige Ausbeutung. Die Wahrheit ist allerdings, dass das Leben im globalen Sozialismus für die Arbeiterklasse auf der ganzen Welt auf unzählige Weisen ungemein besser wäre. Der Fakt, dass die Arbeiter in den wohlhabenden, imperialistischen Ländern in einem System, das auf Sklaverei, Ausbeutung und Gewalt gegen die Armen basiert, eine privilegierte Position einnehmen bedeutet nicht, dass ihr leben gut ist. Es bedeutet nur, dass ihr Leben besser ist als das der Arbeiter in den ausgebeuteten Ländern. Solange der Kapitalismus besteht, spricht eine gewisse Logik (wenn auch eine perverse) für den Erhalt der eigenen Privilegien innerhalb des Systems. Dennoch, wenn man die Beschleunigung der Zerstörung des Ökosystems auf der Erde aufgrund von industrieller Verschmutzung und der übertriebenen Förderung von Rohstoffen, zusammen mit den anderen existentiellen Bedrohungen, denen die Menschheit gegenübersteht, bedenkt, beginnt man sich zu fragen, ob das Weiterbestehen des kapitalistischen Systems im Interesse aller ist! Natürlich können sich Milliardäre und andere verschwenderisch reiche Individuen im Falle einer globalen Katastrophe Dinge wie tiefgelegene Untergrundbunker, große Vorräte an Nahrung und Wasser, und andere Lebensbedürfnisse (und sogar Luxusartikel) leisten. Aber die Mehrheit der Menschen, sogar relativ wohlhabende Menschen, können es sich nicht einmal leisten auch nur im Ansatz über solche Dinge nachzudenken. Daher wird ersichtlich, dass der Schutz unseres globalen Ökosystems vor Zerstörung im Langzeitinteresse von beinahe jedem ist, was zwangsweise die Eliminierung der Marktkräfte des Kapitalismus bedeutet, die zu derartiger Zerstörung führen (sprich: die Etablierung des Sozialismus und die Einführung einer Planwirtschaft).

Es ist notwendig, an dieser Stelle kurz die vielseitigen Weisen zu erläutern, auf welche die Arbeiterklasse in den wohlhabenden, imperialistischen Ländern vom kapitalistischen System und der fortgeführten Ausbeutung der Arbeiter in den armen Ländern profitiert, bevor wir betrachten, wie beide Teile der Arbeiterklasse von einer sozialistischen Revolution profitieren würden.

Die Arbeiter in den wohlhabenden, imperialistischen Ländern erfreuen sich heutzutage im Kapitalismus viel höherer Löhne als die Arbeiter in den ausgebeuteten Ländern. Obwohl die Lebenserhaltungskosten erheblich höher sind erlauben diese höheren Löhne immer noch deutlich mehr Konsumausgaben und Zugang zu einer großen Vielfalt an Gütern, die für die Arbeiter in den armen Ländern entweder nicht erhältlich oder nicht bezahlbar sind. Der Arbeiterklasse in den wohlhabenden Ländern steht eine größere Vielfalt an Nahrung, Elektrogeräten, Fahrzeugen, Werkzeugen, Luxusartikeln und Rohmaterialien zur Verfügung. Arbeiter in den wohlhabenden Ländern genießen generell viel mehr Freizeit und Bewegungsfreiheit als die Arbeiter in den armen Ländern. Sie sind in der Lage mehr zu reisen, nicht nur, weil sie es sich viel einfacher leisten können, sondern auch wegen dem privilegierten politischen Status ihrer Länder innerhalb des globalen Systems. Generell genießt die Arbeiterklasse in den wohlhabenden Ländern einen besseren Zugang zu medizinischer Versorgung, Verkehrsmitteln und wichtiger Infrastruktur, wie zum Beispiel Versorgung mit Strom und sauberem Wasser, als die Arbeiterklasse in den armen Ländern. Die Arbeitsbedingungen sind generell viel besser in den wohlhabenden Ländern als in den armen Ländern, in denen Gesetze zum Schutz der Arbeiter häufig fehlen und Ausbeuterbetriebe üblich sind. Die Menschen in den wohlhabenden Ländern genießen einen besseren Zugang zu Bildung als die Menschen in armen Ländern. Im Kapitalismus bedeutet ein besserer Zugang zu Bildung in der Regel höhere Löhne und angenehmere Berufe mit mehr Freizeit und anderen Vorzügen. Wegen der massiven Armut, die in den ausgebeuteten Ländern wegen der imperialistischen Plünderung ihrer Ressourcen und ihrer Wirtschaft besteht, gibt es in allen Gesellschaftsschichten zügellose Kriminalität und Korruption. Viele Menschen in den armen Ländern leben in Angst davor, nicht nur Straßenkriminellen, sondern auch korrupten Polizisten und Beamten in ihrer Regierung zum Opfer fallen zu können (obwohl dies in den wohlhabenden Ländern auch geschieht, allerdings in geringerem Ausmaß). Normalerweise durchleiden Arbeiter in den wohlhabenden Ländern nicht die Schrecken des Kriegs, sind nicht mit Hunger oder schwerer Unterernährung als Folge des fehlenden Zugangs zu Nahrung konfrontiert und leiden nicht an vermeidbaren Krankheiten, die durch den fehlenden Zugang zu sauberem Wasser verursacht werden. Frauen leben in der Regel deutlich besser in den wohlhabenden Ländern, in denen es einen viel höheren Grad an sozialer und wirtschaftlicher Gleichheit mit den Männern gibt und Frauen genauso wie Männer im Kaufhaus Luxusartikel und Mode kaufen können, die in den armen Ländern von Arbeitern in Ausbeuterbetrieben (meist Frauen) hergestellt wurden. In Bezug auf Sexarbeit geht es den Frauen in den wohlhabenden Ländern extrem viel besser als denen in den armen Ländern, in denen zum Beispiel die Arbeit als Prostituierte ein extrem großes Risiko von AIDS mit sich bringt und Frauen und Kinder häufig durch schwere Armut in eine solche Rolle gezwungen werden. Natürlich gibt es Ausnahmen dieser Regeln aber in den meisten Fällen besteht ein krasser Gegensatz zwischen dem Leben von Arbeitern in den wohlhabenden Ländern und dem der Arbeiter in den armen Ländern.

Obwohl wir die vielseitigen Weisen, auf die die Arbeiterklasse in den wohlhabenden Ländern vom kapitalistisch-imperialistischen System profitiert, im Hinterkopf behalten, ist es dennoch wichtig, die Grenzen dieser Vorzüge zu betrachten.

Da die Produktion statt im Interesse der Arbeiterklasse im Interesse der Bourgeoisie organisiert ist, werden Technologie und technologische Infrastruktur nicht verwendet, um die Notwendigkeit für Arbeit zu beseitigen. Es gibt keine kontinuierliche Verkürzung der durchschnittlichen Arbeitswoche, was man aufgrund von Fortschritten in der Produktionstechnologie erwarten würde, da diese die durchschnittliche Arbeitszeit, die für die Herstellung der gesellschaftlichen Bedürfnisse benötigt wird, reduzieren sollten. Daher haben die Arbeiter keine bessere Zukunft, auf die sie sich freuen können. Obwohl Arbeiter in den wohlhabenden Ländern mehr Freizeit genießen als Arbeiter in den ausgebeuteten Ländern, haben sie nicht annähernd so viel Freizeit, wie das, was in einer globalen Planwirtschaft, einer sozialistischen Wirtschaft, möglich wäre. Eine massive Anzahl der Arbeiter in den wohlhabenden Ländern steckt in bedeutungslosen, unproduktiven Berufen fest, um ihre Rechnungen zu bezahlen. Berufe im Dienstleistungsbereich, im Vertrieb und in der Werbung fallen für gewöhnlich in diese Kategorie, genauso wie viele Berufe im Büro und in der Buchhaltung. Wie wir bereits gesehen haben, müssen die Kapitalisten in den wohlhabenden Ländern ein gewisses Beschäftigungsniveau aufrechterhalten, um das System funktionstüchtig zu halten und die Bevölkerung von Aufständen abzuhalten; außerdem stellen Arbeiter mit zu viel Freizeit eine potentielle Bedrohung für das System dar, denn sie könnten beginnen zu lesen, zu denken und ihre Befreiung vom Kapitalismus zu organisieren. Obwohl die Arbeitsbedingungen in den wohlhabenden Ländern in der Regel deutlich besser sind, bedeutet das nicht, dass die Arbeiter nicht trotzdem vielen Quellen von Stress und Kummer ausgesetzt sind. Das können der Zwang zum schnelleren Arbeiten, der Zwang zu Überstunden, das Einspringen an freien Tagen, das Arbeiten trotz Krankheit, unregelmäßige und unvorhersehbare Arbeitspläne, unsichere Arbeitsbedingungen, entwürdigende und entmenschlichende Aufgaben, die Zuteilung von Aufgaben außerhalb der eigenen Berufsbeschreibung, die respektlose Behandlung durch die Geschäftsführung und unzählige andere Dinge sein. Diese Dinge, auch wenn sie einzeln genommen meist weniger wichtig erscheinen, können sich zu einem erheblichen Abbau der persönlichen Lebensfreude und des Wohlbefindens summieren. Außerdem sind sie überwiegend unnötig und tauchen nur wegen der kapitalistischen Priorisierung von Profiten über anständige Arbeitsbedingungen auf. Arbeiter, die versuchen, Gewerkschaften zu organisieren, werden häufig mit Vergeltung, wie Taktiken zur Auflösung von Gewerkschaften, konfrontiert. Diese kommen nicht nur in den armen Ländern zum Einsatz, sondern sind auch in den wohlhabenden Ländern recht geläufig. Die meisten, wenn nicht sogar alle, der großen Gewerkschaften werden selbst von korrupten Gewerkschaftsführern geleitet, die Handlanger des Kapitalismus sind.

Entfremdung existiert auf viele Arten im kapitalistischen System und betrifft sowohl die privilegierten als auch die ausgebeuteten Teile der Arbeiterklasse. Zunächst einmal sind Arbeiter entfremdet von ihrer Arbeit. Da die Arbeiter die Produktionsmittel nicht besitzen, sind sie gezwungen, ihre Arbeitskraft an die Kapitalisten zu verkaufen. Das ist eine Form der Sklaverei, die einen Verlust der Freiheit am Arbeitsplatz beinhaltet. Da die Produkte ihrer Arbeit nicht ihnen gehören und sie das, was sie produzieren nicht direkt zu ihrem eigenen Nutzen oder dem von sonst irgendjemandem verkaufen und stattdessen arbeiten, um Geld zu verdienen und um wiederum das Lebensnotwendige (und im Falle der privilegierten Arbeiter auch Luxusartikel) zu kaufen, sind die Arbeiter vom Produkt ihrer Arbeit entfremdet. Sogar die Produktionsmaschinen selbst sind für die Arbeiter im Kapitalismus eine Quelle der Entfremdung, denn die Maschinen bergen das Potential, die Notwendigkeit für Arbeiter überhaupt vollständig auszulöschen. Das kürzliche Aufkommen von selbstfahrenden Autos und Lastwägen ist ein eindeutiges Beispiel hierfür, da Millionen von Arbeitern, die sich ihren Lebensunterhalt mit Fahren verdienen, bald arbeitslos sein werden. Zusätzlich zur Entfremdung von der Arbeit im Kapitalismus gibt es noch die Entfremdung vom Konsum. Diese basiert im Wesentlichen auf der kapitalistischen Tendenz zur künstlichen Erschaffung von Nachfrage nach Produkten, die vollkommen unnötig sind und ohne Gewinnmotiv nicht existieren würden. Bei der künstlichen Erschaffung von Nachfrage nach Produkten geht es darum, die Leute unzufrieden mit ihrem Leben und sich selbst zu machen, sodass sie Produkte kaufen, die ihnen mithilfe von Werbepropaganda als die Lösung für ihre Probleme präsentiert werden. Für die Kapitalisten ist es höchst profitabel, die Leute sich unsicher fühlen zu lassen. Dies manifestiert sich letztlich selbstverständlich als persönliche und soziale Misere, einschließlich geistiger Erkrankungen. Die hochindividualistische Kultur, die vom Kapitalismus betrieben wird, hat weitverbreitete psychologische und soziale Entfremdung zur Folge. Natürlich gibt es Entfremdung zwischen Klassen, da sich ihre Interessen, und daher ihre sozialen Perspektiven, überwiegend feindlich gegenüberstehen. Allerdings existiert Entfremdung auch zwischen Individuen eines ähnlichen Klassenstatus, da jeder nur seiner selbst und nicht der Gesellschaft wegen arbeitet. Das Phänomen der relativen Deprivation existiert ebenfalls als eine weitere Form der sozialen und psychologischen Entfremdung im Kapitalismus. In gewisser Weise ist die Entfremdung sogar schlimmer in den wohlhabenden Ländern, da es dort eine intensivere Kultur des Individualismus, eine stärkere Loyalität gegenüber dem kapitalistischen System und weniger Solidarität innerhalb der Arbeiterklasse gibt.

Obwohl die Arbeiter in den reichen Ländern in der Regel einen besseren Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung haben, gibt es dennoch viele Probleme, mit denen sie diesbezüglich konfrontiert sind. In manchen Ländern, wie Island, gibt es eine vom Staat bereitgestellte, allgemeine Gesundheitsversorgung. In vielen europäischen Ländern wie Frankreich und Deutschland wird die Gesundheitsversorgung größtenteils vom Staat subventioniert aber die Individuen müssen trotzdem noch einen Teil ihrer Behandlungskosten bezahlen. In den Vereinigten Staaten kann Gesundheitsversorgung extrem teuer werden, besonders im Fall einer Operation oder anderer größerer Eingriffe, aber auch in Bezug auf Medikamentenverschreibungen und sogar routinemäßige Gesundheitsuntersuchungen. Die Vereinigten Staaten sind berüchtigt dafür, eines der schlechtesten und teuersten Gesundheitssysteme aller wohlhabenden Ländern zu haben,[25] was sinnbildlich für das Problem mit der uneingeschränkten Privatisierung steht. Eine Krankenversicherung deckt häufig nicht oder nur teilweise bestimmte Verfahren ab, die, obwohl sie nötig für die Erhaltung der Gesundheit einer Person sind, unerschwinglich teuer sein können. Da es keine Grenze dafür gibt, wie viel Pharmakonzerne für Medikamente verlangen können, sind die Preise für Medizin manchmal absurd hoch, wie im Fall von Insulin, das seinen Preis in den Vereinigten Staaten zwischen 2002 und 2013 fast verdreifacht hat. Dies hatte gewaltige Probleme und sogar Tode unter Diabetikern zur Folge.[26] Die Ausgaben für Medizin können Menschen häufig in die Verschuldung treiben, manchmal bis hin zur Bankrotterklärung.[27] Das Fehlen eines allgemeinen, staatlichen Gesundheitssystems in den USA trägt zu unnötigem Leid unter älteren Menschen bei, da sie sich häufig sogar mit einer von der Regierung zur Verfügung gestellten Gesundheitsversorgung nicht die notwendigen Medikamente oder angemessene Betreuung leisten können.[28] Bezüglich Bildung sei erwähnt, dass viele europäische Länder ihren Bürgern und sogar ausländischen Studenten eine kostenlose oder sehr günstige Hochschulausbildung anbieten. In den Vereinigten Staaten können die Kosten für Bildung allerdings extrem hoch sein und die meisten Studenten sind gezwungen, Studienkredite aufzunehmen und sich zu verschulden, um ihre Ausbildung bezahlen zu können.[29]

Trotz eines solch weitverbreiteten und günstigen Zugangs zu Bildung in den meisten westlichen Ländern, gibt es ein ernstes Problem, das angesprochen werden muss: „das geistige Niveau“ des Bildungssystem wird absichtlich „heruntergeschraubt“, um das Klassenbewusstsein der breiten Bevölkerung noch weiter abzubauen.[30] Obwohl Propaganda im westlichen Bildungswesen schon immer existierte, erreichte sie nie zuvor das Ausmaß an Irrationalität, das wir heute sehen. Bildung im Westen, besonders in Bezug auf die Gesellschaftswissenschaften, entwickelt sich zu nichts anderem als Gehirnwäsche auf Massenebene, mit einem feigen Festhalten an politischer Korrektheit und falschen bourgeoisen Erzählungen seitens Professoren und Akademikern, anstelle einer logischen und rationalen Analyse auf der Grundlage von nachweisbaren historischen Fakten. Liberale, postmodernistische ideologische Trends, darunter Identitätspolitik, „Intersektionalismus“, sowie absurde Behauptungen über sogenannte russische „Aggression“, werden zunehmend zum Alltag in westlichen Bildungseinrichtungen. Dies hilft, die intellektuelle und kulturelle Degeneration dieser Länder und ihrer jeweiligen Bevölkerung voranzutreiben. Natürlich wäre es ein Fehler, in diesem Zusammenhang nicht die Verbindungen westlicher Geheimdienste mit akademischen Einrichtungen zu betrachten,[31] denn Bildung spielt eine fundamentale Rolle bei der Entwicklung der Gesellschaft und des Klassenkampfs generell. Da die Bourgeoisie in der bourgeoisen Gesellschaft die Bildungseinrichtungen kontrolliert, betreibt sie derartige Institutionen zwangsweise in ihrem eigenen Interesse, und die imperialistische Bourgeoisie betreibt die Bildungseinrichtungen im Interesse des Imperialismus, nicht im Interesse der weltweiten Arbeiterklasse. Das Ergebnis der Verwandlung von Bildung in eine Waffe in den westlichen Ländern ist die Vernichtung eines jeden echten Klassenbewusstseins unter westlichen Arbeitern und die zunehmende Aufspaltung der weltweiten Arbeiterklasse, da Arbeiter im Westen folglich den Arbeitern im Rest der Welt politisch, kulturell und moralisch gegenüberstehen.

Die Vergiftung des westlichen Bildungssystems geht Hand in Hand mit der buchstäblichen Vergiftung der Lebensmittelversorgung. Obwohl die Menschen im Westen kaum, wenn überhaupt, mit Hunger oder ernster Mangelernährung konfrontiert sind, wird das Essen, das sie zu sich nehmen dennoch zunehmend durch giftige landwirtschaftliche Chemikalien und genetisch veränderte Organismen (GVOs) verunreinigt. Jene werden von den großen Agrarunternehmen hergestellt, die die Agrarindustrie, nicht nur in den westlichen, sondern auch in anderen Ländern, kontrollieren. Diese chemischen und biologischen Schadstoffe können Krebs, Geburtsfehler und eine Vielzahl verschiedener Krankheiten zur Folge haben. Die Weltgesundheitsorganisation hat Glyphosat, ein häufig verwendetes Herbizid, als wahrscheinlich krebserregend eingestuft.[32] Glyphosat ist in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern als Herbizid weit verbreitet und der Monsanto-Konzern, der diese Chemikalie ursprünglich entwickelt hat, hat außerdem verschiedene GVO-Pflanzen entwickelt, die gegen Glyphosat resistent sind, darunter einige Pflanzen, die so verändert wurden, dass sie ihre eigenen Pestizide ausbilden. Eine andere Chemikalie, die häufig als Herbizid eingesetzt wird, Atrazin, ist dafür bekannt, das Hormonsystem zu stören und hormonelle Veränderungen in Wirbeltieren, einschließlich dem Menschen, zu verursachen.2[33] Atrazin und andere Pestizide können Oberflächengewässer und das Grundwasser verschmutzen und dadurch die Bewohner von landwirtschaftlichen Regionen über ihr Trinkwasser vergiften. Weitere endokrin aktive Chemikalien sind z.B. BPA, das in vielen Plastikprodukten und Müllbeuteln vorkommt, und Alkylphosphate, die häufig in Pestiziden enthalten sind sowie Dioxine, Phthalate, Blei, Quecksilber, PFC, DDT3, Perchlorate, PBDE4 (wird oft in Flammschutzmitteln eingesetzt) und PCB5. Alle diese Stoffe sind weit verbreitet in Landwirtschaft und Industrie. Maissirup, ein in vielen Lebensmitteln und Softdrinks enthaltenes Süßungsmittel, kann bei übermäßigem Konsum zu Fettleibigkeit, Herzerkrankungen, Krebs und Diabetes führen.[34] Andere Nahrungszusätze, die negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben können, sind unter anderem Aspartam, Mononatriumglutamat (MNG), Transfette, viele Arten von Lebensmittelfarben, Natriumnitrat und -nitrit, BHA, BHT, Azodicarboxamid6, Schwefeldioxid und Brom7. Nicht nur die westlichen Länder erleben eine derartige Vergiftung der Lebensmittelversorgung, sondern auch viele andere, deren Regierungen neoliberale Wirtschaftsrichtlinien verordnet und westlichen Unternehmen damit gestattet haben, einen hegemonialen Einfluss über ihre Landwirtschafts- und Nahrungsmittelindustrie auszuüben.

Obwohl in den armen Ländern Hunger und Mangelernährung weiterhin ein Problem darstellen, gibt es eine zunehmende Adipositas-Epidemie in Afrika,[35] Asien,[36] und Lateinamerika.[37] Obwohl das Klischee des fetten, faulen Amerikaners schon lange existiert, beschränkt sich das Problem des Übergewichts nicht länger nur auf die westlichen, imperialistischen Länder. Es wird zu einem globalen Problem, denn Menschen auf der ganzen Welt bewegen ihre Körper immer weniger und essen mehr ungesundes Essen als jemals zuvor. Die Entwicklung neuer Produktionstechniken trägt Mitschuld am Bewegungsmangel; der Fakt, dass die Menschen trotz Fortschritte in der Effizienz der Produktion dieselbe Anzahl an Arbeitsstunden verrichten müssen, und das jetzt auch noch in körperlich weniger anstrengenden Berufen, bedeutet, dass sie an einem generellen Bewegungsmangel leiden. Eine Ernährung, die große Mengen Zucker, Fette und stark verarbeitete Lebensmittel beinhaltet, spielt ebenfalls eine große Rolle bei der Adipositas-Epidemie, da traditionelle Lebensweisen und Essgewohnheiten durch die Integration in die globale, kapitalistische Wirtschaft und die Einführung westlicher Ernährungsweisen gestört wurden. Die Anzahl von Menschen, die in Städten leben, stieg stark an im Gegensatz zur Anzahl derer, die in ländlichen Gebieten leben, was ebenfalls Auswirkungen auf ihre Lebensweise hat. Wie es scheint, geht die Zunahme der Fälle von Fettleibigkeit mit dem Anwachsen der Arbeiteraristokratie einher. Die Mitglieder dieser Klasse können sich eine Ernährung bestehend aus viel Zucker, Fetten und verarbeiteten Lebensmitteln leisten. Gleichzeitig aber müssen sie sich immer noch ihren Lebensunterhalt verdienen, wenn auch in körperlich weniger anstrengenden Berufen, und sind deshalb häufig übergewichtig und außer Form. Nur ein derartig unmenschliches, unpraktisches und ungerechtes System wie der Kapitalismus könnte einerseits zum Verhungern und zur Mangelernährung einer riesigen Zahl von Menschen führen, während andererseits die Fettleibigkeit vieler anderer begünstigt wird. Der Mangel an angemessener Ernährung, ob sie nun auf einen Mangel an passender Nahrung oder ein Überangebot an Junkfood zurückzuführen ist, bereitet den Menschen auf der ganzen Welt nicht nur physische, sondern auch psychologische Probleme[38].

Im Kapitalismus verlangt die Energiegewinnung der Umwelt große Opfer ab. Da der Kapitalismus Unternehmensprofiten eine höhere Priorität als allem anderem beimisst, werden Umweltbedenken zur Seite geschoben, um den Weg für die profitabelsten Formen der Energiegewinnung zu ebenen. Gleichzeitig werden saubere Formen der Energiegewinnung, wie Solaranlagen, Windkraftanlagen, Wellen-, Gezeiten- und Geothermiekraftwerke, wenn überhaupt, nur spärlich eingeführt. Es ist deutlich profitabler, Kraftstoffe und die Bestandteile für Kraftstoffverbrennung zu extrahieren, zu verarbeiten und zu verkaufen, als vielfach vorhandene, saubere Energie günstig oder kostenlos zur Verfügung zu stellen. Kohlekraftwerke sind eine Hauptquelle für Verschmutzung, vor allem durch Quecksilber, Schwefeldioxid und Ruß. Quecksilber ist für Menschen giftig, denn es schädigt das Immun-, Verdauungs-, Nerven- und Hormonsystem. Es reichert sich in Fischen und anderen Wildtieren an und verseucht somit die Nahrungskette mit zunehmender Konzentration zur Spitze hin und verursacht dadurch hohe Quecksilberkonzentrationen in größeren Tieren wie Thunfischen. Schwefeldioxide sind ein Hauptbestandteil von saurem Regen und sie können zur Versauerung von Seen und Fließgewässern führen, wobei Ökosysteme aus dem Gleichgewicht gebracht und Ernten geschädigt werden. Luftverschmutzung in Form von Ruß oder Kohlepartikeln kann Asthma, Bronchitis, Herzerkrankungen und Krebs auslösen. Obwohl chinesische Industriezentren wie Guangzhou aufgrund ihrer Abhängigkeit von Kohlekraftwerken berüchtigt sind für ihre starke Luftverschmutzung, wurden Partikel von chinesischer Kohleverbrennung bis an die amerikanische Westküste nachgewiesen.[39] Dies hebt noch einmal den Fakt hervor, dass derartige Verschmutzung ein internationales Problem ist. Die Verbrennung von Kohle ist nicht die einzige größere Ursache für Ruß; es wird ebenfalls freigesetzt durch die Verbrennung von Erdöl zur Energiegewinnung, die Schwerindustrie und Kraftfahrzeuge. Die Erdölindustrie ist eine bedeutende Quelle der Umweltverschmutzung. Ölbohrungen setzen gewaltige Mengen toxischer Substanzen in die umliegende Umwelt frei und können sowohl das Grundwasser als auch maritime Ökosysteme verseuchen. Ölkatastrophen können sich sowohl in den wohlhabenden als auch in den armen Ländern ereignen und zu einer massiven Zerstörung der lokalen Ökosysteme, einschließlich des Lebens im Meer, führen, die Nahrungs- und Wasservorräte einer großen Anzahl von Menschen vergiften und hochgiftige Chemikalien, die neurologische Probleme, Atemwegserkrankungen und Krebs bei denen auslösen können, die ihnen ausgesetzt sind, in der Umwelt verteilen. Genau wie die Kohleverbrennung trägt die Verbrennung von erdölbasierten Treibstoffen wie Benzin und Diesel enorm zur Luftverschmutzung bei. Eine weitere wichtige Ursache für Umweltzerstörung ist das „Fracking“ (Hydraulic Fracturing), ein Verfahren, bei dem große Mengen von Wasser und einer Chemikalienmischung unter hohem Druck in Löcher, die tief in den Erdboden gebohrt worden sind, gepresst werden, um somit Öl und Gas aus Schiefergestein zu gewinnen. Fracking ist dafür bekannt, Vögel, Fische und andere Wildtiere zu töten, Flüsse und Trinkwasservorräte zu verseuchen und sogar künstliche Erdbeben zu verursachen.[40]

Atomare Verunreinigung der Umwelt ist eine weitere tödliche Art von Verschmutzung, die nicht nur Menschen betrifft, die in der Nähe von Atomkraftwerken leben, sondern alle Menschen auf der ganzen Erde. Das Erdbeben und die Flutwelle von 2011, die die Präfektur Fukushima in Japan verwüsteten, führten zum weltweit verheerendsten, und immer noch anhaltenden, atomaren Unfall. Dabei sind unzählige Millionen Liter Wasser mit radioaktiven Stoffen verseucht worden, die bis heute regelmäßig in den Pazifik fließen. Die Katastrophe von Fukushima und andere atomare Unfälle haben zu einer massiven Freisetzung von radioaktiven Stoffen in die Umwelt geführt, was einen steilen Anstieg von Krebsfällen, Geburtsfehlern und anderen Erkrankungen bei Leuten bedingt hat, die solchen Substanzen ausgesetzt waren. Diese atomaren Unfälle vergiften eine unbeschreiblich hohe Zahl an Menschen, darunter ungeborene Kinder, und führen großflächig zu Leid und Tod, während diejenigen, die für die Leitung der Atomindustrie verantwortlich sind, große Anstrengungen unternehmen, um ihr tödliches Erbe zu vertuschen. Sogar Atomkraftwerke, die noch nicht in Unfälle verwickelt waren, setzen häufig radioaktive Stoffe in die umgebende Umwelt frei, was zu einem Anstieg der Fälle von Krebs und Geburtsfehlern bei Leuten, die in unmittelbarer Nähe zu solchen Kraftwerken leben, geführt hat. Die Anzahl der Atomkraftwerke, die heutzutage ohne angemessene Sicherheitsvorkehrungen, ohne ausreichende Finanzierung oder in erdbebengefährdeten Regionen existieren, ist erschreckend und ein weiteres großes Erdbeben, eine weitere große Flutwelle oder ein anders verheerendes Ereignis wie ein Krieg könnten eine noch schlimmere nukleare Katastrophe entfesseln, als die, die sich bereits ereignet haben. Die Atomkraftindustrie ging aus der Atomwaffenindustrie hervor. Und da die Vereinigten Staaten als Erste Atomwaffen entwickelten und mit den Bombardierungen von Hiroshima und Nagasaki 1945 ihre Bereitschaft demonstrierten, diese auch gegen zivile Ziele einzusetzen, veranlassten sie damit andere Länder auf der ganzen Welt, besonders solche außerhalb des Einflusses des US-Imperiums, ihre eigene Atomindustrie und ihre eigenen Atomwaffen zur Selbstverteidigung zu entwickeln. Obwohl Atomwaffen eine ernste Bedrohung für die Existenz der Menschheit darstellen, sollte das Risiko einer schweren atomaren Verunreinigung des Ökosystems der Erde durch Atomunfälle nicht verkannt werden. Denn aktuell werden überall auf der Welt viele Atomkraftwerke gebaut, mehrere befinden sich allein in China und Indien im Bau. Indem der Kapitalismus das Gewinnstreben über alles andere gestellt hat, hat er eine für die ganze Menschheit unglaublich gefährliche Situation geschaffen.

Im Westen ist es ziemlich unhöflich, zu erklären, dass das kapitalistische System eine ernste existenzielle Bedrohung für die Menschheit darstellt. Die politische Landschaft im Westen wurde gründlich von jedweder wesentlichen Diskussion systematischer Probleme gesäubert. Politische Debatten beschränken sich nun nur noch auf ein Gezanke zwischen Liberalen und Konservativen darüber, wie das kapitalistisch-imperialistische System am besten gehandhabt werden sollte. In den westlichen Ländern reden sehr wenige Leute darüber, das kapitalistische System zu ersetzen. Und wenn sie es tun, sind ihre Ideen häufig durch falsche Vorstellungen von Geschichte und Wissenschaft getrübt. Beinahe alle Diskussionen über „Sozialismus“ in den imperialistischen Ländern drehen sich um reformistische Ideen darüber „die Reichen zu besteuern“ und Sozialhilfeprogramme einzuführen; Ideen, die nicht von der „sicheren“ politischen Linie der Sozialdemokratie abweichen (und ihrer Natur nach Sozialfaschismus ermöglichen). Die echte politische Linke in den Vereinigten Staaten ist beinahe nicht existent, da die meisten selbsternannten „Linken“ äußerst beschäftigt mit liberaler Identitätspolitik und reformistischen oder anarchistischen Dogmen sind und gleichzeitig dekadente, hedonistische Lebensweisen ohne jegliche persönliche Disziplin und intellektuelle Betätigung pflegen. Bücher zu lesen wurde überwiegend durch das Herumspielen an Smartphones, das Fernsehen oder das Spielen von Videospielen ersetzt, während die, die immer noch Bücher lesen in der Regel Erzählliteratur konsumieren; marxistische Literatur ist beinahe vergessen. Ein relativ neues Phänomen namens „extended adolescence“ (verlängerte Jugend) tauchte in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern auf, bei dem junge Menschen nicht länger die Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen des Erwachsenseins anstreben, wie zum Beispiel einen sicheren Arbeitsplatz zu finden, zu heiraten, Kinder zu bekommen, die Zukunft zu planen und sich in ihrem sozialen Umfeld zu betätigen. Stattdessen suchen sie nach unmittelbarer Befriedigung in Form von sozialen Medien, Videospielen, Pornografie, Drogen und hirnloser Unterhaltung. Sie sind unfähig, ernste Probleme anzugehen, geschweige denn zu lösen; genauso wenig sind sie in der Lage oder gewillt, die politische Realität, in der sie Leben, zu verstehen. Eine Kultur des überwältigenden Individualismus, des Nihilismus und der politischen Apathie hat sich im Westen ausgebreitet, besonders in den USA, mit Materialismus als ihren Kernwert, gefördert durch die großen Unternehmen in ihrem Streben nach Profit und globaler Hegemonie. Das Ideal der Aufklärung verschwand aus der westlichen Kultur; die Vision einer besseren Zukunft und des Emporhebens der Menschheit wurden durch individualistische Begehren nach einem größeren Haus und mehr Zubehör und hirnloser Unterhaltung ersetzt.

Die negativen sozialen Auswirkungen dieser schädlichen Kultur in den Vereinigten Staaten sind ziemlich offensichtlich: seit 1999 steigt die Selbstmordrate stetig.[41] Gleichzeitig nehmen Depressionen, besonders unter Jugendlichen, zu.[42] 2016 wurde berichtet, dass einer von sechs Amerikanern Antidepressiva oder andere Psychopharmaka einnimmt.[43] zehn Millionen von Menschen in den USA missbrauchen Alkohol, Marihuana oder andere Drogen, darunter Rauschgift, und die Zahlen steigen.[44] Neben den USA stechen zwei weitere bourgeoise Länder in Bezug auf ihre materialistischen Tendenzen und ihre vielen Fälle von sozialem Elend hervor, nämlich Japan und Südkorea; beiden Ländern wird tatsächlich häufig nachgesagt, eine Kultur des „Hypermaterialismus“ zu besitzen. Um den wirtschaftlichen „Erfolg“ zu tragen, der die Verwirklichung eines solchen materialistischen Traums ermöglicht, gilt harte Arbeit sowohl in Japan als auch in Südkorea als sehr hohe Priorität. Südkorea weist eine extrem hohe Alkoholismus- und Selbstmordrate auf; von Kindern und Erwachsenen wird gleichermaßen erwartet, äußerst hart und über viele Stunden hinweg in der Schule oder in ihrem Beruf zu arbeiten – Erwartungen, die zu einer enormen Menge von Stress und Leid beitragen.[45] Eine ähnliche Situation herrscht in Japan vor, wo es ein echtes Wort (karoshi) für den Tod durch Überarbeiten gibt und wo Selbstmord ein sehr ernstes Problem ist.[46] Soziale Isolation spielt häufig eine wichtige Rolle bei Depressionen und Selbstmord; ironischerweise führen die sozialen Medien bei ihren Nutzern vermehrt zu Depressionen. Eine Studie von 2017 enthüllte, dass die regelmäßige Nutzung von Facebook die Wahrscheinlichkeit für eine Depression erhöht, da es echte soziale Interaktionen durch einen im höchsten Maße künstlichen und minderwertigen Ersatz austauscht.[47] Der Aufstieg solcher „sozialer“ Medien wurde im Westen durch den Aufstieg der Internetzensur begleitet, da Technikkonzerne wie Facebook und Google mit der US-Regierung zusammenarbeiten, um die Informationen, die Menschen erhalten, zu filtern. Allerdings ist diese Internetzensurkampagne rein politisch; Internetpornografie bleibt frei erhältlich, trotz ihrer schädlichen Auswirkungen. Studien zeigten, dass der Konsum von Pornografie zu Depressionen, Ängstlichkeit und sexueller Funktionsstörung führen und gleichzeitig persönliche Beziehungen zerstören kann.[48] Der Konsum von Internetpornografie, ein integraler Bestandteil der schädlichen Kultur des Materialismus, hervorgebracht durch den Kapitalismus, wurde auf der ganzen Welt so üblich, dass er jetzt ein globales Problem darstellt, das der Menschheit noch mehr Leid bringt.

Genauso wie Internetpornografie haben sich auch andere Aspekte dieser schädlichen Kultur des Materialismus auf der ganzen Welt wie eine Seuche ausgebreitet. Die moderne Kultur des Materialismus hat sich ursprünglich in der Arbeiteraristokratie der westlichen Länder entwickelt, da diese privilegierten Arbeiter die primäre Kundenbasis formten, die für die weitere Tätigkeit des westlichen Kapitalismus nötig war. Heute, mit dem Aufkommen der Arbeiteraristokratie in allen Ländern (wenn auch kleiner und unbedeutender in den armen und ausgebeuteten), sehen wir, dass sich die Kultur des Materialismus verfestigt. Sie basiert auf einer kleinbürgerlichen Denkweise, nach der das Individuum ausschließlich persönliche, materielle Vorteile anstrebt und für einen kollektiven Kampf um eine bessere Welt nichts übrig hat. Obwohl die Arbeiteraristokratien aller Länder mit Sicherheit der Wahrung einer solch begrenzten und dekadenten Denkweise schuldig sind, ist es wichtig, anzumerken, dass diese kleinbürgerliche Denkweise auch von einer großen Zahl armer und unterdrückter Arbeiter auf der ganzen Welt geteilt wird; trotz des Fakts, dass ihren Klasseninteressen besser durch das Beibehalten einer revolutionären, proletarischen Denkweise und die Priorisierung des Klassenkampfs über alles andere gedient wäre.

Die schädliche Kultur des Materialismus, die dem westlichen Kapitalismus entspringt, enthält in sich ein paar äußerst verstörende Elemente. Obwohl die Verantwortlichkeit für die Generation dieser schädlichen Kultur des Materialismus im Westen bei den großen Unternehmen liegt, sind es die Medien und die Unterhaltungskonzerne, die den Großteil jener Propaganda hervorbringen, die die westliche Kultur heutzutage dominiert. Man muss nicht weit schauen, um das ekelerregende Ausmaß an Dekadenz zu sehen, das in den westlichen Massenmedien gezeigt wird. Filme, Fernsehsendungen und Musikvideos verherrlichen regelmäßig Gewalt, Drogenmissbrauch und sexuelle Verkommenheit, wobei Frauen in übersexualisierten Rollen präsentiert werden. Vielleicht sogar noch verstörender ist die positive Darstellung von Pädophilie und der Sexualisierung von Kindern, die in den westlichen Medien aufgetaucht ist.[49] Die Anbetung von Prominenten ist mittlerweile nicht nur im Westen, sondern auf der ganzen Welt zur Gewohnheit geworden; viele Menschen sehen Prominente als Vorbilder. Dies ist eine destruktive Tendenz, wenn man die Rolle bedenkt, die diese bei der Förderung jener bourgeoisen Dekadenz spielen. Die imperialistische Bourgeoisie hat es hauptsächlich durch die Massenmedien geschafft, das existierende moralische Gefüge der westlichen Gesellschaft zu verändern und damit eine Art des Liberalismus einzuführen, die völlige moralische Verdorbenheit nicht nur toleriert, sondern auch noch fördert. Damit hat sie die Normalisierung von Dingen erreicht, die vorher als Tabu galten.

Der Austausch traditioneller moralischer Werte im Westen durch liberale Werte und Materialismus wurde von einem Anstieg sexueller Zügellosigkeit begleitet, da Sex zunehmend als schlichtes Lustmittel statt für seine Rolle bei der Fortpflanzung und im Familienleben wahrgenommen wird. Neben der Vergegenständlichung von Menschen rein auf der Grundlage ihrer sexuellen Eigenschaften (ein häufiges Motiv sowohl von Pornografie als auch von Online-Dating), führt dies zur Verbreitung von sexuell übertragbaren Krankheiten[50] sowie zu fallenden Geburtenraten in den meisten der wohlhabenden Länder, bis zu dem Punkt, an dem viele dieser Länder nun Geburtenraten unter der 2,1-Kinder-pro-Frau-Rate aufweisen, die für die Reproduktion ihrer bestehenden Population notwendig ist.[51] Weitere sozioökonomische Faktoren tragen ebenfalls zu diesem Phänomen bei, darunter positive Faktoren wie bessere Bildung und erhöhte Gesundheit, was es Menschen erlaubt, erst später in ihrem Leben Kinder zu haben, aber auch negative Faktoren wie wirtschaftliche Not und Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, bis hin zur Diskriminierung von Frauen, die schwanger werden (ein häufiges Phänomen unter anderem in den Vereinigten Staaten[52] und besonders in Japan[53]). Eine schrumpfende Bevölkerung kann für ein Land ernste ökonomische und soziale Probleme zur Folge haben, denn seine Gesellschaft hat zunehmend Schwierigkeiten damit, neue Wege zur Unterstützung einer übermäßig großen älteren Bevölkerung zu finden. In den armen Ländern tendieren die Geburtenraten dazu, sehr hoch zu sein. Oft sind sie sogar so hoch, dass solche Länder ein Problem mit der wirtschaftlichen Unterstützung ihrer Bevölkerung haben (was zu einem Großteil auf die imperialistische Ausbeutung ihrer Rohstoffe und Volkswirtschaften zurückzuführen ist). Es ist offensichtlich, dass das globale kapitalistische System ein extremes Ungleichgewicht verursacht, was die Reproduktion und den Erhalt stabiler Gesellschaften angeht.

Ein weiterer Aspekt derartiger Instabilität ist die Arbeitslosigkeit, die im Kapitalismus schon immer ein ernstes Problem war. Da Menschen dazu gezwungen sind, für Geld zu arbeiten, um in der kapitalistischen Gesellschaft zu überleben, ist es sehr wichtig, ständig einer Arbeit nachzugehen. Das kapitalistische System garantiert allerdings keinen Arbeitsplatz, was es erlaubt, dass eine große Anzahl von Menschen wegen des Fehlens von Arbeit in die, häufig massive, Armut abrutscht. Obwohl manche Länder bessere soziale Sicherungssysteme ausgebildet haben als andere und daher Sozialhilfeprogramme zur Verfügung stellen, um Leuten zu helfen, die verarmt oder von Armut bedroht sind, gibt es, wenn überhaupt, generell nur sehr begrenzte Unterstützung für Leute, die im Kapitalismus ihren Arbeitsplatz verlieren. Wohingegen eine sozialistisch geplante Wirtschaft einen Arbeitsplatz oder, wenn ein Individuum aus welchen Gründen auch immer nicht eingestellt werden kann, Sozialhilfe garantiert, gibt es beides im Kapitalismus nicht. Dort riskieren diejenigen ohne Arbeitsplatz, ihr Zuhause, ihre Besitztümer, ihre persönlichen Beziehungen und ihre menschliche Würde zu verlieren, während diejenigen, die das Glück eines stabilen Arbeitsverhältnisses genießen, eine beträchtliche Menge ihrer Freiheit am Arbeitsplatz aufgeben müssen, darunter das Recht, offen über die Probleme ihrer Arbeit und des kapitalistischen Systems im Allgemeinen zu sprechen. Arbeiter haben in der Regel nur wenig oder gar kein Mitspracherecht darüber, wie ihre Arbeitsstelle geführt wird und sind daher in Bezug auf anständige Arbeitsbedingungen abhängig von bestehendem Arbeitsrecht, Gewerkschaften (dort, wo sie existieren) und der Gnade von Firmenbesitzern und der Geschäftsführung. Und dennoch, trotz des Elends der Lohnsklaverei, müssen diejenigen mit einem Arbeitsplatz sich „glücklich“ schätzen, denn die Alternative, Arbeitslosigkeit, ist noch um einiges schlimmer. Die Natur von Arbeit im Kapitalismus besitzt einen unschönen und zwanghaften Charakter, besonders in den armen, aber auch in den wohlhabenden Ländern.

Obwohl die Lebenserhaltungskosten im Verhältnis zu den Löhnen in den armen Ländern tatsächlich höher sind als in den wohlhabenden, stimmt es auch, dass die Wohnkosten und die Kosten anderer lebensnotwendiger Güter in den wohlhabenden Ländern sehr hoch sind, trotz der Tatsache, dass Luxusgüter häufig ziemlich bezahlbar sind. Laut Joseph Cohen, einem Soziologen am Queens College in New York, ist „Amerika ein Ort, an dem Luxusgüter billig und lebensnotwendige Güter teuer sind“.[54] Das trifft nicht nur auf Amerika, sondern auch auf den Rest der bourgeoisen, imperialistischen Länder zu. Ein Artikel in der Washington Post erklärt dieses Phänomen. Der Grund für die Erschwinglichkeit von Luxusgütern wie Breitbildfernsehern ist eine Kombination aus „technologischen Fortschritten“ und einer Produktion „im Ausland, wo die Kosten für Arbeit billiger sind“[55] (anders ausgedrückt, die Ausbeutung von Arbeitern in den armen Ländern). Der Grund für die hohen Kosten von lebensnotwendigen Güter in den bourgeoisen Ländern ist, dass Dinge wie Wohnraum, medizinische Versorgung und Bildung nicht in arme Länder „ausgelagert“ werden können, sondern allein dem inländischen Markt (sowie Preisfestsetzungen durch die Bourgeoisie) unterstehen. Daher ist die Situation in den bourgeoisen, imperialistischen Ländern die, dass die Preise von lebensnotwendigen Gütern steigen, während die Preise von Luxusartikeln fallen; ein Phänomen, welches das Anwachsen der Zahl an Obdachlosen in den Vereinigten Staaten und Europa sowie den paradoxen Fakt erklärt, dass viele obdachlose Menschen an diesen Orten Smartphones besitzen und von ihnen zur Wahrung sozialer Kontakte abhängig sind.[56] Tatsächlich scheint es, dass ein gewisses Maß an Reproletarisierung in vielen der bourgeoisen Länder stattfindet, obwohl die Arbeiter in diesen Ländern immer noch einen signifikant höheren Lebensstandard genießen als die Arbeiter in den armen Ländern.

Laut einem Bericht der FEANTSA, einer europäischen NGO, deren erklärtes Ziel das Ende der Obdachlosigkeit ist, stieg die Zahl der Obdachlosen in den letzten Jahren in allen europäischen Ländern außer Finnland an. Obwohl viele Faktoren zu Obdachlosigkeit beitragen, ist hauptsächlich ein im Vergleich zu den Löhnen steiler Anstieg der Wohnkosten für die jüngste Zunahme der Obdachlosenzahl verantwortlich; und das nicht nur in Europa,[57] sondern auch in den Vereinigten Staaten.[58] Neben Gefahren wie Krankheit und der Einwirkung extremer Temperaturen, sind obdachlose Menschen häufig noch mit weiteren ernsten Problemen wie der Misshandlung durch Polizisten und die Behörden der Stadt konfrontiert. Im November 2016 konfiszierten Polizisten in der Stadt Denver bei eiskalten Temperaturen Zelte und Decken von obdachlosen Menschen.[59] Dieses Verhalten ist unzumutbar; ein Artikel des deutschen Auslandsrundfunks Deutsche Welle von 2010 mit dem Titel „Winter Freeze Takes Toll on Germany’s Homeless As 10 Perish in Cold“ (Winterfrost fordert Opfer unter Deutschlands Obdachlosen, als 10 in der Kälte umkommen) macht klar, dass Obdachlose bereits einer großen Gefahr für ihr Überleben ausgesetzt sind,[60] ohne dass sie von bourgeoisen Behörden belästigt werden. Ein Bericht der UN von 2018 bestätigt mehrere Menschenrechtsverletzungen durch Stadtbehörden in Bezug auf die Situation der Obdachlosen in San Francisco.[61] Im selben Jahr gab die Stadt San Francisco einen Fleckfieberausbruch bekannt, dessen Opfer überwiegend Obdachlose waren aber auch Angestellte der Stadt mit einschlossen. Dies ist eine Folge der riesigen Ansammlung von Abfall aus Obdachlosenlagern zusammen mit einer zunehmenden Zahl an Ratten, welche die Stadt durchstreifen.[62] Während obdachlose Menschen mit schweren Entbehrungen und sozialer Entfremdung zu kämpfen haben, schafft Obdachlosigkeit aber auch Probleme für wohlhabendere Leute, die, sosehr sie sich selbst auch gerne über solchen Sorgen stehend sehen würden, von schädlichen sozialen und ökologischen Bedingungen umgeben sind.

Die weitläufige Verbreitung der Automobilkultur bildet einen weiteren Aspekt jener schädlichen Bedingungen, die der Kapitalismus in seinem niemals endenden Streben nach Profit hervorgebracht hat. Obwohl Kraftfahrzeuge definitiv einen Zweck erfüllen, und obwohl ein gewisser Individualverkehr für bestimmte Aufgaben notwendig ist, gibt es vielerorts ein Übermaß an und eine ernste Abhängigkeit von Autos, denn diese Form des Transports ist im Kapitalismus hochprofitabel. Gleichzeitig sind öffentliche Verkehrsmittel aufgrund eines Mangels an Finanzierung häufig langsam und ineffizient; und das trotz ihres Potentials, schnell, hocheffizient und viel sauberer als der individualisierte Autoverkehr zu sein. Der starke Verkehr und die Luftverschmutzung, die durch das blinde Vertrauen in Autos verursacht werden, tragen nicht nur zu Asthma und anderen Atemwegserkrankungen bei Leuten bei, die in großen, überfüllten Städten wie Los Angeles leben, sondern erhöhen außerdem Stress, Zeitverschwendung und endlose Ausgaben für Treibstoff und Instandhaltung. Menschen, die kein Auto besitzen, sind häufig gezwungen, sich auf langsame, ineffiziente öffentliche Verkehrsmittel zu verlassen, um zu ihren Arbeitsplätzen und anderen Orten zu pendeln, was selbst häufig durch starken Verkehr verlangsamt wird. Die offensichtliche Lösung gegen dichten Verkehr und seine Begleiterscheinungen ist die Entwicklung schneller, effizienter, sauberer und rationalisierter öffentlicher Verkehrssysteme wie der Moskauer Metro, ein U-Bahnsystem, das ursprünglich im sowjetischen Sozialismus in den 1930ern gebaut wurde, um effizienten und billigen Transport für die Moskauer zu gewährleisten. Es wird aber bis heute um Stationen und Linien erweitert. Während der Hauptverkehrszeit, wenn viele Menschen zur Arbeit gehen oder nach Hause zurückkehren, kommen die Züge bis zu einmal in der Minute an[63] – und stellen damit die meisten öffentlichen Verkehrsmittel im Westen in den Schatten. Die Menschen in Moskau haben Glück, dass die Wiederherstellung des Kapitalismus nicht in ihre Fähigkeit eingriff, ohne ein Auto zu besitzen schnell und billig zu pendeln. Dennoch ist durch das westliche Modell recht offensichtlich, dass der Kapitalismus so viel wie möglich am Transportwesen verdienen will. Der Verkauf, die Instandhaltung und das Tanken von Autos und anderen persönlichen Kraftfahrzeugen ist unvergleichlich viel profitabler für die Kapitalisten als schnelle, effiziente öffentliche Verkehrsmittel; trotz der hohen sozialen und ökologischen Kosten von individualisiertem Kraftfahrzeugverkehr.

Abfall ist ein gewaltiges Problem des kapitalistischen Systems und er hat soziale, ökologische, politische und kulturelle Auswirkungen. Am Arbeitsplatz strebt der Kapitalismus nach Effizienz und Sparsamkeit, denn verschwendetes Kapital ist mit geringeren Profiten gleichzusetzen. Dennoch ist Verschwendung abseits des Arbeitsplatzes in vielen Formen höchst profitabel. Es ist viel gewinnbringender, wenn Produkte verschleißen, kaputt gehen oder hinfällig werden als wenn sie ewig halten, denn die Konsumenten müssen dann bezahlen, um solche Produkte zu ersetzen. Viele Unternehmen entwerfen ihre Produkte bewusst so, dass sie nur eine kurze Zeit lang halten. Dieses Phänomen ist als „geplante Obsoleszenz“ bekannt. Natürlich ist das Ergebnis eine massive Verschwendung von Ressourcen und Arbeit sowie eine zunehmende Zerstörung der Umwelt und persönlicher Stress. Die Probleme, die der Kapitalismus hervorbringt, erfordern Lösungen, die häufig profitabel sind, wie die medizinische Behandlung von Gesundheitsproblemen, die durch Stress und einen ungesunden, materialistischen Lebensstil entstehen oder Wasser aus Flaschen als ein Ersatz für verschmutztes Leitungswasser. Deshalb liegt es im Interesse des Kapitalismus, künstlich Probleme hervorzubringen, die profitable Lösungen ermöglichen. Da die meiste Produktion in den armen Ländern stattfindet, kommt der Hauptteil der verschwendeten Arbeit und Ressourcen aus eben diesen und die meiste Umweltzerstörung im Zusammenhang mit Produktion und Rohstoffgewinnung findet ebenfalls dort statt. Dennoch hat die verschwenderische Natur des Kapitalismus globale Auswirkungen. Sogar Konsumenten innerhalb der Arbeiteraristokratie der imperialistischen Länder müssen mehr arbeiten, um die Produkte zu bezahlen, deren Obsoleszenz von den Unternehmen, die sie herstellen, geplant wurde. Die Situation wird noch verschlimmert durch die schädliche Kultur des Materialismus, die Menschen dazu ermutigt, Dinge zu kaufen, die sie nicht einmal brauchen. Die Auswirkungen der Umweltzerstörung durch geplante Obsoleszenz haben vielleicht schlimmere Folgen für die, die nahe an den Orten leben, wo der Abbau und die Produktion von Ressourcen stattfindet, aber die allgemeine Verschlechterung des Ökosystems der Erde betrifft auf lange Sicht jeden. Die Ressourcenverschwendung durch das kapitalistische System führt zu einem zunehmenden Drang nach weiterer Ressourcengewinnung und stellt somit einen noch größeren Impuls für imperialistische Militäraggression und die Ausbeutung der ressourcenreichen Länder dar.

Der Kapitalismus hat die Tendenz, alles in eine Ware zu verwandeln. Menschliche Wesen sind keine Ausnahme. Im Kapitalismus zeigt sich die Objektivierung und Kommerzialisierung von selbst Menschen durch Pornografie, Prostitution und Menschenhandel. Sogar in den wohlhabenden Ländern, in denen die Zustände in der Regel viel besser sind als in den armen Ländern, sind Prostitution und Menschenhandel ernste Probleme. Es sollte erwähnt werden, dass nicht jeder Menschenhandel sexueller Ausbeutung dient; einige Opfer von Menschenhandel werden zum Arbeiten, z.B. in der Landwirtschaft, ausgebeutet, auch wenn viele von ihren Entführern zur Prostitution gezwungen werden. Aufgrund der heimlichen Natur dieser Verbrechen und der Gefahren, denen die Opfer ausgesetzt sind, wenn sie aussagen, ist es schwierig, die Zahl der Opfer von Menschenhandel zu schätzen. Dennoch vermutet man, dass jedes Jahr zehntausende Menschen, häufig aus Mexiko, von den Philippinen oder aus anderen armen Ländern, in die USA verkauft werden, obwohl viele Opfer von Menschenhandel in den USA geboren und innerhalb des Landes verkauft wurden. Von den vielen Opfern, die in den USA geboren wurden, war eine große Zahl an irgendeinem Punkt in ihrem Leben im Pflegesystem untergebracht; obdachlose Jugendliche und solche mit Drogenproblemen sind ebenfalls davon bedroht, Opfer von Menschenhandel zu werden.[64] In Europa existiert eine ähnliche Situation: es wird geschätzt, dass es zehntausende Opfer gibt, und obwohl viele aus armen Ländern nach Europa gebracht werden, sind die meisten Menschen, die in Europa verkauft werden, EU-Bürger; und eine bedeutende Zahl sind Kinder. Ungefähr 71% der Opfer von Menschenhandel in Europa sind weiblich, während die übrigen 29% männlich sind. Schätzungen zufolge geschieht knapp über die Hälfte des Menschenhandels in Europa zum Zweck der sexuellen Ausbeutung.[65] Laut der Webseite des South EU Summit „stammt die Mehrheit der EU-Opfer von Menschenhandel aus Bulgarien, Ungarn, den Niederlanden, Polen und Rumänien, während die meisten Nicht-EU-Opfer aus Nigeria, China, Albanien, Vietnam und Marokko stammen“.[66] Die aggressiven Militäraktionen der USA und der europäischen NATO-Mitglieder verschlimmern die Situation sogar noch. Flüchtlinge, die in ihrem verzweifelten Versuch, der Armut und der Zerstörung ihrer Heimatländer durch NATO-Bombenkampagnen und durch von der NATO unterstützte, terroristische Stellvertreterarmeen zu entkommen, aus Kriegsgebieten wie dem in Syrien fliehen, werden nämlich häufig Opfer von Menschenhändlern.[67] Des Weiteren dienen der jüngste, prominente Fall um Jeffrey Epstein[68] sowie der Fall von Marc Dutroux in Belgien,[69] der Fall Franklin in den Vereinigten Staaten[70] und der berüchtigte Fall von Jimmy Savile im Vereinigten Königreich[71] als glänzende Erinnerung daran, dass Mitglieder der Bourgeoisie persönlich in Menschenhandel und Pädophilie involviert sind und derartige Verbrechen verschleiern. Es ist klar, dass Sexualstraftäter und Menschenhändler in den höchsten Machtzirkeln im Westen bei der Ausführung dieser schrecklichen Verbrechen über das Gesetz hinweg operieren. Es ist auch klar, dass, obwohl diejenigen, die in Armut leben viel wehrloser und anfälliger für derartigen Missbrauch sind, diese Art von Verbrechen auch die relativ Wohlhabenden betreffen kann.

Der vielleicht schlimmste Aspekt im Leben der privilegierten Arbeiter ist, trotz ihres materiellen Wohlstands, ihre spirituelle Armut. Innerhalb der Arbeiteraristokratie (und der Bourgeoisie und dem Kleinbürgertum) gibt es kein Gefühl der Brüderlichkeit. Die intensiv individualistische Kultur und Denkweise, die vom kapitalistischen System propagiert wird, lässt jeden sich alleine durchschlagen, ohne Sorge für das Wohlbefinden seiner Mitmenschen. Natürlich gibt es zahllose Wege, auf die der Kapitalismus versucht, diese Tatsache zu vertuschen; kleine Recyclingkampagnen, Wohltätigkeitsveranstaltungen, leere Sprüche über Gleichheit und Vielfältigkeit und endlose Mengen an Propaganda über einen „grünen Kapitalismus“ sind nur einige Beispiele für derartigen betrügerischen Unsinn. Die Wahrheit bleibt trotzdem, dass der Kapitalismus die Erde zerstört, die Menschheit in eine ewig währende Lohnsklaverei und endlose kriegerische Auseinandersetzungen führt und den Weg für eine sehr dunkle Zukunft ebnet. Die kleinbürgerliche Denkweise, die sich nur um das eigene Selbst und die eigenen, selbstsüchtigen Vorteile dreht, manifestiert sich letztlich als persönliches und soziales Elend. Diese Denkweise ist nicht universell; selbst unter widrigsten Bedingungen wie einem Krieg kann ein Geist der Brüderlichkeit existieren, der die Menschen zusammenbringt und sie trotz überwältigendem Leid und Elend die Schönheit des Lebens wertschätzen lässt. Dieses Phänomen wird sehr deutlich von Daniil Bezsonov, dem Chef des Pressedienstes der Volksrepublik Donezk, in einem Interview über seine Erfahrungen bei der Verteidigung des Donbass gegen ukrainische Faschisten erklärt:

„[…] die einprägsamste Zeit war die in Slowjansk. Zweieinhalb Monate, die ich dort verbrachte fühlten sich an wie drei Jahre! […] Trotz all der Schrecken gab es eine Atmosphäre der Brüderlichkeit zwischen den Milizsoldaten, unsere Rücken waren zusammengeklebt. Und es gab eine besondere Verbindung mit den Ortsansässigen. Einwohner behandelten uns als wären wir ihre Kinder. […] Zivilisten gaben uns Essen, brachten und stetig Essen. […] Ich weiß nicht wie ich es erklären soll… die Emotionen, die ich damals hatte… Auf der einen Seite war es Verzweiflung, denn wir waren sicher, dass wir sterben würden. Aber auf der anderen Seite diese emotionale Wärme voneinander und von der Lokalbevölkerung. […] Und gleichzeitig war da immer ein gewaltige Gefahr.“[72]

Da ein solcher Geist der Brüderlichkeit innerhalb der Arbeiteraristokratie fehlt, fühlen sich Leute isoliert, allein und von der „emotionalen Wärme“, die entsteht, wenn man eine Gemeinschaft von Leuten hat, die sich umeinander kümmern, abgeschnitten; trotz ihrer komfortablen Lebenssituation und ihres elektronischen Zubehörs. Das Glück, das sie erleben, wird getrübt durch das Wissen um Armut, Krieg und Umweltzerstörung; sie können der Tatsache, dass etwas grundlegend schiefläuft mit der Welt, in der sie leben, nicht aus dem Weg gehen. Ihre Privilegien werden von einem unvermeidbaren Gefühl der Schuld begleitet. Sie wissen, dass ihre Kinder und Enkelkinder eine Welt erben werden, die sogar noch schlimmer sein wird als die jetzige. Ihre Leben sind bedeutungslos und roboterhaft geworden, da sie umherwandern und versuchen, mehr Geld zu verdienen, um mehr Dinge zu kaufen; die Schönheit des Lebens ist vergessen.

Daher ist es recht offensichtlich, dass das Ausmaß der Privilegien, welche die Arbeiteraristokratie genießt, beträchtliche Grenzen aufweist. Das kapitalistische System ist ein Blutbad; die negativen Auswirkungen des Kapitalismus kann jeder spüren, sogar diejenigen, die privilegiert sind und diejenigen, die die unzähligen Schrecken des Systems nicht bewusst begreifen. Wir müssen fragen: Würden privilegierte Arbeiter, genauso wie ihre überausgebeuteten Gegenstücke, nicht von kürzeren Arbeitstagen, besseren Arbeitsbedingungen, sichereren Arbeitsplätzen und mehr Freizeit, die eine sozialistisch geplante Wirtschaft ihnen bieten würde, profitieren? Würden sie nicht von einem rationalisierten, effizienten System der Produktion, der Verteilung und der Abfallbeseitigung, das auf die Befriedigung der Bedürfnisse aller abzielt, profitieren? Würden sie nicht von einem besseren Schutz des Ökosystems der Erde und saubererer Luft, saubererem Wasser und Essen im globalen Sozialismus profitieren? Würden sie nicht von einer allgemeinen Gesundheitsversorgung, frei von allen Kosten für das Individuum, profitieren? Würden sie nicht von kostenloser, allgemeiner Bildung, echter Bildung, im Interesse der Arbeiter, nicht der Kapitalisten, im Sozialismus profitieren? Würden sie nicht von niedrigeren Kosten für Wohnen und Transport sowie von reduziertem Stress und Elend, verursacht von der Sorge über solche Dinge, profitieren? Würden sie nicht von saubereren, sichereren Straßen und einem Ende von Armut und Obdachlosigkeit profitieren? Würden sie nicht vom Weltfrieden und einem Ende der Ressourcenverschwendung für imperialistische Militärabenteuer, die zu einem Weltkrieg zu eskalieren drohen, profitieren? Würden sie nicht von der Entfernung von Psychopathen aus hohen Führungspositionen, die immer noch Gräueltaten, nicht nur gegen die Menschen in den armen Ländern, sondern auch gegen verletzliche Menschen in ihren eigenen Ländern verüben, profitieren? Würden sie nicht von der Entwicklung einer gesunden Kultur, welche die gute Seite der Menschheit fördert, einer Kultur, die gegenseitigen Respekt, echte soziale Gleichheit, persönliche Vollkommenheit, Disziplin und Charakterstärke betont und gleichzeitig einen gesunden Lebensstil fördert, profitieren? Würden sie nicht von einer Atmosphäre der Brüderlichkeit, der Kooperation und des Friedens zwischen den Nationen profitieren? Würden sie nicht vom Wissen darüber, dass ihre Kinder, genauso wie die Kinder anderer, in einer besseren Welt aufwachsen können, in einer Welt mit einer glänzenden Zukunft, profitieren?

Die Antwort ist selbstverständlich offensichtlich.

Es ist klar, dass die privilegierten Teile der Arbeiterklasse aktuell ein bedeutendes Maß an materiellem Gewinn von der Unterdrückung der niedrigeren Teile der Arbeiterklasse ableiten. Dies lässt sich nicht leugnen. Es ist aber auch klar, dass sogar die privilegierten Teile der Arbeiterklasse viel durch eine sozialistische Reorganisation der Gesellschaft hinzuzugewinnen hätten. Obwohl es stimmt, dass dies eine Reduzierung des allgemeinen materiellen Konsums der privilegierten Arbeiter voraussetzen würde, würden die Vorteile des Lebens in einer gesünderen Gesellschaft die negativen Aspekte einer solchen Reduzierung des materiellen Konsums bei weitem überwiegen. Einen Breitbildfernseher, ein hübsches Smartphone, ein großes Haus und ein dickes Auto zu besitzen führt nicht zu einem glücklichen, erfüllenden Leben; es sind lediglich Annehmlichkeiten und Komfort, die eine Person durch Wohlbehagen innerhalb eines ansonsten elenden Systems beschwichtigen können. Die Fähigkeit, mehr als ihren fairen Anteil an den Ressourcen zu konsumieren, macht eine Person nicht glücklich. Die wichtigsten Faktoren für das Glück einer Person beinhalten die Ausbildung gesunder Beziehungen, den Genuss von Freizeit, die Vermeidung von Stress, Bewegung, die Erhaltung der physischen Gesundheit, Spaß, das Ausleben von Kreativität und Freundlichkeit und Großzügigkeit anderen gegenüber.[73] Im Kapitalismus sind die Gesellschaft und die Produktion nicht zur Maximierung der menschlichen Gesundheit und des Glücks organisiert, sondern viel eher zur Maximierung des Profits der Kapitalisten. Welche Lebensfreude die Arbeiter auch immer haben mögen, sie geschieht zufällig; es ist nicht das Ziel des Kapitalismus. Im Sozialismus werden hingegen die Interessen der Arbeiterklasse priorisiert und die Gesellschaft und die Produktion werden zum Nutzen von allen mit dem Ziel der Maximierung der menschlichen Gesundheit und des Glücks organisiert. Des Weiteren liegt es im Interesse der Arbeiterklasse, das globale Ökosystem zu schützen, das wir zum Überleben brauchen. Ökologische Nachhaltigkeit ist ein Hauptanliegen im Sozialismus. Es wird offensichtlich, dass die ganze Arbeiterklasse, ob sie im Kapitalismus nun privilegiert ist oder über alle Maße hinweg ausgebeutet wird, ungemein von einer sozialistischen Reorganisation der Gesellschaft profitieren würde, trotz der notwendigen Reduzierung des materiellen Konsums, die seitens der privilegierten Arbeiter erforderlich sein würde.

Wenn die Arbeiter in den armen Ländern eine erfolgreiche Revolution gegen den Kapitalismus wagen und in ihren Ländern Sozialismus errichten würden, bedeutete dies einen Verlust von Privilegien für die Arbeiter in den wohlhabenden Ländern, zumindest auf kurze Sicht, da die Quelle der Extraprofite, von denen die imperialistischen Länder abhängig sind, um ihren übertrieben hohen Lebensstandard zu erhalten, versiegen würde. Die imperialistische Bourgeoisie würde die Arbeiter nicht länger in diesem Ausmaß bestechen können. So gesehen, im Kontext der Weiterführung des Kapitalismus in den imperialistischen Ländern, ist es im Interesse der Arbeiteraristokratie, das kapitalistische System und ihre privilegierte Position innerhalb von diesem zu erhalten. Aber je länger der globale Kapitalismus existiert, desto wahrscheinlicher werden sich die existentiellen Bedrohungen, denen die Menschheit ausgesetzt ist, verwirklichen und desto mehr wird die imperialistische Bourgeoisie den Lebensstandard der Arbeiterklasse überall verringern. Daher müssen wir folgern, dass es in den Langzeitinteressen aller Menschen der Arbeiterklasse, ob privilegiert oder nicht, liegt, den Sturz des kapitalistischen Systems und seinen Austausch durch eine sozialistisch geplante Wirtschaft anzustreben.

Privileg, Propaganda und Falsches Bewusstsein

Warum ist die Arbeiteraristokratie so reaktionär, so sehr gegen die Revolution, wenn dies doch ziemlich offensichtlich im Gegensatz zu ihren Langzeitinteressen steht? Ist es nur, weil sie privilegiert ist, und wenn ja, wozu dient dann die ganze Propaganda, die ihr durch die bourgeoisen Medien und das bourgeoise Bildungssystem zugeführt wird? Was ist der Zweck von staatlich finanzierten Geheimdienstoperationen, die aktivistische Bewegungen in den wohlhabenden, imperialistischen Ländern infiltrieren und zerschlagen sollen? Sind sich privilegierte Arbeiter völlig über die Natur des kapitalistischen Systems und der destruktiven Natur ihrer Klassenprivilegien und Verbrauchsgewohnheiten im Klaren? Sind sie sich völlig über all die Vorteile, die sie von einer sozialistisch geplanten Wirtschaft erhalten würden, jetzt aber nicht genießen, im Klaren? Vulgäre Drittweltisten behaupten, dass Privilegien allein der Grund dafür sind, dass die Arbeiteraristokratie so reaktionär ist. Aber wenn es so einfach wäre, hätte es keinen Friedrich Engels, keinen Wladimir Lenin, keine Verräter an ihrer Klasse gegeben, die sich den Armen und Unterdrückten trotz ihrer eigenen bourgeoisen und kleinbürgerlichen Hintergründe anschlossen. Offensichtlich gibt es mehr Faktoren als nur Privilegien und Bequemlichkeit hinter der Passivität und der reaktionären politischen Natur der Arbeiteraristokratie.

Das Verhalten von Menschen ist ein Produkt der Interaktion ihrer Psychologie und ihrer Umwelt. Während unerträgliche Bedingungen die Leute dazu antreiben werden, Wege zur Veränderung ihrer Situation zu suchen, werden komfortable Bedingungen den gegenseitigen Effekt haben: diejenigen, die solche Bedingungen erleben, sind anfällig für Selbstgefälligkeit und die Akzeptanz ihrer Situation. Zur Zeit der Februarrevolution in Russland 1917 tobte immer noch der Erste Weltkrieg und Millionen von armen, russischen Bauern wurden an die Front geschickt, während ihre Familien sich bemühten, die Grundbesitzer zu bezahlen und häufig von jenen von ihrem Land vertrieben wurden. Millionen waren bereits in den Kämpfen getötet worden. Der Wirtschaft ging es miserabel, Arbeitsbedingungen waren furchtbar und viele Menschen verhungerten. Die Menschen erlitten heftige und gewaltsame Repression durch die Truppen des Zaren, wenn sie in den Straßen protestierten. Die Chinesische Revolution ereignete sich vor dem Hintergrund von japanischer Besetzung, heftiger Unterdrückung und Ausbeutung des Volkes durch die chinesische Bourgeoisie und Grundherren, Konkurrenzkampf verschiedener Kriegsherren um Macht, und schlechter Führung und höchst reaktionärer Politik der nationalistischen KMT-Truppen. Das chinesische Volk stand vor extremer Armut und Entbehrung in der Zeit vor und während der revolutionären Machtergreifung durch die Kommunistische Partei Chinas. Es ist nicht schwer zu verstehen, warum in Russland und China solch großflächige Revolten stattfanden und in echten Revolutionen gipfelten. Die anderen Revolutionen, die in der Geschichte stattfanden, entsprangen ebenfalls aus Bedingungen, die für die große Mehrheit des Volkes unerträglich waren und unter denen die herrschenden Klassen die Kontrolle über die Gesellschaft verloren. Lenin erklärt in Der „Linke Radikalismus“, die Kinderkrankheit im Kommunismus:

„Das Grundgesetz der Revolution, das durch alle Revolutionen und insbesondere durch alle drei russischen Revolutionen des 20. Jahrhunderts bestätigt worden ist, besteht in folgendem: Zur Revolution genügt es nicht, daß sich die ausgebeuteten und unterdrückten Massen der Unmöglichkeit, in der alten Weise weiterzuleben, bewußtwerden und eine Änderung fordern; zur Revolution ist es notwendig, daß die Ausbeuter nicht mehr in der alten Weise leben und regieren können. Erst dann, wenn die „Unterschichten“ das Alte nicht mehr wollen und die „Oberschichten“ in der alten Weise nicht mehr können, erst dann kann die Revolution siegen.“[74]

Natürlich enden nicht alle sozialen Aufstände als echte Revolutionen; großflächige Proteste, die nach politischen und wirtschaftlichen Reformen verlangen, sind eine viel geläufigere Erscheinung. Aber dennoch können sogar großflächige Protestbewegungen der Bourgeoisie ernste Probleme bereiten und sie zur Annahme ungewollter politischer Veränderungen zwingen, wenn nicht sogar den gesamten Staatsapparat destabilisieren. Deshalb möchte die Bourgeoisie großflächige Proteste und politische Zusammenschlüsse, die das Establishment gefährden, unterdrücken und zerschlagen. Obwohl großflächige Proteste häufiger in den armen Ländern auftreten, in denen die Bedingungen viel schlechter sind, erleben auch die wohlhabenden Länder manchmal große Proteste wie die Occupy-Bewegung oder die französische Gelbwestenbewegung (Mouvement des Gilets jaunes). Und dennoch, obwohl die Occupy-Bewegung einige radikale Elemente beinhaltete, war sie insgesamt nicht revolutionär und zwang das System zu keinerlei großen Veränderungen, bevor sie sich auflöste. Ebenso ist auch die Gelbwestenbewegung nicht revolutionär, da sie nur auf Reformen und nicht auf den vollständigen Sturz des kapitalistischen Systems und der Bourgeoisie abzielt.

Die Arbeiteraristokratie ist offensichtlich äußerst bequem und selbstgefällig, was zu einem großen Teil ihren materiellen Privilegien zu verdanken ist. Für sich selbst einen bequemen Lebensstil erhalten zu wollen ist allerdings nicht der einzige motivierende Faktor hinter dem Verhalten von Menschen. Es gibt weitere Faktoren, die, wenn es ihnen gestattet wird ohne Einmischung zu arbeiten, ein Problem für die Bourgeoisie darstellen könnten. Empathie spielt eine wichtige Rolle bei menschlichem Verhalten. Menschen haben eine starke, angeborene Tendenz dazu, sich gegenseitig zu helfen und Leid zu lindern. Zum Beispiel wurde verzeichnet, dass 13 Millionen Amerikaner nach Hurrikan Katrina, der im August 2005 auf den Südosten der Vereinigten Staaten traf, eine wohltätige Spende machten, um Organisationen zu entlasten.[75] Offensichtlich steht diese natürlich menschliche, mitfühlende Reaktion im Widerspruch zur überwältigenden Gewalt und Ungerechtigkeit des kapitalistischen Systems. Kulturen und Subkulturen haben ebenfalls einen großen Einfluss auf menschliches Denken und Verhalten. Menschen sind soziale Wesen und sie tendieren stark dazu, sich den Normen von Gruppen anzupassen. Sogar innerhalb der Arbeiteraristokratie haben sich in der Vergangenheit politische Bewegungen gebildet, die eine ernste Bedrohung des Status quo darstellen; diese beinhalten unter anderem die Friedensbewegung, die Bürgerrechtsbewegung und die Umweltbewegung. Diese Bewegungen leiden unter schwerer Infiltration und Behinderungen, einschließlich Attentaten, durch die Geheimdienste der USA und anderer westlicher Nationen, wie die berüchtigten COINTELPRO-Operationen des FBI gezeigt haben. Die Gruppensubkulturen und die alternativen sozialen Normen, die solche radikalen Bewegungen begleiten, basieren auf ernsten, gefühlsgesteuerten Sorgen bezüglich verschiedener Formen von Ungerechtigkeit und diese Sorgen können häufig eine stärkere Motivation zum Handeln sein als jeglicher Komfort, egal in welcher Form, den die Teilnehmer als Individuen genießen. Derartige Subkulturen können eine radikale, intellektuelle Denkweise innerhalb von Individuen festigen, die sie dazu bringt, stärkere organisatorische Strukturen und Taktiken beim Verfolgen ihrer Ziele zu entwickeln. Dies ist ein Phänomen, das eine offensichtliche Bedrohung für das Establishment darstellt. Zuletzt gibt es auch noch die Tendenz von Menschen, ihre Langzeitinteressen und die Interessen ihrer Kinder und Enkelkinder zu bedenken. Seine Nachkommen zu beschützen ist eine evolutionäre Tendenz, die nicht nur den Menschen eigen ist. Die Langzeitauswirkungen des Kapitalismus auf den Planeten und die menschliche Gesellschaft zu betrachten könnte jemanden sehr schnell dazu veranlassen, eine revolutionäre Denkweise, ohne die Ablenkungen und die intellektuelle Irreführung durch das kapitalistische System, anzunehmen.

Wir sollten nicht die psychologische Manipulation vergessen, die gegen die politische Linke im Auftrag der imperialistischen Bourgeoisie ausgeführt wird. Obwohl die COINTELPRO-Aktivitäten des FBI eine große Rolle bei der Infiltrierung und Zerschlagung der Friedensbewegung und anderer radikaler Bewegungen in den USA spielte, attackierte die CIA ebenfalls die politische Linke und setzte dabei hauptsächlich auf psychologische Kriegsführung, griff aber auch gelegentlich auf gezielte Attentate zurück. Die Auswirkungen des CIA-Projekts MK-Ultra auf das politische Bewusstsein der Linken und der allgemeinen Öffentlichkeit sollten nicht vergessen werden; genauso wenig die Auswirkungen von Operation Mockingbird (CIA-Programm zur Kontrolle der Nachrichtenmedien) oder die Infiltration und politische Manipulation von akademischen Institutionen und Kunst- und Kultureinrichtungen durch die CIA.

Projekt MK-Ultra war ein extrem breites Programm zur Erforschung und Entwicklung verschiedener Wege der Kontrolle von menschlichem Gedankengut und Verhalten. Trotzdem ist es wahrscheinlich am ehesten für seine Benutzung des starken Halluzinogens LSD, im Englischen auch als „acid“ bezeichnet, berüchtigt. Obwohl viele Bücher und Artikel über das Thema geschrieben wurden, präsentiert besonders das Buch Drugs As Weapons Against Us eine exzellente Analyse. Darin untersucht der Autor John Potash detailreich, wie die CIA in den 1960ern und 70ern heimlich große Mengen LSD unter Jugendlichen, Musikern, Schauspielern und Aktivisten verteilte, um beständig eine Kultur des Drogenkonsums unter denjenigen zu etablieren, die den Vietnamkrieg ablehnten und die Bürgerrechtsbewegung sowie Anliegen von sozialer Gerechtigkeit unterstützten. CIA-Geheimagenten organisierten zahlreiche „Acid Test“-Partys, auf denen LSD frei an alle Anwesenden verteilt wurde. Leuten wurde häufig ohne ihr Wissen und ihre Zustimmung LSD verabreicht, darunter berühmten Musikern und Aktivisten, die von CIA-Agenten gezielt ins Visier genommen wurden. Potash erklärt:

„Beweise zeigen, dass die MK-Ultra-Operationen der CIA zuerst verschiedenen politischen und künstlerischen Anführern LSD verabreichten und dann ihre Medienbestände diese Anführer auf eine ausgeklügelte Weise ins Rampenlicht rückten, um sie zu namhaften Figuren der Gegenkultur zu machen. Sie paarten sie häufig mit Undercover-Agenten in Propagandakampagnen, um LSD unter Linken zu bewerben.“[76]

Derartige geheime Aktivitäten spielten eine übergeordnete Rolle bei der Schaffung der Hippie-Subkultur, die im Motto „Turn on, tune in, and drop out“ des „Acid Guru“ Timothy Leary versinnbildlicht wurde. (Leary selbst gestand seine Rolle als CIA-Agent bei der Verteilung von LSD.)[77] Indem sie die Jugend und ihre Vorbilder mit gewaltigen Mengen LSD und anderen Drogen ins Visier nahm, normalisierte die CIA effektiv den Drogenkonsum innerhalb der politischen Linken in den USA. Der Konsum von LSD und anderen Drogen störte schwerwiegend das Leben und die Gedankenprozesse zahlloser linker Aktivisten und machte sie so politisch ineffektiv und führte dazu, dass viele von ihnen den politischen Aktivismus vollständig aufgaben. Musiker, Schauspieler und Aktivisten, die nicht kontrolliert werden konnten, wurden von der CIA und dem FBI häufig als Ziele für Attentate ausgewählt. Derartige Praktiken beschränkten sich nicht auf die Vereinigten Staaten; die CIA arbeitete insgeheim mit britischen und anderen europäischen Geheimdiensten zusammen, um ähnliche Taktiken gegen die europäische Linke anzuwenden.[78] In den USA erschien in den 1960er und 70er Jahren in der Musikszene eine verdächtige Anzahl von Musikern mit militärgeheimdienstlichem Hintergrund. Diese spielten während der Zeit des Vietnamkriegs, trotz der turbulenten politischen Atmosphäre dieser Zeit, Musik mit bemerkenswert unpolitischem Charakter und wurden mithilfe des Unternehmensmedienapparats sehr bekannt. Ihr Ankommen in der Musikszene fiel mit dem Aufkommen der Hippie-Subkultur im Westen zusammen und sie spielten eine große Rolle beim Auslösen des „Sex, Drugs, and Rock n‘ Roll“-Fiebers, das sich innerhalb der Jugend etablierte und somit dabei half, die westliche Linke in einer Zeit potentiell wichtiger politischer Umbrüche zu entpolitisieren.[79] Es ist klar, dass durch die Förderung einer Kultur des Drogenmissbrauchs und des dekadenten Verhaltens unter den westlichen Linken, bei gleichzeitiger Eliminierung ihrer stärksten Anführer und Verwässerung der radikalen Subkultur mit unpolitischen Themen, die herrschende Klasse die westliche Linke größtenteils ihrer Effektivität beraubt hat.

Zusätzlich zur Entwicklung einer dekadenten Drogenkultur innerhalb der westlichen Linken, zielte die herrschende Klasse auch auf die vorsichtige Kontrolle der Informationen ab, welche die Öffentlichkeit erhält. Obwohl die bourgeoisen Medien die Öffentlichkeit schon immer über die Natur von politischen Phänomenen belügt, ist das Ausmaß der heutigen Täuschung beispiellos. Dies kann überwiegend Operation Mockingbird zugeschrieben werden, die in den 1950ern von der CIA zur Kontrolle und Koordination der Nachrichtenmedien und zur Sicherstellung der Dominanz von Pro-US-Propaganda gestartet wurde. In der Mitte der 1970er Jahre wurde im US-Senat ein Untersuchungsausschuss, bekannt als das Church Committee, zur Untersuchung von Machtmissbrauch durch die CIA und andere Behörden gebildet. Das von Senator Frank Church geführte Komitee stellte fest, dass die CIA Journalisten für sich arbeiten ließ, um Propaganda in den Zeitungs- und Fernsehnetzen der USA und anderer Länder zu verbreiten. 1977 veröffentlichte der Enthüllungsjournalist Carl Bernstein einen Artikel mit dem Titel „The CIA and the Media“, in dem er detailreich die Rolle der Behörde bei der Infiltration großer Nachrichtenorganisationen in den Vereinigten Staaten untersucht. Bernstein fand heraus, dass hunderte Journalisten Aktivitäten im Auftrag der CIA ausgeführt, und dass Führungskräfte verschiedener Nachrichtenorganisationen heimlich mit der CIA zusammengearbeitet hatten, um CIA-Agenten Deckung zu beschaffen, die sich als Journalisten ausgegeben und gleichzeitig die Verbreitung von CIA-Propaganda über ihre Nachrichtennetzwerke ermöglicht hatten. Bernstein schreibt:

„Laut Dokumenten, die im Hauptquartier der CIA aufbewahrt werden, gibt es mehr als 400 amerikanische Journalisten, die in den letzten fünfundzwanzig Jahren heimlich Aufträge für die Central Intelligence Agency ausgeführt haben. Die Beziehung von einigen dieser Journalisten mit der Behörde waren stillschweigend; andere waren ausdrücklich. Es gab Kooperation, Gefälligkeiten und Überschneidungen. Journalisten stellten eine ganze Palette heimlicher Dienste zur Verfügung – von einfacher Informationssammlung bis hin zum Dienst als Mittelsmänner zu Spionen in kommunistischen Ländern. Reporter teilten ihre Notizbücher mit der CIA. Redakteure teilten ihre Mitarbeiter. Einige der Journalisten waren Gewinner des Pulitzerpreises, ausgezeichnete Reporter, die sich selbst für Botschafter ihres Landes ohne Geschäftsbereich hielten. Die meisten waren weniger bedeutend: Auslandskorrespondenten, die erkannten, dass ihre Verbindung mit der Agentur ihrer Arbeit half; freie Mitarbeiter und Freiberufler, die genauso sehr an den Heldentaten der Spionage wie am Ausfeilen von Artikeln interessiert waren; und die kleinste Kategorie, Vollzeitmitarbeiter der CIA, die sich im Ausland als Journalisten ausgaben. In vielen Fällen zeigen CIA-Dokumente, dass Journalisten angeheuert wurden, um Aufgaben für die CIA zu erfüllen, mit dem Einverständnis der Geschäftsführung von Amerikas führenden Nachrichtenorganisationen.“[80]

Laut Bernstein tat die CIA ihr Bestes, um die Details ihres Einsatzes von Journalisten vor dem Church Committee zu verheimlichen. Zusätzlich erklärt Bernstein, dass „eine ähnliche Entscheidung getroffen wurde, um die Ergebnisse der Ermittlungen der Mitarbeiter über den Einsatz von Akademikern zu verheimlichen“. Eine weitere detailreiche Enthüllung über Operation Mockingbird wurde von dem Autor und Forscher Alex Constantine verfasst und erschien als das erste Kapitel seines Buches Virtual Government: CIA Mind Control Operations in America, in dem er die verschiedenen Aktivitäten und Verbindungen zwischen der CIA, Unternehmensstiftungen, elitären Ideenfabriken, Zeitungen, Magazinen, Fernsehnetzwerken, Radiostationen, Hollywood und der Mafia untersucht.[81] In einem Interview mit RT News von 2014 enthüllte ein deutscher Journalist namens Udo Ulfkotte, dass er über einen erheblichen Zeitraum Propagandabeiträge, die von der CIA und dem BND geschrieben worden waren, unter seinem eigenen Namen veröffentlichte. Er beschreibt, wie westliche Geheimdienste auf Journalisten zukommen und sie manipulieren, sodass sie falsche Propagandageschichten veröffentlichen, und bekannte sich dafür schuldig, dass er sich an solch dubiosen Aktivitäten beteiligt hatte.[82] Ulfkottes Enthüllungen bestätigen die fortlaufende Manipulation der westlichen Nachrichtenmedien durch die CIA und andere Geheimdienste.

Zusätzlich zur Förderung von Drogenkonsum und zur Manipulation der Nachrichtenmedien zur Zeit des Kalten Kriegs, versuchte die CIA außerdem das westliche Kunst- und Bildungswesen zu manipulieren, um die politische Linke erheblich zu schwächen. Die Journalistin und Historikerin Frances Stonor erklärt in ihrem Buch The Cultural Cold War: The CIA and the World of Arts and Letters:

„Auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs setzte die US-Regierung massenhaft Ressourcen für ein geheimes Programm kultureller Propaganda in Westeuropa ein. Ein zentrales Merkmal dieses Programms war es, zu behaupten, dass es nicht existiert. Es wurde unter großer Geheimhaltung von Amerikas Spionagearm, der Central Intelligence Agency, geführt. Das Herzstück dieser geheimen Kampagne war der Kongress für kulturelle Freiheit. […] Auf seinem Höhepunkt hatte der Kongress für kulturelle Freiheit Büros in 35 Ländern, beschäftigte Dutzende von Mitarbeitern, brachte über 20 Prestigezeitschriften heraus, veranstaltete Kunstausstellungen, besaß einen Nachrichten- und Informationsdienst, organisierte hochrangige, internationale Konferenzen und honorierte Musiker und Künstler mit Preisen und öffentlichen Auftritten. Seine Mission war es, die westeuropäische Intelligenz von ihrer anhaltenden Faszination für Marxismus und Kommunismus wegzuschubsen, hin zu einer Sichtweise, die sich mehr an die ‚Amerikanische Art‘ anpasste.

Indem sie auf ein weitreichendes und sehr einflussreiches Netzwerk aus Geheimdienstpersonal, politischen Strategen, den etablierten Unternehmen und den althergebrachten Verbindungen der Ivy-Leage-Universitäten zurückgriff, begann die junge CIA von 1947 an, ein ‚Konsortium‘ aufzubauen, dessen doppelte Aufgabe es war, die Welt gegen die Infektion mit Kommunismus zu impfen und den Pfad für die Interessen der amerikanischen Außenpolitik im Ausland zu ebnen. […]

Ob sie wollten oder nicht, ob sie es wussten oder nicht, es gab nur wenige Schriftsteller, Dichter Künstler, Historiker, Wissenschaftler oder Kritiker im Nachkriegseuropa, deren Namen nicht auf irgendeine Weise mit dieser geheimen Unternehmung verbunden waren. Unangefochten und über zwanzig Jahre lang unerkannt hielt Amerikas Spionageeinrichtung eine ausgeklügelte, beträchtlich ausgestattete kulturelle Front im Westen, für den Westen, im Namen der freien Meinungsäußerung. Da die CIA den Kalten Krieg als einen ‚Kampf um den Geist der Menschen‘ definierte, hortete sie ein riesiges Arsenal an kulturellen Waffen: Zeitschriften, Bücher, Konferenzen, Seminare, Kunstausstellungen, Konzerte, Auszeichnungen.

Die Mitgliedschaft dieses Konsortiums umfasste eine gemischte Gruppe ehemaliger Radikaler und linker Intellektueller deren Glaube an Marxismus und Kommunismus zerschmettert worden war. […]“[83]

Wie Saunders in The Cultural Cold War dokumentiert, strebte die CIA an, westliche politische Ideen weg vom Kommunismus und weg von der Unterstützung der Sowjetunion zu steuern, indem sie die Kultur und die Debatte der westlichen Linken durch den Kongress für kulturelle Freiheit und andere dazugehörige Projekte vereinnahmte. Dies beinhaltete auch den Einsatz von Trotzkisten und anderer Leute, die Sichtweisen gegen Stalin und die Sowjetunion vertraten, um eine „andere Version“ linker Politik unter den Massen im Westen populär zu machen. Dieser kulturelle Krieg wurde nicht nur in Europa geführt, sondern auch in den Vereinigten Staaten. Der Journalist und Schriftsteller Caleb Maupin erklärt:

„Das Projekt beinhaltete die indirekte Finanzierung von ‚kulturellem Linksradikalismus‘ durch die CIA. In den Vereinigten Staaten und Westeuropa fingen Sozialisten, Kommunisten, Anarchisten sowie Künstler, Musiker, Akademiker und Filmemacher an, CIA-Geld zu erhalten. Viele von ihnen waren sich nicht im Klaren darüber, woher dieses Geld stammte.

Die Webseite der CIA bestätigt, dass sie ein in New York ansässiges, trotzkistisches Magazin namens ‚Partisan Review‘ subventionierte. Das Magazin präsentierte sich selbst als Repräsentant des echten Sozialismus von Karl Marx, Max Shachtman und Leo Trotzki, während es den ‚Stalinismus‘ in der UdSSR ablehnte. Die CIA bewarb außerdem die Werke von Sidney Hook und anderen ‚sozialistischen‘ Hochschulprofessoren.

Das Projekt ging über bloßen politischen Aktivismus hinaus und beinhaltete Gelder für Kunstgalerien, experimentelle Filmemacher und insbesondere für linke Akademiker. Die CIA finanzierte den Druck von George Orwells Literatur sowie Konzerte von linken Musikern.

[…] Die CIA bewarb absichtlich ‚kulturelle Linke‘ in der Hoffnung, Menschen mit linken und regimekritischen Instinkten vom sowjetischen Kommunismus wegzubringen.“[84]

Saunders erklärt, dass die CIA in ihrem kulturellen Krieg Bücher als besonders wichtigen Medientyp identifiziert hatte, da die Macht eines Buches, die Meinung seiner Leser zu verändern, unvergleichlich mit irgendeinem anderen Medientyp war. Sie schreibt: „Die New York Times behauptete 1977, die CIA sei in der Publikation von mindestens eintausend Büchern involviert gewesen.“ Diese umfassten alles von Romanen und Biografien bis hin zu Reiseführern und Enzyklopädien.[85] Saunders erwähnt außerdem die Gründung von Radio Free Europe im Jahr 1950, „das in jenem Jahr von der CIA eingerichtet wurde (wobei ihre Beteiligung vor der Öffentlichkeit durch ihre Frontorganisation, das Nationalkomitee für ein freies Europa, verheimlicht wurde)“, um antikommunistische Propaganda in Europa zu verbreiten sowie Übertragungen aus Ostblockländern zu überwachen.[86] Saunders sagt:

„Ein separates Budget von zehn Millionen Dollar wurde für Radio Free Europe (RFE) vorgesehen. […] Innerhalb weniger Jahre besaß RFE neunundzwanzig Stationen, die in 16 verschiedenen Sprachen sendeten. […] Es beauftragte außerdem die Dienste von Informanten hinter dem Eisernen Vorhang, überwachte kommunistische Übertragungen, sponserte antikommunistische Vorlesungen und Schriften von westlichen Intellektuellen und verteilte seine ‚Recherchen‘ international an Wissenschaftler und Journalisten (auch an diese, die dem Kongress für kulturelle Freiheit angehörten).“[87]

Von der CIA gesponserte Radiosendungen beschränkten sich nicht auf Radio Free Europe; die CIA betrieb außerdem Radio Liberty, ein Projekt, um Übertragungen direkt in die Sowjetunion zu leiten, sowie Radio Free Asia, Free Cuba Radio und viele weitere. Laut einem Artikel der New York Times von 1977 „übertrug Free Cuba Radio, gegründet in den frühen 1960ern, nicht von seinen eigenen Sendern aus, sondern kaufte Sendezeit von einer Reihe von kommerziellen Radiostationen in Florida und Louisiana“.[88] Somit gibt die New York Times zu, dass die CIA Sendezeit von Radiostationen in den Vereinigten Staaten kaufte. Der Forscher Alex Constantine zeigte in einer Reihe von Artikeln über dieses Thema die wiederholten Desinformations- und Propagandaübertragungen von Pacifica Radio durch bekannte CIA-Lockvögel auf[89] und machte somit auf den Fakt aufmerksam, dass die CIA Radioübertragungen nicht nur benutzte, um Ausländern, sondern auch Amerikanern Propaganda zukommen zu lassen.

Natürlich spielen Hollywood und die kommerzielle Unterhaltungsindustrie eine zentrale Rolle in der westlichen Kultur und sie haben einen mächtigen Einfluss auf das politische Bewusstsein ihrer Zuschauer. Die CIA macht starken Gebrauch von Filmen und Fernsehsendungen, um den Massen Propaganda zukommen zu lassen. Der Schriftsteller und Forscher Mahdi Darius Nazemroaya erklärt in einem Artikel mit dem Titel „Cultural Imperialism and Perception Management: How Hollywood Hides US War Crimes“:

„Die Wahrnehmung der meisten Leute in den USA und Westeuropa ist von Hollywood und der Unterhaltungsindustrie, und nicht von Geschichtsbüchern und wissenschaftlichen Werken, beeinflusst. […]

Das anerkannte Establishment aus Verknüpfungen zwischen Hollywood und der US-Regierung begann im Jahre 1927 mit der Produktion des Kriegsstummfilms Wings. Der Stummfilm handelte vom Ersten Weltkrieg und war stark auf die United States Army Air Corps angewiesen, welche die Luftwaffe der US Army [waren]. Seit der Produktion von Wings im Jahre 1927 gibt es eine enge Partnerschaft zwischen dem Pentagon und Hollywood, die sich ausgeweitet hat und erblüht ist, sodass sie jetzt auch andere Staatsorgane und Behörden umfasst, darunter Mitglieder der 16 Mitglieder starken United States Intelligence Community, wie die Central Intelligence Agency (CIA). Dies hat zu der vertikalen Integration von Hollywood und der Unterhaltungsindustrie in den militärisch-industriellen Komplex geführt, was Hollywoodfilme im Grunde zu Werkzeugen des kulturellen Imperialismus und zu getarnter US-Propaganda reduziert.“[90]

Wie ein Artikel von Vice News enthüllt, war die CIA in die Produktion mehrerer neuerer Filme, Fernsehsendungen und BBC-Dokumentationen involviert.[91] Es ist klar, dass Hollywood eine lange Geschichte der Zusammenarbeit mit der CIA und dem Pentagon bei der Produktion von Filmen, darunter sehr bekannten, besitzt. Diese Geschichte der Zusammenarbeit ist tatsächlich so umfangreich, dass diese Beziehung jetzt offen zugegeben wird, zumindest bis zu einem gewissen Grad, obwohl die Details und der wahre Umfang der Beteiligung der CIA nicht öffentlich gemacht werden. Matthew Alford und Robbie Graham erklären in einem Artikel mit dem Titel „Lights, Camera… Covert Action: The Deep Politics of Hollywood“:

„Das Verteidigungsministerium [der USA] führt eine ‚offene‘ aber kaum bekannte Beziehung mit Tinsel Town [Hollywood], in der das Pentagon, im Austausch für Beratung, Männer und unbezahlbare Geräte wie Flugzeugträger und Helikopter, regelmäßig geschönte Drehbuchänderungen verlangt. […]

Derartige Regierungstätigkeit, obwohl sie moralisch fragwürdig ist und kaum kenntlich gemacht wird, ist der Öffentlichkeit zumindest bekannt. Dies kann nicht von den Beziehungen der CIA mit Hollywood behauptet werden, die, bis vor Kurzem, von der Behörde unbestätigt vonstattengingen. 1996 verkündete die CIA ohne großes Aufsehen zu erregen den nüchternen Aufgabenbereich ihres neu gegründeten Media Liaison Office [Medienverbindungsbüro], das von dem erfahrenen Funktionär Chase Brandon geleitet wird. Als Teil ihrer neuen Haltung arbeitet die CIA nun offen an Hollywood-Produktionen mit, angeblich in rein ‚beratender‘ Funktion.

Der Entscheidung der Behörde, öffentlich mit Hollywood zu arbeiten, ging der ‚Task Force Report on Greater CIA Openness‘ von 1991 voraus, der von CIA-Direktor Robert Gates‘ neu eingesetzter ‚Openness Task Force‘ zusammengestellt wurde.[92]

Die Liste von Filmen und Fernsehsendungen, an denen die CIA mitgearbeitet hat, beinhaltet ein paar überraschende Titel, die bei einigen die Frage aufwerfen könnten, warum die CIA an ihrer Produktion interessiert sein sollte, da sie überhaupt nicht offen politisch sind. Ein Sputnik-Artikel erklärt:

„Ein paar der Projekte, die eine geheime Beteiligung des Staats aufweisen, sind vielleicht vorhersehbar – SciFi-Blockbuster wie Transformers und Krieg der Welten – andere sind verwirrend.

Zum Beispiel arbeitete das Pentagon seit 2005 an dutzenden Reality-TV-Projekten mit, darunter Cupcake Wars, American Idol und Top Chef. Die CIA arbeitete ebenfalls an einer Episode der letztgenannten Serie mit, genauso wie das Außenministerium [der Vereinigten Staaten]. […]

Weitere aufgedeckte Beispiele für die Einmischung der CIA in Drehbücher sind eher überraschend als besorgniserregend – zum Beispiel war die CIA an der Produktion der Weihnachtskomödie Ernest Saves Christmas und der romantischen Komödie Meine Braut, ihr Vater und ich (sowie der Fortsetzung Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich) beteiligt.“[93]

Der Sputnik-Artikel weist zu Recht darauf hin, dass es unmöglich ist, das wahre Ausmaß der Einmischung durch den US-Geheimdienstapparat in Bezug auf Filme und Fernsehsendungen zu kennen. Das, was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass die CIA und das Pentagon eine Rolle in der Manipulierung der Unterhaltungsindustrie spielen und dass dies mehr als nur ein paar Produktionen betrifft. Die Bekanntgabe eines CIA-„Verbindungsbüros“ ist mit Sicherheit ein Limited Hangout, ein teilweises Eingeständnis, um zu vermeiden, den tatsächlichen Grad von CIA-Involvierung einräumen zu müssen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der US-Geheimdienstapparat an der Produktion der meisten Filme und Fernsehsendungen beteiligt ist – vielleicht sogar an allen Produktionen, die im Fernsehen oder in großen Theatern erscheinen. Das Muster der Propaganda und die völlige Stumpfsinnigkeit und anti-linke Tendenz in den Mainstream-Medien deuten sicherlich diese Möglichkeit an.

Die sozialen Medien, ein relativ neues Phänomen, wenn man sie mit den anderen existierenden Formen von Medien vergleicht, sind zu einem weiteren Werkzeug der imperialistischen Geheimdienste geworden, mit dem sie das Bewusstsein der Massen manipulieren. Es ist wohlbekannt, dass Facebook, Twitter, YouTube und Google alle Medien zensieren, die sie aus dem einen oder anderen Grund für unakzeptabel halten; obwohl Liberale und Konservative gleichermaßen behaupten, Opfer solcher Zensur zu sein, sind die echten Ziele von Zensur diejenigen, die politische Linien und Narrative vertreten, die sich nicht mit den Lügen und falschen Erzählungen des US-Imperialismus decken. Vorwürfe, wie „Falschmeldungen“, „Verschwörungstheorien“ und „Hassrede“ zu verbreiten oder ein „russischer Agent“ zu sein, werden häufig von diesen Social-Media-Plattformen angeführt, um die Zensur von Menschen und Organisationen zu rechtfertigen, die den politischen Mainstream-Geschichten des Westens trotzen. Wie in einer Episode der CBS-Sendung 60 Minutes vom Dezember 2019 berichtet wurde, sagte der CEO von YouTube, dass die Social-Media-Plattform kürzlich „die Menge an Zeit, die Amerikaner mit dem Schauen von kontroversem Inhalt verbringen, um 70% reduziert hat“, indem sie Änderungen am Algorithmus eingeführt hat, der benutzt wird, um ihren Nutzern Videos zu empfehlen.[94] Social-Media-Plattformen betreiben nicht nur Zensur, sie werden auch noch von US-Geheimdienstbehörden benutzt, um aktiv riesige Mengen an Daten über die Internetsuchbegriffe, Social-Media-Posts, Sprachkonversationen, Onlinekäufe und die sozialen Netzwerke von Menschen zu sammeln. Die Informatikunternehmen, „Big Data“, die an der Entwicklung dieser populären Social-Media-Plattformen beteiligt sind, besitzen enge Verbindungen zu westlichen Militär- und Geheimdienstbehörden. Es ist öffentlich bekannt, dass die CIA mithilfe ihres „Technologieinvestitionszweigs“, einer Risikokapitalgesellschaft namens In-Q-Tel, Geld in technologische Start-up-Unternehemen investiert, die das Potential zur Mehrung ihrer Spionagefähigkeiten besitzen.[95] Der US-Militärgeheimdienstapparat investiert nicht nur Geld in solche Firmen, sondern besetzt in manchen Fällen auch noch aktiv das Personal; ein Artikel auf Wire mit dem Titel „Ex-Darpa Head Regina Dugan Leaves Google for Facebook“ (Ex-Darpa-Leiterin Regina Dugan verlässt Google für Facebook ) liefert ein glänzendes Beispiel für dieses Phänomen.[96]

Im Informationszeitalter, mit dem Aufkommen von digitaler Technologie und künstlicher Intelligenz, werden autonome, elektronische Informationssysteme zu einem immer häufigeren Werkzeug bei der Manipulation der menschlichen Wahrnehmung. Menschen werden immer abhängiger von Informationen und bourgeoiser Nachrichtenpropaganda, die sie durch Suchmaschinen wie Google, „Voice AI“-Systemen wie Siri und Alexa,[97] und Social-Media-Anwendungen wie Facebook und Twitter erhalten und akzeptieren diese immer häufiger einfach passiv. Nicht nur das, außerdem werden ihre kognitiven Prozesse durch die Benutzung von „Brain Hacking“-Techniken, die für Marketingzwecke entwickelt worden sind, schwer manipuliert. Dabei werden neurowissenschaftliche Prinzipien auf digitale Informationssysteme angewendet, woraus eine weitverbreitete Sucht nach dem Smartphone und Social-Media-Anwendungen resultiert.[98] Diese Social-Media-Anwendungen sind so gestaltet, dass sie die Psychologie ihrer Nutzer manipulieren. Dafür werden Algorithmen verwendet, die auf der Grundlage der gesammelten Nutzerdaten speziell an den Nutzer angepasst werden. Einmal in Gang gesetzt können diese Algorithmen kontinuierlich und überwiegend autonom weiter funktionieren. Das alles wurde möglich gemacht durch die Ausbreitung von Heimcomputern und insbesondere von Smartphones, Technologien, die in den wohlhabenden, imperialistischen Ländern weitverbreitet sind aber auch in anderen Ländern zunehmend üblicher werden. Sogar die Urheberschaft von Nachrichtenartikeln beginnt, automatisiert zu werden, da nun KI-Systeme entwickelt und eingeführt werden, die zusammengestellte Daten verwenden, um Nachrichtenartikel zu produzieren, die scheinen, als seien sie von Menschen geschrieben worden.[99] Das wachsende Potential derartiger Technologie zur Manipulation der Psychologie der Massen ist erschreckend. Wie der milliardenschwere Technikunternehmer Elon Musk einst sagte: „Ich denke, wir sollten sehr vorsichtig mit Künstlicher Intelligenz sein. Wenn ich raten müsste, […] was unsere größte existenzielle Bedrohung ist, ist es wahrscheinlich die. […] Mit Künstlicher Intelligenz beschwören wir den Teufel.“[100] Die großen Unternehmen und Geheimdienstbehörden des Kapitalismus suchen immer großflächigere Methoden, um ihre Propaganda in die Köpfe der Menschen zu pflanzen. Mit der Entwicklung von weitverbreiteten, digitalen Überwachungs- und fortschrittlichen KI-Systemen zum Filtern von Informationen und zur Manipulation der menschlichen Psychologie auf Massenskala, „beschwört“ die imperialistische Bourgeoisie in der Tat „den Teufel“.

Da das Bildungssystem eine große Rolle bei der psychologischen und politischen Entwicklung der Bevölkerung spielt, ist es eines der Hauptziele für Infiltration und Manipulation durch imperialistische Geheimdienstbehörden. Wie bei der Produktion von Film und Fernsehen ist auch das wahre Ausmaß der Manipulation des westlichen Bildungssystems durch die CIA und andere Geheimdienstbehörden unbekannt; es gibt aber Anzeichen dafür, dass sie sehr weit reicht. Obwohl der Kongress für kulturelle Freiheit eine große Rolle in der anfänglichen Infiltration der akademischen Institutionen durch die CIA spielte, hat das Ausmaß der Beteiligung von US-Geheimdienstbehörden an der akademischen Welt des Westens seitdem zugenommen. Der Anthropologe Professor David Price erklärt in einem Artikel von 2005 mit dem Titel „The CIA‘s Campus Spies“:

„Sogar bevor die Ereignisse des 11. September die Macht der amerikanischen Geheimdienstbehörden ausdehnten, wurden unsere Universitäten in aller Stille modifiziert, um den Bedürfnissen der Intelligence Community auf neue und geheime Weisen zu dienen. Die sichtbarste dieser Reformen war die Gründung des National Security Education Program (NSEP), das Studenten aus traditionellen Sprachförderprogrammen wie Fulbright oder Title VI abzapfte. Während traditionelle Förderprogramme den Studenten kleine Stipendien von ein paar tausend Dollar zum Studieren von Fremdsprachen an amerikanischen Universitäten zur Verfügung stellen, gibt das NSEP eine Fülle an Finanzierungen (manchmal mehr als 40.000 Dollar pro Jahr) an Absolventen, damit sie ‚gefragte‘ Sprachen studieren. Dies schließt aber problematische Rückzahlbedingungen mit ein, die Verlangen, dass die Bezieher später für nicht näher bestimmte nationale Sicherheitsbehörden der USA arbeiten. […]

Obwohl viele Akademiker mit Wut und Protest auf den Einzug des NSEP auf amerikanische Campus reagierten, gab es keine öffentliche Reaktion auf ein sogar noch beunruhigenderes Förderprogramm nach dem 11. September, das die existierende, amerikanische Schnittstelle zwischen Geheimdiensten und Universitäten erweitert. Ohne großes Aufsehen stimmte der Kongress dem Absatz 318 des Intelligence Authorization Act von 2004 zu, der vier Millionen Dollar für die Finanzierung eines Pilotprogramms, bekannt als das Pat Roberts Intelligence Scholars Program (PRISP), bewilligte. PRISP, benannt nach Senator Pat Roberts (Republikaner, Kansas, Vorsitzender, Senate Select Committee on Intelligence), wurde entworfen, um Geheimdienstfunktionäre und -analytiker in den Klassenzimmern amerikanischer Universitäten für Karrieren in der CIA und anderen Behörden auszubilden. PRISP wird aktuell an einer nicht veröffentlichten Zahl von amerikanischen College- und Universitätscampus eingesetzt.“[101]

Außerdem sagt Price, dass es laut seinen Recherchen, bei denen er auf den Freedom of Information Act (FOIA) zurückgriff, „sicher ist, dass diese PRISP-Studenten auch insgeheim Unterlagen über ihre Professoren und Mitstudenten zusammenstellen“. Er behauptet außerdem unmissverständlich, dass „es unbekannt viele Universitätsprofessoren gibt, die regelmäßig mit der CIA oder für sie arbeiten“.

Genauso wie die CIA schließlich öffentlich, zumindest teilweise, über das Media Liaison Office zugab, dass sie in Hollywood mitwirkt, gibt es ein ähnliches öffentliches Eingeständnis der Mitwirkung der CIA im Bildungswesen auf der Webseite der Southern University, das eine „Partnerschaft“ zwischen der Universität und der CIA beschreibt. Dies wurde 2019 bekanntgegeben:

„Das Southern University System und die Central Intelligence Agency (CIA) traten am Montag in eine noch nie dagewesene Partnerschaft zum Nutzen der Studenten und des Kollegiums ein. President-Chancellor Ray Beeton, Executive Vice President-Chancellor James Ammons und Vertreter der CIA unterzeichneten ein Memorandum of Understanding, das als der zugrundeliegende Rahmen der Teilnahme des Universitätssystems an der Rekrutierungs- und Arbeitskraftentwicklungsinitiative der CIA dienen wird, die Teil der White House Initiative on Historically Black Colleges and Universities ist. Das Southern University System Board of Supervisors [Aufsichtsgremium des Southern University System] wird die Vereinbarung bei der Sitzung des Gremiums am Freitag auf dem Campus ratifizieren.“[102]

Es ist klar, dass US-Geheimdienste, besonders die CIA, durch die Produktion und die Manipulation verschiedener Arten von Medien, darunter Bücher, Magazine, Zeitungen, Filme, Dokumentationen, Fernseh- und Radiosendungen und Social-Media-Plattformen, sowie durch die Anstellung von Künstlern und Akademikern zur größtmöglichen Verbreitung von Ideen, die günstig für die imperialistische Bourgeoisie sind, eng an der Formung der amerikanischen und europäischen Kultur mitwirkten. Es scheint, dass die CIA ihre Kontrolle über den westlichen Medienapparat und das westliche Bildungssystem seit der Zeit des Kalten Kriegs fortführt und sogar noch erweitert hat, denn es gab keine relevante Kraft, keinen Widerstand im Westen gegen dieses Vorgehen, der solch eine Übernahmen hätte verhindern können. Es sind nicht nur die CIA und US-Geheimdienste, die aktiv an der Formung westlicher Kultur beteiligt sind; andere Geheimdienste und Organisationen spielten ebenfalls eine bedeutende Rolle, darunter das britische Tavistock Institute und der MI6-Geheimdienst,[103] der deutsche BND[104] und viele weitere europäische Geheimdienste.

Wie Lenin deutlich sagte, „[ist d]ie Presse- und Versammlungsfreiheit in der bürgerlichen Demokratie […] die Freiheit der Reichen, sich gegen die Werktätigen zu verschwören, die Freiheit der Kapitalisten, Zeitungen zu bestechen und aufzukaufen“.[105] Da alle großen Mediennetzwerke und Social-Media-Plattformen im Kapitalismus der Bourgeoisie gehören und alle Militär- und Geheimdienstorganisationen des Kapitalismus von der Bourgeoisie organisiert werden, um ihren Interessen zu dienen, sollte es keine Überraschung sein, dass die Bourgeoisie ihren Medienapparat und ihre Geheimdienste zusammen für ihre Zwecke benutzt, um den Massen Propaganda vorzusetzen und ihre Psychologie zu manipulieren. Die Fähigkeit der Massenmedien, Sichtweisen, Ideen und Werte innerhalb der Allgemeinheit zu normalisieren, befähigt die imperialistische Bourgeoisie dazu, versteckt die öffentliche Meinung im Interesse des Imperialismus zu beeinflussen und zu lenken. Es ist wichtig, zu beachten, dass es nicht nur die imperialistischen Länder sind, in denen die bourgeoise Propaganda einen beträchtlich schlechten Einfluss auf die Kultur und das politische Bewusstsein der Arbeiterklasse ausübt; bourgeoise Propaganda hat auch einen schlechten Einfluss auf die Arbeiterklasse in den armen Ländern, indem sie das revolutionäre Potential dort reduziert, wo die materiellen Bedingungen andernfalls günstig für eine Revolution wären.

Die politische Passivität der westlichen Arbeiteraristokratie spielt eine wichtige Rolle dabei, der imperialistischen Bourgeoisie zu erlauben, völlig die westliche Kultur mit ihrer ekelhaften Propaganda zu dominieren. Natürlich besitzt die Arbeiterklasse in den Vereinigten Staaten eine sehr lange Geschichte der Reaktion und der politischen Rückständigkeit. Der große, revolutionäre Journalist John Reed sagt in seinem Artikel „Bolshevism in America“, der 1918, vor einem Jahrhundert, erschien:

„Die amerikanische Arbeiterklasse ist politisch und ökonomisch gesehen die am wenigsten gebildete Arbeiterklasse der ganzen Welt. Sie glaubt, was sie in der kapitalistischen Presse liest. Sie glaubt, das Lohnsystem sei von Gott bestimmt. […] Wenn die Demokraten an der Macht sind, glaubt sie den Versprechen der Republikaner und umgekehrt. Sie glaubt, dass die Arbeitsgesetze, das bedeuten, was sie sagen. Sie ist dem Sozialismus gegenüber voreingenommen.“[106]

Unglücklicherweise ist die amerikanische Arbeiterklasse, zusammen mit der europäischen, heutzutage sogar noch weniger gebildet und noch reaktionärer als noch vor einem Jahrhundert. Die Macht der imperialistischen Bourgeoisie über die Medien und das Bildungssystem führte zu einem noch größeren Ausmaß der politischen Rückständigkeit innerhalb der Arbeiterklasse, nicht nur im Westen, sondern auch in anderen Teilen der Welt. Wie der große Anführer der Bürgerrechtsbewegung Malcolm X berüchtigterweise oft zitiert wird: „Wenn du nicht aufpasst, lassen dich die Zeitungen die Menschen hassen, die unterdrückt werden und die Menschen lieben, die unterdrücken“. Die Wahrheit seiner Worte ist heutzutage bedeutender als jemals zuvor, wenn man das fortgeschrittene Ausmaß jener Kontrolle bedenkt, welche die imperialistische Bourgeoisie über die Psychologie der Arbeiterklasse im Westen und sonst wo mittels ihres massiven Propagandaapparats aufrechterhält. Außerdem erlaubt es eine solch ausgedehnte Kontrolle über die Medien den imperialistischen Geheimdiensten, höchst ausgeklügelte psychologische Operationen gegen die Allgemeinheit auszuführen, ohne das Risiko einer großen Enthüllung durch die Medien. Welche Enthüllung auch immer den imperialistischen Geheimdiensten durch echte Enthüllungsjournalisten droht, ist auf alternative Pressekanäle beschränkt, die sowieso schon stark marginalisiert sind und von der Propaganda der Unternehmensmedien und den künstlichen „alternativen“ Medien übertönt werden. Mit einer derartigen Macht über die Gedanken der westlichen Massen ist die imperialistische Bourgeoisie in der Lage, ihre Agenda voranzubringen und endlose Gräueltaten gegen die Menschheit und die Erde zu verrichten, ohne irgendeinem nennenswerten Widerstand aus der Heimat zu begegnen. Die Arbeiteraristokratie in den imperialistischen Ländern akzeptiert überwiegend die Täter-Opfer-Umkehr, proimperialistische Propaganda, die in den Mainstream-Medien bekannt gemacht wird, dermaßen, dass es keine relevante Antikriegsbewegung mehr gibt; trotz der laufenden US- und NATO-Militäraggressionen gegen Länder, die dem westlichen Imperialismus trotzen, und trotz des steigenden Potentials für den Ausbruch eines weiteren Weltkriegs.

Wie Marx in seiner Beurteilung der Beziehung zwischen den englischen und den irischen Arbeitern sagt: Ein Arbeiter, der seiner eigenen Nation und seiner eigenen Bourgeoisie gegenüber auf Kosten der Arbeiter in anderen Nationen treu bleibt, wird „zum Werkzeug seiner Aristokraten und Kapitalisten […], befestigt damit deren Herrschaft über sich selbst“. Diese Worte sind von extremer Bedeutung in Bezug auf die Idee des „falschen Bewusstseins“, eines Konzepts, dass der vulgäre Drittweltismus wild verfälscht.

Während Arbeiter in den bourgeoisen, imperialistischen Ländern Einkäufe, Alkohol und hirnlose Unterhaltung genießen können, sind sie sich gleichzeitig überwiegend nicht über die sich verschlechternde politische Situation im Klaren, die auf sie und den Rest der Welt zukommt. Sie opfern ihre Langzeit- für ihre Kurzzeitinteressen, die Zukunft ihrer Kinder (und der Kinder von anderen) für ihre eigene Maßlosigkeit und Selbstsucht. Die existentiellen Bedrohungen, denen die Menschheit gegenübersteht, häufen sich weiter an, zusammen mit anderen Problemen im kapitalistischen System, wie Armut, Arbeitslosigkeit, Mangel an bezahlbarem Wohnraum und bezahlbarer Gesundheitsversorgung, einer steigenden Zahl von Menschen mit psychischen Krankheiten und Süchten etc. Obwohl viele aus der Arbeiteraristokratie zugeben werden, dass diese Probleme existieren, zumindest bis zu einem gewissen Grad, gibt es nur wenige, die solche Probleme ernst genug nehmen, um ihre Details zu untersuchen, und sogar noch weniger, die bereit sind, an irgendeiner Art von bedeutender Handlung teilzunehmen, um sie zu lösen. Währenddessen wird die herrschende Klasse in den westlichen Ländern durch ihre Aneignung von sogar noch größerem Reichtum, ihre Festigung der Macht über die Medien und die Bildung, und ihre Ausweitung der massenhaften Überwachung stärker. Während die Arbeiter in den imperialistischen Ländern weiterhin von belanglosen Streits zwischen Liberalen und Konservativen abgelenkt sind, vergrößert die imperialistische Bourgeoisie weiter ihre Macht über sie und „beschwört den Teufel“ durch die Entwicklung von immer fortschrittlicheren Technologien und Methoden der sozialen Kontrolle. Bis zur Selbstgefälligkeit eingelullt von Privilegien und Propaganda, glaubt die Arbeiteraristokratie törichterweise an die Fassade der Demokratie, die ihr präsentiert wird, während ihre Selbstbestimmung inmitten des Aufbaus eines unsichtbaren Gefängnisses der digitalen Überwachung und der psychologischen Kriegsführung, unterstützt von fortschrittlicher künstlicher Intelligenz, verwelkt. Wir werden an die Worte des berühmten Schriftstellers Goethe erinnert: „Niemand ist mehr Sklave, als der sich für frei hält, ohne es zu sein.“[107]

Vulgärer Drittweltismus behauptet, die Arbeiteraristokratie leide nicht unter einem falschen Bewusstsein, sondern sei sich ihrer privilegierten Position über anderen Teilen der Arbeiterklasse bewusst und strebte bewusst die Erhaltung dieser privilegierten Position auf Kosten der schlimmer ausgebeuteten Arbeiter an. Andererseits behaupten Erste-Weltisten, es gäbe keinen fundamentalen Unterschied zwischen den privilegierten Arbeitern und den überausgebeuteten Arbeitern; sie sehen nur eine homogene Arbeiterklasse. Natürlich sind beide dieser Positionen fehlerhaft. Obwohl die Position der vulgären Drittweltisten mit Sicherheit mehr der Wahrheit entspricht, fehlt es dieser an Nuance, denn sie berücksichtigt nicht all die Weisen, auf welche die Arbeiteraristokratie belogen, Propaganda ausgesetzt und in den Erhalt einer engen und gestörten Weltsicht gezwungen wird. Sie berücksichtigt nicht die Wirklichkeit der staatlich finanzierten psychologischen Operationen zum Zweck der Zerschlagung jener Bewegungen in den imperialistischen Ländern, die das Potential zum Aufbau eines echten proletarischen Internationalismus und eines Klassenbewusstseins unter den Arbeitern haben. Vulgärer Drittweltismus übersieht die Weisen, auf die globaler Kapitalismus gegen die Langzeitinteressen der Arbeiteraristokratie handelt. Die Auffassung, die privilegierten Arbeiter seien sich, bis zu einem gewissen Grad, ihrer privilegierten Position innerhalb der globalen Gesellschaft und vielleicht sogar der Tatsache, dass ihr Privileg auf der Ausbeutung anderer Arbeiter und der Zerstörung der Umwelt basiert, bewusst, enthält sicherlich eine Spur Wahrheit. Trotzdem ist es ein Fehler die Kurzsichtigkeit und die unverblümte politische Dummheit der Arbeiteraristokratie bei der Unterstützung eines Systems, das, auf lange Sicht, gegen die Interessen von beinahe jedem, einschließlich ihrer eigenen Kinder und Enkelkinder, geht, zu vernachlässigen.

Alle Drittweltisten erkennen den Fakt an, dass die Privilegien, welche die Arbeiter in den imperialistischen Ländern genießen, tatsächlich eine Bestechung durch die imperialistische Bourgeoisie zur Erhaltung einer bourgeoisen Klassenallianz zwischen jenen Arbeitern und der herrschenden Klasse ist. Die vulgären Drittweltisten verlieren allerdings den Fakt aus den Augen, dass diese Bestechung die privilegierten Arbeiter gegen ihre eigenen Langzeitinteressen stellt. Wenn jemand nur kurzfristig denkt, scheint es, die privilegierten Arbeiter handelten im Einklang mit ihren Interessen; wenn man allerdings das größere Bild betrachtet, wird deutlich, dass die privilegierten Arbeiter tatsächlich unter einem falschen Bewusstsein leiden, denn sie handeln gegen ihre Langzeitinteressen. Dies ist ein wichtiger Unterschied zwischen vulgärem Drittweltismus und echtem, proletarischen, internationalistischem Drittweltismus, denn letzterer berücksichtigt sowohl die Kurzzeit- als auch die Langzeitinteressen der Arbeiter und behält gleichzeitig eine realistische Sicht auf die Möglichkeiten für revolutionäre Organisation unter den bestehenden Bedingungen bei.

Die Probleme des Vulgären Drittweltismus

Drittweltismus wurde schon immer von Leuten, die sich selbst Marxisten nennen, schlecht gemacht; der geläufige Ansatz ist es, Drittweltismus zugunsten von verschiedenen Formen des Erste-Weltismus zu beschränken, darunter (aber nicht zwangsweise nur) Trotzkismus und erste-weltistischer Maoismus. Aber es ist ziemlich klar, dass Erste-Weltismus schwerwiegende Fehler aufweist; es versteht sich tatsächlich von selbst. Es kann nicht geleugnet werden, dass der bourgeoise Lebensstil, den die privilegierten Teile der Arbeiterklasse genießen, nicht ökologisch nachhaltig ist und auf der schweren Ausbeutung einer großen Menge von Arbeitern in den armen Ländern basiert. Es kann außerdem nicht geleugnet werden, dass es eine viel größere Zahl von Kommunisten in den armen Ländern und unter den Menschen in jenen Ländern eine viel größere Bereitschaft zum Aufgreifen von antiimperialistischer und antikapitalistischer Politik gibt. Es ist klar, dass die Arbeiteraristokratie durch und durch reaktionär ist und keine brauchbare revolutionäre Basis darstellt. Eine Revolution unter Bedingungen, die objektiv antirevolutionär sind, beginnen zu wollen, ist unrealistisch und zum Scheitern verurteilt. Des Weiteren, die Leben der privilegierten Arbeiter auf Kosten des Rests der Arbeiter der Welt verbessern zu wollen, ist keine wirksame Lösung für die Probleme der Welt und auch nicht revolutionär. Erste-Weltismus ist im Kern Opportunismus, denn er bedeutet, eine prinzipienlose Einheit mit reaktionären Kräften, eine rechte Abweichung von den Grundsätzen des Marxismus, zu bilden. Dies wäre außerdem eine Form des Sozialchauvinismus. Lenin beschreibt dieses Phänomen wie folgt:

Der politische Inhalt des Opportunismus und des Sozialchauvinismus ist derselbe: Zusammenarbeit der Klassen, Verzicht auf die Diktatur des Proletariats, Verzicht nur die revolutionäre Aktion, rücksichtslose Anerkennung der bürgerlichen Legalität, Mißtrauen dem Proletariat, Vertrauen der Bourgeoisie gegenüber.“[108]

Wir sollten den Erste-Weltismus allerdings nicht einfach ablehnen, nur um dann in die Falle des vulgären Drittweltismus zu tappen; es ist klar, dass vulgärer Drittweltismus ebenfalls ernste Mängel aufweist, die das Potential haben, der globalen revolutionären Bewegung ernsthaft zu schaden (und dies auch schon getan haben). Wie Erste-Weltismus führt auch vulgärer Drittweltismus die Arbeiterklasse in die Irre, wenn auch in eine andere Richtung. Während der Inhalt des Erste-Weltismus Opportunismus ist, ist der Inhalt des Drittweltismus Sektierertum. Vulgärer Drittweltismus ist eine ultralinke Abweichung vom Marxismus, die eine unnötige Spaltung der Kräfte des Proletariats bedingt. Er manifestiert sich auf viele Weisen, hauptsächlich als Identitätspolitik, Absolutismus, Determinismus, Engführung und Nichtstuerei, und fördert so eine gestörte Sicht auf die tatsächlichen globalen Bedingungen.

Als eine Form der Identitätspolitik ermutigt vulgärer Drittweltismus zu Hass und Chauvinismus gegenüber Menschen in den bourgeoisen Ländern, allein auf Grundlage ihrer Identität als „Erstweltler“; ähnlich wie einige „Linke“, die chauvinistische Haltungen gegenüber Weißen und Männern pflegen (obwohl sie häufig selbst weiß und/oder männlich sind). Identitätspolitik dient nur dazu, die wahre Natur der Klassenunterdrückung zu verschleiern, indem sie die Aufmerksamkeit der Menschen auf Identität, statt auf echte, konkrete politische Rollen, fokussiert. Die, die sich an antiweißer Identitätspolitik beteiligen, übersehen die wahre, systematische Natur des Rassismus und seinen Ursprung in der Klassengesellschaft. Stattdessen überverallgemeinern sie alle Weißen zu der Kategorie „Unterdrücker“ und marginalisieren sie entweder oder lehnen sie vollständig ab (was, scheinbar, auch diejenigen betrifft, die sich selbst dem Ende der rassistischen und anderer Arten von Unterdrückung verschrieben haben). Auf ähnliche Weise übersehen jene, die sich an antimännlicher Identitätspolitik beteiligen, die wahre Natur der auf Geschlecht basierenden Unterdrückung und ihre Beziehung zum Kapitalismus und zur Teilung der Klassen. Stattdessen überverallgemeinern sie alle Männer zu „Unterdrückern“ und marginalisieren sie entweder oder lehnen sie vollständig ab. Die, die sich an solch liberaler Identitätspolitik beteiligen, können nicht die Realität akzeptieren, dass Schwarze in den bourgeoisen Ländern ein gewisses Maß an materiellen Privilegien aus der Unterdrückung und der Ausbeutung der Arbeiterklasse der armen Länder erhalten; genauso wenig können sie die Realität akzeptieren, dass Frauen in den bourgeoisen Ländern ein beträchtliches Maß an materiellen Privilegien aus der Unterdrückung und der Ausbeutung von Männern und Frauen in den armen Ländern erhalten. Derartige Realitäten gefährden ihre selbstgerechte, liberale Weltsicht und ihre absurde Vorstellung von identitätsbasierter Reinheit. Genauso wie einige „Linke“ behaupten, alle Weißen und Männer seien Unterdrücker, behaupten vulgäre Drittweltisten lauthals, alle Erstwelter seien Unterdrücker, und überverallgemeinern damit alle Menschen in den bourgeoisen Ländern zu einer Kategorie und übersehen die vielfältigen Weisen, auf die jene ebenfalls Klassenunterdrückung erfahren. Überverallgemeinerung ist ein geläufiges Merkmal jedweder Identitätspolitik und führt zur Marginalisierung und zum Ausschluss von Individuen auf der Grundlage ihrer Identität, die sich andernfalls als wertvolle Verbündete herausstellen könnten. Leute zu marginalisieren oder sie sonst wie auf der Grundlage ihres Status als „Erstwelter“ von der revolutionären Organisation auszuschließen, ist ein Fehler, da es die prinzipielle Einheit auf der Grundlage einer angemessenen politischen Linie verhindert und stattdessen eine prinzipienlose Einheit auf der Grundlage von Identität vorzieht.

Die Tendenz des vulgären Drittweltismus, gegen die Erste Welt gerichtete Identitätspolitik zu fördern, ist eng verwandt mit einem weiteren wichtigen Fehler, dem Absolutismus. Vulgärer Drittweltismus fördert auf viele Weisen eine absolutistische Weltsicht, darunter, nebst anderem, durch absurde Behauptungen wie, dass in der Ersten Welt keine Produktion stattfände, dass Arbeiter in den bourgeoisen Ländern tatsächlich keine Arbeiter, sondern ein Teil der imperialen Bourgeoisie seien, und dass es kein falsches Bewusstsein innerhalb der Arbeiteraristokratie gäbe. Natürlich sind alle diese Ansichten nachweislich falsch und entspringen einer unsauberen Analyse und einer gestörten Wahrnehmung der Realität. Es ist notwendig, die Grundlage für solche Behauptungen zu analysieren und die vulgären Übertreibungen und Verzerrungen zu eliminieren, um ein klares Verständnis der Realität zu wahren.

Natürlich gibt es Bauernhöfe, Fabriken, Minen, Ölquellen und Bauprojekte in den bourgeoisen Ländern, und obwohl diese Länder in der Tat eine große Menge an Ressourcen durch die imperialistische Ausbeutung der armen Länder erlangen, ist die Realität, dass die wohlhabenden Länder verschiedene Formen der Produktion betreiben, auch wenn sie mehr konsumieren als sie produzieren. Derartige absolutistische Behauptungen, keine Produktion fände in den bourgeoisen Ländern statt, sind lächerliche Übertreibungen und sollten als vulgäre Verfälschung und Engführung abgelehnt werden.

Die Auffassung, Arbeiter in den wohlhabenden Ländern seien überhaupt gar keine „Arbeiter“ ist eine weitere lächerliche Übertreibung, die vom vulgären Drittweltismus gefördert wird. Um zu verhindern, auf der Straße zu schlafen, fügen sich die meisten Menschen irgendeiner Art von Arbeit, egal, ob sie in den wohlhabenden Ländern oder in den armen leben. Es ist für solche Leute keine Frage der persönlichen Entscheidung, wie die Produktion in ihrem Land organisiert ist; sie müssen einen Arbeitsplatz finden und arbeiten, um ihre Miete zahlen zu können. Obwohl es sicherlich richtig ist, abzustreiten, dass jemand der seinen Lebensunterhalt mit dem Handeln von Aktien verdient, ein echter Arbeiter ist, ist es keine faire Beurteilung zu sagen, dass Hausmeister, Arbeiter im Dienstleistungsbereich, LKW-Fahrer und andere, die sich in den bourgeoisen Ländern für ihren Lebensunterhalt abrackern, keine echten Arbeiter seien. Obwohl es stimmt, dass die härtesten, gefährlichsten und körperlich anstrengendsten Berufe überwiegend von hochgradig unterdrückten und ausgebeuteten Arbeitern in den armen Ländern ausgeübt werden, stimmt es außerdem, dass viele Menschen in den armen Ländern, genau wie Menschen in den wohlhabenden Ländern, als Hausmeister, Arbeiter im Dienstleistungsbereich, LKW-Fahrer etc. angestellt sind. Arbeit ist Arbeit, egal, ob sie Produktion, Verteilung oder eine andere Art von Diensten beinhaltet. Natürlich ist nicht jede Arbeit produktiv oder wenigstens lohnenswert, und nicht jeder, der arbeitet, bekommt dafür einen fairen Lohn ausgezahlt. Wie wir wissen, erhalten manche Arbeiter im globalen Kapitalismus mehr vom Sozialprodukt als sie produzieren und sehr viele erhalten sogar weniger. Dennoch ist es ziemlich absurd, Leute, die sich für einen Lohn abrackern, als etwas anderes zu bezeichnen als das, was sie sind: Arbeiter. Daher können wir jeglicher absolutistischen Auffassung, nur arme Länder hätten Arbeiter, ein Ende machen.

Auf ähnliche Weise ist auch die lächerliche Auffassung, die Arbeiteraristokratie sei irgendwie Teil der imperialen Bourgeoisie, eine absolutistische Behauptung, die nicht die Bedeutung der Fakten versteht. Ein solcher Fehler spiegelt eine falsche Interpretation einer Aussage von Engels in einem Brief an Marx von 1858 wider: „[D]as englische Proletariat [verbürgert] faktisch mehr und mehr […], so daß diese bürgerlichste aller Nationen es schließlich dahin bringen zu wollen scheint, eine bürgerliche Aristokratie und ein bürgerliches Proletariat neben der Bourgeoisie zu besitzen.“[109] Es ist eine Sache, bourgeois zu sein, ökonomische und soziale Privilegien zu haben und eine bourgeoise Denkweise zu vertreten, aber es ist etwas ganz anderes, ein tatsächliches Mitglied der Bourgeoisie zu sein. Natürlich meinte Engels damit nicht, die englischen Arbeiter seien Teil der Bourgeoisie; er sagte sehr deutlich, dass sie neben der Bourgeoisie als eine separate Klasse mit einigen bourgeoisen Charakteristika stehen würden. Es ist wichtig, die offensichtlichen Unterschiede zwischen der Bourgeoisie und den Arbeitern in den imperialistischen Ländern zu beachten. Erstens werden die Arbeiter in den imperialistischen Ländern (und auch sonst wo) in Propaganda ertränkt, um sie völlig unwissend über die politischen Realitäten zu halten und ihr Klassenbewusstsein zu unterdrücken, wohingegen die Bourgeoisie ein scharfes Bewusstsein über globale Politik und ihre Klasseninteressen aufrechterhält. Zweitens sind die Arbeiter nicht am Prozess der Gestaltung von Regierungs- oder Unternehmenspolitik beteiligt und ihre parlamentarischen Repräsentanten werden überwiegend von Unternehmensinteressen aufgekauft. Sogar die Arbeiter, die in den wohlhabenden Ländern Teil von Gewerkschaften sind, stellen häufig fest, dass sie unfähig sind, Veränderungen an ihrem Arbeitsplatz zu bewirken, und noch weniger an hochrangiger Regierungspolitik. Die Arbeiteraristokratie, obwohl sie im Vergleich zu den überausgebeuteten Arbeitern der armen Länder höchst privilegiert ist, genießt immer noch nicht den enormen Luxus und die Dekadenz der Bourgeoisie. Ihre Mitglieder müssen zu ihrer täglichen Arbeit erscheinen und den Anweisungen ihres Chefs gehorchen, um ihre Miete zu bezahlen und Essen zu kaufen. Obwohl es stimmt, dass die privilegierten Arbeiter bessere Arbeitsbedingungen genießen und sich Dinge wie Autos, große Fernseher und schicke Smartphones leisten können, macht sie das noch nicht zu einem Teil der Bourgeoisie. Es ist ein Fehler der Engführung, die globale Klassenstruktur zu „Bourgeoisie“ und „Proletariat“ zu vereinfachen, da die tatsächlichen politischen Realitäten viel komplexer sind. Obwohl wir ganz bestimmt die erste-weltistische Tendenz, alle Arbeiter auf der ganzen Welt als eine homogene Klasse zu kategorisieren, vermeiden müssen, und obwohl wir uns die offensichtlichen bourgeoisen und reaktionären Tendenzen der Arbeiter in den imperialistischen Ländern eingestehen müssen, können wir sicher die Vorstellung ablehnen, die Arbeiter in den imperialistischen Ländern seien ein Teil der imperialen Bourgeoisie.

Obwohl im Marxismus generell eingeräumt wird, dass nicht-revolutionäre Arbeiter unter einem falschen Bewusstsein leiden, beharrt der vulgäre Drittweltismus darauf, dass nur die Arbeiter in den armen Ländern falsches Bewusstsein erleben können und scheitern damit, sich einzugestehen, dass auch Arbeiter in den imperialistischen Ländern diese Erfahrung machen können, da sie ebenfalls den Auswirkungen imperialistischer Propaganda und psychologischer Manipulation ausgesetzt sind. Wir betrachteten bereits die verschiedenen Weisen, auf die Arbeiteraristokratie Propaganda ausgesetzt und gehirngewaschen wird, um ihr Klassenbewusstsein zu unterdrücken. Zu sagen, nur hochgradig ausgebeutete Arbeiter, und nicht privilegierte Arbeiter, könnten falsches Bewusstsein erleben ist ein Fehler des Absolutismus. Dieser Fehler entspringt teilweise der engführerischen Tendenz des vulgären Drittweltismus, sich nur auf die Kurzzeitinteressen einer Klasse als antreibenden Faktor für menschliches Verhalten zu fokussieren. Natürlich gäbe es keine Umweltaktivisten in den bourgeoisen, imperialistischen Ländern, wenn Menschen nur von ihren Kurzzeitinteressen angetrieben werden würden; aber, wie wir sehen, gibt es eine Vielzahl von Umweltaktivisten (überwiegend Sozialdemokraten, die trotz ihres Fehlens von echtem politischen Verständnis, sicherlich leidenschaftlich an Umweltproblemen arbeiten und sich um die Zukunft sorgen). Menschen können sowohl durch ihre Langzeit- als auch durch ihre Kurzzeitinteressen angetrieben werden, auch wenn ihre wirtschaftlichen Privilegien, ihr politisches Bewusstsein und die umgebende Kultur alle eine Rolle bei der Beeinflussung ihrer Handlungen spielen. Obwohl viele Sozialdemokraten vielleicht tatsächlich eine Leidenschaft für die „Rettung des Planeten“ haben, können sie nicht erkennen, wie die dem Kapitalismus zugrundeliegende Logik zu schwerer Umweltzerstörung führt, oder warum die einzig wirksame Lösung eine Revolution und nicht Reformismus ist. Die ideologischen Widersprüche des sozialdemokratischen Umweltschutzes dienen als Erinnerung daran, dass privilegierte Arbeiter, genauso wie überausgebeutete Arbeiter, falsches Bewusstsein erleben können. Des Weiteren muss aufgezeigt werden, dass viele Arbeiter auf der ganzen Welt weder Teil der Arbeiteraristokratie sind noch überausgebeutet werden, sondern sich irgendwo dazwischen befinden. Deshalb wird es schwierig, eine Grenze zu ziehen zwischen einem Teil der Arbeiterklasse und einem anderen, bei dem Versuch zu bestimmen, wer falsches Bewusstsein erleben kann und wer nicht. Offensichtlich leidet jeder an irgendeiner Form von falschem Bewusstsein, der eine politische Linie gegen seine eigenen Langzeitinteressen vertritt.

Vulgärer Drittweltismus besitzt eine Tendenz zu ökonomischem Determinismus, da er die Rolle von ökonomischen Bedingungen überbetont und die Rolle von Informationen und Kultur in menschlichem Verhalten unterschätzt. Sowohl die privilegierten als auch die ausgebeuteten Teile der Arbeiterklasse sind massiven Mengen von Propaganda ausgesetzt, die den Kapitalismus bewerben und Imperialismus schönreden. Derartige Propaganda übermittelt falsche Informationen und fördert dekadente Tendenzen unter den Massen. Imperialistische Geheimdienste tun ihr Bestes, um linke Bewegungen, sowohl in den bourgeoisen, imperialistischen als auch in den ausgebeuteten Ländern, zu infiltrieren und zu zerschlagen, indem sie bei der Verfolgung ihrer Ziele verschiedene Arten verdeckter Taktiken und schmutziger Tricks benutzen. Die anhaltende Infiltration und Störung linker Gruppen, einschließlich derer in den imperialistischen Ländern, ist ein klarer Beweis dafür, dass die Imperialisten solche Gruppen als Bedrohung wahrnehmen. Auf ähnliche Weise zeigt die riesige Menge Propaganda, die von den Imperialisten generiert wird, und ihr Versuch, wahrheitsgemäße Informationen, auch in den imperialistischen Ländern, zu zensieren, ganz klar, dass die Imperialisten solche Informationen als Bedrohung wahrnehmen. Wenn nur das Maß der wirtschaftlichen Privilegien allein der bestimmende Faktor wäre, gäbe es keinen Bedarf an der weitverbreiteten Infiltration und Störung von linken Gruppen in den imperialistischen Ländern und keinen Bedarf daran, die privilegierten Teile der Arbeiterklasse mit derartig riesigen Mengen an Propaganda zu sättigen. Es ist offensichtlich, dass wirtschaftliche Privilegien nicht allein der bestimmende Faktor hinter der reaktionären Natur der privilegierten Arbeiter sind, sondern nur einer von vielen. Wirtschaftlicher Determinismus ist ein engführerischer Fehler, denn er ist eine Übervereinfachung eines komplexeren Problems.

Ein weiterer engführerischer Fehler, der vom vulgären Drittweltismus begangen wird, ist die Überbewertung des Vergleichs des Lebensstandards zwischen den bourgeoisen und den armen Ländern im Kapitalismus, anstatt die unzähligen Weisen zu bedenken, auf die alle Arbeiter, auch die privilegierten, von einer sozialistischen Reorganisation der Gesellschaft profitieren würden. Es stimmt mit Sicherheit, dass ein gewisses Maß an Reduzierung des materiellen Konsums seitens der privilegierten Arbeiter notwendig ist, um eine auf Gleichheit beruhende und nachhaltige globale Gesellschaft zu erreichen. Die Wahrheit ist aber, dass ein hohes Maß an materiellem Konsum nicht mit individuellem Glück und Wohlbefinden gleichzusetzen ist. Sozialismus bietet eine vollkommen andere Lebensweise als das, was im Kapitalismus möglich ist. Eine sozialistische Planwirtschaft, welche die Interessen der Massen priorisiert, würde Produktion, Verteilung und Abfallbeseitigung rationalisieren und gleichzeitig den Überkonsum von Ressourcen und die sinnlose Umweltzerstörung eliminieren, die im Kapitalismus stattfinden. Außerdem beinhaltet die Errichtung des Sozialismus die Entwicklung einer gesunden Kultur, die positive Werte verkörpert und die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Mitglieder der Gesellschaft fördert, einer Kultur, die das Ideal der Aufklärung wieder aufleben lässt und einen positiven Entwicklungsverlauf für die Evolution der Menschheit in Empfang nimmt. Vulgärer Drittweltismus konzentriert sich nur auf die Kurzzeitinteressen der privilegierten Arbeiter und versäumt es gleichzeitig, ihre Langzeitinteressen zu adressieren, die sich, in vielerlei Hinsicht, mit den Interessen der überausgebeuteten Arbeiter decken. Des Weiteren, obwohl es unter den Mitgliedern der Arbeiteraristokratie mit Sicherheit das Verlangen nach größeren Häusern, schickeren Autos und mehr Luxusgegenständen gibt, gibt es gleichzeitig viele, die Nachhaltigkeit, Weltfrieden und eine gesündere Gesellschaft für sich und ihre Kinder wollen. Unter den privilegierten Arbeitern gibt es sowohl reaktionäre als auch progressive Tendenzen, genauso wie es auch unter hochgradiger ausgebeuteten Arbeitern reaktionäre und progressive Tendenzen gibt. Aber es ist die Aufgabe der Kommunisten überall, die verschiedenen Teile der Arbeiterklasse zu unterrichten und sie ihren gemeinsamen Interessen, ihren Langzeitinteressen nach zu vereinen. Es kann tatsächlich nützlich sein, den Lebensstandard der bourgeoisen Länder mit dem der ausgebeuteten Länder im Kapitalismus zu vergleichen, um die parasitäre, ausbeuterische Natur des Imperialismus zu demonstrieren. Aber dies zu tun, nur um die falsche Ansicht zu stützen, die privilegierten Arbeiter könnten niemals vom Sozialismus profitieren, und sich gleichzeitig nur auf ihre Kurzzeitinteressen zu konzentrieren, ist sektiererisch und schadet der internationalen kommunistischen Bewegung.

Es ist außerdem notwendig, die Tendenz des vulgären Drittweltismus zur Nichtbeachtung der immer höheren Lebenserhaltungskosten in den bourgeoisen Ländern und der wachsenden Schwierigkeit der Arbeiter, mit der sie darum kämpfen, ihre Miete und andere lebensnotwendige Güter zu bezahlen, zu betonen. Es ist offensichtlich, dass, obwohl die Bedingungen in den armen Ländern viel schlechter sind, sogar die wohlhabenden Länder wegen der Natur des kapitalistisch-imperialistischen Systems ernste soziale und ökonomische Probleme erleben. Die zunehmende Obdachlosigkeit in den Vereinigten Staaten und Europa belegen diesen Fakt. Es ist ein Fehler, diese offenkundige Realität zu übersehen. Die Tendenz des vulgären Drittweltismus, es zu vermeiden, die sozialen und ökonomischen Probleme zu betrachten, welche die Menschen in den wohlhabenden Ländern beeinträchtigen, ist problematisch, denn sie präsentiert eine verzerrte Sicht auf die Wirklichkeit. Solch ein engführerisches Denken führt zu einer übervereinfachten, eindimensionalen Sicht der Klassenbeziehungen, nach denen es nur zwei sich gegenseitig ausschließende Kategorien gibt – Unterdrücker und Unterdrückte. Natürlich kann in der Realität eine Gruppe gleichzeitig sowohl unterdrückt werden als auch andere unterdrücken. Dies ist die Natur der privilegierten Arbeiter, die materiellen Nutzen von der Unterdrückung und Ausbeutung der überausgebeuteten Arbeiter ableiten, während ihre eigenen Interessen den Interessen der imperialistischen Bourgeoisie untergeordnet sind. Nur indem wir einen differenzierten Ansatz zur Analyse der globalen Klassenbeziehungen wählen, können wir die Realität des kapitalistisch-imperialistischen Systems und die Möglichkeiten für revolutionäre Organisation vollständig verstehen.

Vulgärer Drittweltismus scheint zu vergessen, dass Kommunismus nicht ohne die Befreiung aller Arbeiter vom Kapitalismus, einschließlich der privilegierten, erreicht werden kann. Obwohl die meisten Arbeiter innerhalb der Arbeiteraristokratie nicht sofort für die Sache der sozialistischen Revolution gewonnen werden können, ist es kontraproduktiv, der Realität, dass auch sie als Teil des globalen Übergangs zum Kommunismus befreit werden müssen, aus dem Weg zu gehen. Es ist sicherlich möglich, dass einige imperialistische Länder mit stur reaktionären Bevölkerungen, wie die Vereinigten Staaten, von äußeren Kräften, die dem Sozialismus treu sind, zur Ergebung gezwungen werden müssen. Aber der Fakt, dass Kommunismus nicht ohne das Ende aller Klassengegensätze überall, auch in den imperialistischen Ländern, erreicht werden kann, bleibt. Vulgärer Drittweltismus tendiert dazu, die Bedrohungen herunterzuspielen oder zu ignorieren, denen Arbeiter in den imperialistischen Ländern gegenüberstehen, und sich nur auf die Probleme der überausgebeuteten Arbeiter zu fokussieren. Allerdings betreffen manche Probleme wie ein ökologischer Kollaps und die Gefahr eines Dritten Weltkriegs die gesamte Menschheit. Vulgärer Drittweltismus vergisst, dass das Privileg, dass die Arbeiteraristokratie genießt, nichts weiter als eine Bestechung ist, die ihre Loyalität dem Kapitalismus gegenüber sichern und sie sich gegen ihre eigenen Langzeitinteressen wenden lassen soll. Die erfolgreiche Mobilisierung für eine globale Revolution bedarf einer akkuraten Bewertung jener Situation, der sowohl die privilegierten als auch die ausgebeuteten Teile der Arbeiterklasse ausgesetzt sind, und diese Bewertung sollte niemanden unnötigerweise vom revolutionären Kampf abziehen.

Schließlich hat der vulgäre Drittweltismus eine Tendenz zur Förderung von Nichtstuerei innerhalb der bourgeoisen Länder, obwohl er gelegentlich das genaue Gegenteil behauptet. Die sektiererische Natur des vulgären Drittweltismus tendiert dazu, die Menschen in den bourgeoisen Ländern, einschließlich der linken Aktivisten, die im globalen Kampf potentielle Verbündete sind, zu verprellen. Durch seinen Mangel an differenzierter Analyse, seine anti-erste-weltistische Identitätspolitik, seine absolutistischen Behauptungen und seinen ökonomischen Determinismus sendet der vulgäre Drittweltismus an die Massen in den bourgeoisen Ländern die generelle Nachricht, dass sie von der Unterstützung der Revolution gegen den Kapitalismus-Imperialismus nichts zu gewinnen hätten und nur alles verlieren würden. Welche ausdrücklichen Aussagen der vulgäre Drittweltimus auch immer gegen Nichtstuerei trifft, sie gehen doch immer unter in seinem lauten Beharren darauf, dass beinahe jeder in den bourgeoisen Ländern ein Feind der Revolution ist. Jemand der ansonsten den Grundsätzen des vulgären Drittweltismus zustimmen würde, wird, sobald er mit der aufdringlichen, anti-erste-weltistischen Identitätspolitik konfrontiert wird, ziemlich buchstäblich, mit Nichts zu tun zurückgelassen. Es reicht nicht, hohle Phrasen gegen die Nichtstuerei in den bourgeoisen Ländern zu äußern; das angemessene Vorgehen ist es, die grundlegenden Argumente für eine Revolution so zu präsentieren, dass man die Arbeiter aller Länder auf der Grundlage ihrer gemeinsamen Interessen erreicht. Nur dadurch kann der Drittweltismus wirklich vermeiden, Nichtstuerei zu fördern.

Wir betrachteten nun alle Hauptfehler des vulgären Drittweltismus. Es ist klar, dass, nur weil einige Arbeiter reaktionär sind und von der Ausbeutung anderer Leben, es nicht bedeutet, dass sie nicht trotzdem in vielerlei Hinsicht persönlich vom Sozialismus profitieren würden. Wir müssen eine angemessene Sichtweise beibehalten: Arbeiter überall hätten viel vom Sozialismus zu gewinnen, obwohl die überausgebeuteten Arbeiter in den armen Ländern sogar noch mehr, besonders auf kurze Sicht. Die Arbeiter in den armen Ländern stellen eine bedeutende und tragfähige revolutionäre soziale Basis dar, wohingegen die privilegierten Arbeiter dies aktuell nicht tun. Das ist das grundlegende Prinzip von echtem Drittweltismus, der in seiner Perspektive sowohl proletarisch als auch internationalistisch ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass, obwohl eine Klasse vielleicht reaktionär ist, es in einer solchen Klasse Individuen geben kann, die dennoch revolutionäre Veränderung anstreben. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass sich materielle Bedingungen verändern können, und dass die, die heute privilegiert sind, morgen auf der Straße stehen könnten. Obwohl wir immer eine realistische Bewertung der bestehenden Bedingungen beibehalten sollten, sollten wir auch darauf vorbereitet sein, die Situation erneut zu prüfen, um eine aktuelle und zeitgemäße Analyse der globalen Klassenbeziehungen zu wahren und somit keine echten Möglichkeiten für revolutionäre Organisation in verschiedenen Teilen der Welt auszuschließen.

Aktivisten in den bourgeoisen Ländern, welche die potentiellen Vorteile des Sozialismus für die privilegierten Arbeiter sehen aber von den sektiererischen Tendenzen des vulgären Drittweltismus abgeschreckt werden, werden häufig zum Erste-Weltismus getrieben. Dies ist vielleicht einer der schädlichsten Aspekte des vulgären Drittweltismus. Obwohl Erste-Weltismus ein viel offensichtlicherer und geläufigerer Fehler ist als vulgärer Drittweltismus, hindern beide, sowohl Erste-Weltismus als auch vulgärer Drittweltismus, den Fortschritt der internationalen kommunistischen Bewegung. Der wahre Weg zum Sieg liegt zwischen diesen beiden Abweichungen; als Revolutionäre müssen wir danach streben, immer die korrekte politische Linie zu wahren und dieser Linie mit angemessenen Handlungen zu folgen. Sowie wir immer vermeiden müssen, Opportunismus zu betreiben, müssen wir Sektierertum sowie Identitätspolitik, Absolutismus, ökonomischen Determinismus und alle anderen Formen des engführerischen und revisionistischen Denkens vermeiden. Wir dürfen potentielle Verbündete im revolutionären Kampf nicht verprellen. Alle, die für unsere politische Linie gewonnen werden können, sollten gewonnen werden, solange eine prinzipienfeste Einheit gewahrt werden kann.

Eine Effektive, Internationalistische Vorgehensweise Etablieren

Es ist das Ziel der Leading Light Communist Organization, die notwendige Führung für die nächste große Welle der Revolution zur Verfügung zu stellen und die globalen Massen zu organisieren, um die monumentale Aufgabe des Sturzes des Kapitalismus und des Beginns der sozialistischen Transformation der Gesellschaft mit dem Ziel des weltweiten Kommunismus zu bewältigen. In Anbetracht der Analyse, die in diesem Artikel bis jetzt vorgebracht wurde, ist es notwendig, unsere generelle Strategie und Taktik zu erläutern, um dem Leser ein grundlegendes Verständnis darüber, wie die LLCO operiert, bereitzustellen.

In Über die Grundlagen des Leninismus erklärt Stalin, dass „[d]ie Front des Kapitals […] dort reißen [wird], wo die Kette des Imperialismus am schwächsten ist, denn die proletarische Revolution ist das Ergebnis dessen, dass die Kette der imperialistischen Weltfront an ihrer schwächsten Stelle reißt […]”.[110] Drittweltistische revolutionäre Theorie basiert auf diesem zentralen Gedanken; alle praktischen Überlegungen bezüglich Organisation müssen sich aus diesem Punkt ergeben. Wir müssen unsere Ressourcen und Anstrengungen auf das Anfachen der Revolution dort richten, wo der Imperialismus am Schwächsten ist, wo die Bedingungen am reifsten sind für eine revolutionäre Machtübernahme durch die Arbeiterklasse. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir es vernachlässigen sollten, innerhalb der Arbeiterklasse in anderen Teilen der Welt zu organisieren, sondern nur, dass wir die Schwachstelle des Imperialismus zum Hauptfokus unserer organisatorischen Aktivitäten machen sollten.

In „Die sozialistische Revolution und das Selbstbestimmungsrecht der Nationen“ schreibt Lenin:

„Die Sozialisten haben nicht nur die bedingungslose und sofortige Befreiung der Kolonien zu fordern – diese Forderung bedeutet aber politisch nichts anderes als die Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts der Nationen -, sondern sie müssen auch revolutionäre Elemente in den bürgerlich-demokratischen nationalen Befreiungsbewegungen in diesen Ländern entschieden unterstützen und ihrer Auflehnung, ihren Aufständen, respektive ihrem revolutionären Kriege gegen die sie unterjochenden imperialistischen Staaten beistehen.“[111]

Daher sind nationale Befreiung und die Selbstbestimmung unterdrückter Nationen für unsere Theorie und Praxis von zentraler Bedeutung, und wir müssen als Teil unserer übergeordneten revolutionären Strategie, nämlich den Imperialismus dort ins Visier zu nehmen, wo er am schwächsten ist, Bewegungen unterstützen, die vielleicht nicht völlig sozialistisch, aber mit Sicherheit antiimperialistisch sind. Des Weiteren sollte derartige Unterstützung auf eher „revolutionäre Elemente“ solcher nationalen Befreiungsbewegungen gerichtet sein, mit dem Ziel, sie weiter nach links, zum Sozialismus zu ziehen. Ein essentieller Bestandteil des Kampfs für nationale Befreiung und Selbstbestimmung von unterdrückten Nationen ist die Einheitsfront, eine breite Koalition von Klassen, die zum Kampf gegen den Imperialismus organisiert sind. Es ist die Pflicht der Kommunisten, die Bemühungen der Arbeiterklasse um eine Führungsposition innerhalb der Einheitsfront anzuführen, um dem Weg des sozialistischen Aufbaus zu folgen, sobald der Sieg gegen den Imperialismus errungen wurde. Zak Cope erklärt:

„In der Dritten Welt ist die absolute conditio sine qua non [Bedingung, ohne die nicht] für Entwicklung und Fortschritt in allen sozialen Bereichen der Aufbau einer Einheitsfront, die alle Klassen, die zusammengebracht werden können, zum Kampf gegen den Imperialismus zusammenbringt. Um sicherzustellen, dass die unterdrückten Nationen sich effektiv vom Imperialismus loslösen und seine parasitäre globale Arbeitsteilung beenden, müssen die zentralen politischen Organisationen der ausgebeuteten Arbeitskräfte der Dritten Welt mit ihren antiimperialistischen Verbündeten in der Einheitsfront (die Organisationen, die andere Klassen repräsentieren) zusammenkämpfen, um sich selbst als Avantgarde zu etablieren. Insbesondere das Bündnis der Arbeiter und Bauern gegen den Imperialismus bleibt ein Schwerpunkt für die Bemühungen nach nationaler Befreiung in der Dritten Welt, besonders, da es den politischen Grundstein für die sozialistische Entwicklung der Industrie auf dem Land legt.“[112]

Unsere wichtigste strategische Aufgabe ist es, die arbeitenden Massen der ausgebeuteten Länder für die Revolution zu organisieren. Dies geschieht durch den Aufbau der Neuen Macht – einer neuen Machtstruktur, die den unterdrückten und ausgebeuteten Massen entspringt und von ihnen kontrolliert wird; sie ist der Vorläufer eines echten sozialistischen Staates. Die Neue Macht muss vom Volk selbst errichtet werden, während der bourgeoise Staat noch existiert, denn sie ist das Mittel, mit dem das Volk schließlich den bourgeoisen Staat stürzen und den Sozialismus errichten kann. Lenin beschrieb dieses Phänomen zuerst als die „Doppelherrschaft“ im revolutionären Russland:

„Die Grundfrage jeder Revolution ist die Frage der Macht im Staate. Ohne Klärung dieser Frage kann von keiner wie immer gearteten bewußten Teilnahme an der Revolution die Rede sein, von einer Führung derselben ganz zu schweigen.

Die höchst bemerkenswerte Eigenart unserer Revolution besteht darin, daß sie eine Doppelherrschaft geschaffen hat. Über diese Tatsache muß man sich vor allem klarwerden; bevor man sie nicht begriffen hat, kann man nicht vorwärtsschreiten. […]

Worin besteht die Doppelherrschaft? Darin, daß sich neben der Provisorischen Regierung, der Regierung der Bourgeoisie, eine noch schwache, erst in Keimform vorhandene, aber dennoch unzweifelhaft wirklich existierende und erstarkende andere Regierung herausgebildet hat: die Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten.

Wie ist diese andere Regierung klassenmäßig zusammengesetzt? Aus dem Proletariat und der (in Soldatenröcke gesteckten) Bauernschaft. Welcherart ist der politische Charakter dieser Regierung? Sie ist eine revolutionäre Diktatur, d. h. eine Macht, die sich unmittelbar auf die revolutionäre Machtergreifung stützt, auf die unmittelbare Initiative der Volksmassen von unten, und nicht auf ein von einer zentralisierten Staatsmacht erlassenes Gesetz. Sie ist eine Macht von ganz anderer Art als die in der parlamentarischen bürgerlich-demokratischen Republik des bisher allgemein üblichen, in den fortgeschrittenen Ländern Europas und Amerikas herrschenden Typus. Diesen Umstand läßt man oft außer acht, denkt oft nicht genug über ihn nach, während das gerade der springende Punkt ist. Diese Macht ist eine Macht von demselben Typus, wie es die Pariser Kommune von 1871 war. Die Grundmerkmale dieses Typus sind: 1. Quelle der Macht ist nicht das vorher vom Parlament beratene und beschlossene Gesetz, sondern die direkte, von unten kommende Initiative der Volksmassen im Lande, die direkte „Machtergreifung”, um diesen landläufigen Ausdruck zu gebrauchen; 2. Ersetzung von Polizei und Armee als vom Volke getrennte und dem Volke entgegengestellte Institutionen durch die direkte Bewaffnung des ganzen Volkes; die Staatsordnung wird unter einer solchen Macht von den bewaffneten Arbeitern und Bauern selbst, vom bewaffneten Volke selbst geschützt; 3. ebenso wird die Beamtenschaft, die Bürokratie, entweder durch die unmittelbare Herrschaft des Volkes selbst ersetzt oder zumindest unter besondere Kontrolle gestellt; die Beamten verwandeln sich in nicht nur wählbare, sondern auch auf die erste Forderung des Volkes hin absetzbare Personen, ihre Rolle wird auf die von einfachen Bevollmächtigten reduziert: aus einer privilegierten Schicht mit hoher, bourgeoiser Bezahlung ihrer „Pöstchen” verwandeln sie sich in Arbeiter einer besonderen „Waffengattung”, deren Entlohnung nicht höher ist als der übliche Lohn eines guten Arbeiters.“[113]

Dieses Konzept der Doppelherrschaft, oder der Neuen Macht, wie wir es heute nennen, ist wesentlich für den Kommunismus. Wir Kommunisten unterscheiden uns diesbezüglich von allen liberalen Reformisten und Sozialdemokraten, denn wir betrachten bourgeoise Parlamentswahlen oder gesetzliche Reformen nicht als eine effektive Methode zum Erreichen einer fundamentalen sozialen und politischen Veränderung, des Endes der Klassenunterdrückung. Diesbezüglich unterscheiden wir uns auch von Anarchisten, denn wir betrachten die Organisation der arbeitenden Massen zu einer geschlossenen, revolutionären Bewegung mit dem Ziel der Eroberung der Staatsmacht, und nicht den Fokus auf individuelle Kämpfe und kleine, isolierte Akte der Rebellion, als die effektivste Methode des Erreichens der Befreiung der Menschheit. Als Kommunisten müssen wir danach streben, eine Denkweise auszubilden, die der Neuen Macht unter den Arbeitern gegenüber vorteilhaft ist. Wir müssen unsere Ressourcen dem Auf- und Ausbau der Neuen Macht widmen und jederzeit aufmerksam auf die politischen Bedingungen achten, sodass wir unsere Effektivität bei dieser Aufgabe, die von solch enormer Bedeutung ist, maximieren können.

Wir müssen stets den Unterschied zwischen objektiven und subjektiven Bedingungen beachten, um zu verhindern, dass wir uns Wunschvorstellungen hingeben und unsere Zeit mit sinnlosen Aktivitäten verschwenden. Die kleine Handvoll Leute, welche die revolutionäre Avantgarde bildet, kann revolutionäre Bedingungen nicht eher „erschaffen“ als wir den Mond daran hindern können, die Erde zu umkreisen. Als eine Organisation können wir allerdings unseren theoretischen Rahmen weiterentwickeln, die aktuellen Bedingungen analysieren, Agitation, Rekrutierung und politische Bildung betreiben und Veranstaltungen im Rahmen unserer bestehenden Möglichkeiten organisieren. Wir können aktiv Koalitionen mit anderen Organisationen aufbauen, während wir unsere eigene Organisation in Bezug auf Mitglieder und organisatorische Kapazität erweitern. Wir können verschiedene Formen von Medien entwickeln und für Propaganda benutzen, um die Massen zu erreichen. Je stärker unsere Organisation wird, umso größer ist der Effekt, den wir in der Welt haben können. Ein geläufiger Fehler des Erste-Weltismus ist es, anzunehmen, dass revolutionäre Bedingungen dort existieren, wo keine sind; es ist allerdings auch möglich einen Fehler in die entgegengesetzte Richtung zu machen, nämlich anzunehmen, dass keine revolutionären Bedingungen dort existieren, wo es tatsächlich welche gibt. Wir wollen beide Fehler vermeiden und unsere organisatorische Effektivität maximieren, indem wir revolutionäre und nicht-revolutionäre Bedingungen korrekt analysieren, wo sie existieren und unsere Aktivitäten dementsprechend ausführen. In den armen Ländern, wo die Bedingungen reif für eine Revolution sein können, müssen wir die Massen aktiv durch Organisation auf eine solche Möglichkeit vorbereiten; in den bourgeoisen Ländern, wo revolutionäre Bedingungen offensichtlich nicht vorhanden sind, müssen wir die Minderheit von Leuten organisieren, die, aus welchem Grund auch immer, die Notwendigkeit für eine radikale Opposition zum kapitalistisch-imperialistischen System erkennen. Wir müssen außerdem auf Veränderungen aufpassen; revolutionäre Bedingungen können sich dort entwickeln, wo vorher keine existierten. Eine relevante Reproletarisierung der Arbeiterklasse in den imperialistischen Ländern, zum Beispiel, könnte einen bedeutsamen Wechsel der Bedingungen begründen und neue Möglichkeiten für revolutionäre Organisation eröffnen. In einem solchen Fall müssen wir bereit sein, unseren Ansatz zu ändern und die Ressourcen, die wir unter den bestehenden Bedingungen haben, bestmöglich zu nutzen. Generell organisieren wir allerdings für eine Revolution in den armen Ländern, während wir in den bourgeoisen Ländern Unterstützungsnetzwerke und antiimperialistischen Widerstand organisieren.

In den armen Ländern ist es notwendig, die breiten Massen der Arbeiter zu organisieren, mit dem Ziel, einen starken Zweig unserer Organisation in jedem Land zu errichten. Jeder Zweig braucht ein Büro und die notwendige Ausstattung, um Flugblätter, Poster und Broschüren zur Verteilung auszudrucken. In jedem Zweig müssen unsere Genossen verschiedene Aufgaben ausführen, darunter Rekrutierung, politische Bildung, Agitation, Medienentwicklung, Beschaffung von Geldmitteln, Koalitionsbildung und Massenlinienprogramme („serve the people“-Programme). Unsere Genossen müssen mit verschiedenen Teilen der Arbeiterklasse in Kontakt treten, um ihre Unterstützung zu gewinnen, ihr politisches Bewusstsein zu entwickeln und sie zu einer Kraft für die proletarische Revolution aufzubauen. Es ist wichtig, Menschen sowohl in urbanen als auch in ländlichen Gegenden zu rekrutieren, denn die Fabriken, Warenhäuser und die technologische Infrastruktur der Städte sind unerlässlich für den sozialistischen Aufbau, aber eben auch die Farmen und die landwirtschaftlichen Gebiete auf dem Land. Je organisierter die Arbeiter überall sind, desto wahrscheinlicher wird die revolutionäre Machtübernahme durch die Arbeiterklasse erfolgreich sein, sobald die Zeit reif für eine großangelegte revolutionäre Erhebung ist.

Ein wichtiger Aspekt bei dem Aufbau der Arbeiterklasse zu einer Kraft, die in der Lage ist, die Staatsmacht zu übernehmen, ist die Bildung von organisatorischen Koalitionen zum Erreichen bestimmter Ziele. Die Schaffung antiimperialistischer Koalitionen ist ein integraler Bestandteil bei der Vereinigung der Arbeiterklasse in den ausgebeuteten Ländern, um den notwendigen Kampf gegen die imperialistische Herrschaft aufzunehmen. Andere Arten von Koalitionen sind ebenfalls notwendig, darunter Koalitionen gegen die Ausbeutung und die Misshandlung von Arbeitern durch die heimische Bourgeoisie sowie Koalitionen gegen Rassismus, Sexismus und andere Formen der Unterdrückung. Derartige Koalitionen umfassen zwangsweise Organisationen verschiedener politischer Richtungen; allgemein ist es unsere Pflicht als Kommunisten, diese Koalitionen so weit wie möglich nach links zu steuern und sogar ihre Führung zu übernehmen, falls sich die Gelegenheit bietet. In manchen Fällen könnten wir solche Koalitionen selbst mit dem Ziel etablieren, andere Organisationen zusammenzubringen, und damit den Klassenkampf voranzutreiben. Indem sie sich am Klassenkampf beteiligt, macht die Arbeiterklasse wertvolle Erfahrungen, nicht nur mit ihren Feinden, sondern auch mit ihrer eigenen Fähigkeit, Veränderung durch Klassensolidarität und organisatorische Einheit herbeizuführen. Unsere Anwesenheit und unser Einfluss innerhalb dieser organisatorischen Koalitionen können der Arbeiterklasse die Richtigkeit unserer politischen Linie demonstrieren und große Mengen von Arbeitern für die sozialistische Revolution gewinnen.

Manchmal ist es für Kommunisten notwendig, über Frontgruppen zu operieren. Dies kann die politische Bildung von Leuten ermöglichen, die, vielleicht weil sie früher oder intensiver antikommunistischer Propaganda ausgesetzt waren, eine anfängliche Abneigung gegen kommunistische Ideologie haben. Frontgruppen können es Kommunisten außerdem erlauben, stärkeren politischen Einfluss auszuüben, da die Teilnehmer einer Frontgruppe dadurch organisiert werden, um den Klassenkampf entsprechend einer kommunistischen Richtung voranzutreiben, zumindest auf bestimmte Arten, auch wenn diese Realität nicht von allen Beteiligten erfasst wird. Obwohl derartige Frontarbeit mit der größten Sorgfalt durchgeführt werden muss, können Frontgruppen, wenn die Frontarbeit richtig durchgeführt wird, hocheffektive Werkzeuge im Klassenkampf sein.

Es ist essentiell, einen starken und effektiven Medienapparat aufrecht zu erhalten, um Menschen überall auf der Welt, sowohl in den imperialistischen Ländern als auch in den ausgebeuteten Ländern, zu erreichen. Ein derartiger Medienapparat umfasst eine Vielzahl verschiedener Medien, darunter sowohl Online- als auch Printmedien. Natürlich ist die Übersetzung unserer Arbeit in verschiedene Sprachen ein notwendiger und unverzichtbarer Bestandteil zur Aufrechterhaltung eines effektiven Medienapparats, da es uns erlaubt, Menschen in verschiedenen Ländern zu erreichen und sie unserer politischen Linie nach zu vereinen. Es ist notwendig, eine zentrale Webseite für Theorie und eine Webseite, die Nachrichten und der Analyse aktueller Ereignisse gewidmet ist, zu führen. Außerdem müssen wir vielfältige Arten sozialer Medien nutzen, um unsere politische Linie so weit wie möglich zu bewerben. Neben geschriebenen Artikeln ist es außerdem wichtig, Bilder und Videos zu produzieren, um unsere politische Linie auf eine klare und einfache Weise den Massen zu übermitteln, und dieses Material breitflächig in den sozialen Medien zu verbreiten. Radio- und Fernsehsendungen sind ein weiterer effektiver Weg, um unsere politische Linie zu bewerben. Die Verteilung von Printmedien, wie Flugblättern, Broschüren, Postern, Magazinen und Zeitungen, ist essentiell für unsere Genossen, um lokale Zweige der LLCO in ihren Gegenden zu organisieren. Die Kombination von Printmedien und Onlinemedien stärkt beträchtlich die Effektivität unseres Medienapparats. Es ist von entscheidender Wichtigkeit, internationalistische Solidarität zu fördern und den Menschen überall zu zeigen, wie alle ihre Kämpfe mit dem globalen Kampf gegen den Kapitalismus-Imperialismus verbunden sind; das ist das Hauptaugenmerk unserer gesamten Medienarbeit.

Anstatt die bourgeoisen Länder vollständig aufzugeben, wozu der vulgäre Drittweltismus ermutigt, organisieren wir so, dass wir die Verfügbarkeit von Ressourcen in solchen Ländern nutzen. Diese Ressourcen können unter anderem Geld, Technologie, Bildung und Freizeit sein. Aktuell können nur sehr wenige Leute in den bourgeoisen Ländern für eine kommunistische politische Linie, insbesondere für eine drittweltistische Linie wie die der LLCO, gewonnen werden. Dennoch ist es möglich, ein paar Leute zu gewinnen, die der Sache einer globalen Revolution wohlwollend gegenüberstehen und diejenigen unterstützen können, welche die Revolution in den ausgebeuteten Ländern organisieren. Derartige Unterstützung kann aus Medienentwicklung, Rekrutierung, Geldbeschaffung, politischer Bildung und einer Vielzahl anderer Aufgaben bestehen, die notwendig sind, um einen effektiven und funktionierenden organisatorischen Apparat aufrechtzuerhalten. Einer der wichtigsten Wege auf denen Kommunisten in den imperialistischen Ländern den Befreiungskampf der Menschen in den ausgebeuteten Ländern unterstützen können, ist die Entwicklung von Möglichkeiten zum Ableiten von Geld und Ressourcen aus ihren Ländern, um die Entwicklung der Neuen Macht in den ausgebeuteten Ländern zu unterstützen. Es ist möglich, Geld von liberalen Spendern in den bourgeoisen Ländern zu sammeln, um Serve-The-People-Programme und andere Projekte der Neuen Macht zu finanzieren, die letztlich revolutionären Zielen dienen. Um den größtmöglichen Nutzen aus den in den imperialistischen Ländern verfügbaren Ressourcen zu ziehen, ist ein gewisses Maß an Kreativität und Innovation seitens unserer Genossen nötig, aber der Aufwand lohnt sich sicherlich.

Um Genossen in den bourgeoisen Ländern zu rekrutieren, ist es notwendig, sich an sie auf der Grundlage ihrer gemeinsamen Interessen mit den Völkern der ausgebeuteten Länder zu wenden und mit Nachdruck die Notwendigkeit für eine Revolution in den ausgebeuteten Ländern aufzuzeigen. Politische Agitation kann genutzt werden, um Interesse an unserer politischen Linie zu wecken, aber sobald ein potentieller Rekrut bereit ist, ausreichend antiimperialistisch und antikapitalistisch zu sein, sollte eine differenzierte Herangehensweise gewählt werden, die hauptsächlich auf politischer Bildung basiert. Der agitatorische Ansatz ist für Situationen bestimmt, in denen reaktionäre politische Ideologien vorherrschen; Genossen müssen es vermeiden, sich an militanter Agitation gegen diejenigen zu beteiligen, die bereits im Großen und Ganzen unserer Linie zustimmen, denn solch eine Agitation kann als feindlich und aggressiv aufgefasst werden und kontraproduktiv für die Rekrutierung sein. In den bourgeoisen Ländern ist in der Regel die häufige und wiederholte Betonung der ausbeuterischen Beziehung zwischen den imperialistischen und den armen Ländern nötig, bevor ein neuer Rekrut die Prinzipien des Drittweltismus verinnerlicht. Obwohl bei neuen und potentiellen Rekruten Geduld nötig ist, sollten unsere Genossen sich auch davor hüten, zu viel Zeit und Energie an Menschen zu verschwenden, die nur ein begrenztes Interesse an unserer politischen Linie aufweisen, oder an solchen, die trotz nachdrücklicher und wiederholter Lektionen über die parasitäre Natur des Imperialismus stur an Formen des Erste-Weltismus festhalten. Aber sobald neue Genossen erfolgreich rekrutiert wurden, müssen sie voll und ganz an unserer internationalen Arbeit beteiligt werden und regelmäßig Hinweise über unseren Fortschritt und unsere Erfolge erhalten. Derartige Beteiligung ist notwendig, um die Moral unserer Genossen in den imperialistischen Ländern aufrechtzuerhalten, da sie sich ansonsten sozial isoliert und versunken in einer hochreaktionären Kultur wiederfinden.

Unsere Genossen können sich an vielfältigen Formen der Organisation von Aktivitäten um verschiedene Arten von Kämpfen herum beteiligen. Aber alle Arten der Organisation sollten mit dem Ziel ausgeführt werden, lokale Anstrengungen mit dem übergeordneten Kampf gegen den globalen Kapitalismus und Imperialismus zu verbinden. Derartige Aktivitäten können die Organisation von Widerstand gegen imperialistische Kriege und Militarismus, Wirtschaftskriminalität und Ausbeutung, Polizeigewalt, Überwachung durch den Staat, Medienzensur, Misshandlung in Gefängnissen sowie die Organisation gegen Rassismus, Diskriminierung, sexuelle Ausbeutung, Menschenhandel, häusliche Gewalt und andere Ungerechtigkeiten umfassen. Es ist notwendig, verschiedene Arten von Arbeitern sowie Studenten zu organisieren, um unsere politische Linie zu bewerben; derartige Organisation muss auch unter Gewerkschaftsarbeitern betrieben werden. Selbstverteidigungstraining ist eine weitere Art von Aktivität, die eine Gelegenheit zum Treffen und zum Rekrutieren von anderen Linken bieten kann, an der sich unsere Genossen beteiligen können. Revolutionäre Arbeitsgemeinschaften sind ein nützliches Werkzeug für die politische Bildung und die potentielle Rekrutierung von Linken, die am Klassenkampf interessiert sind, und diese können auf lokaler Ebene organisiert und von Genossen mithilfe der sozialen Medien und der Verteilung von gedruckten Flugblättern beworben werden. Obwohl Serve-The-People-Programme ein notwendiger Bestandteil der Entwicklung der Neuen Macht in den armen Ländern sind, können solche Programme auch in den imperialistischen Ländern umgesetzt werden, solange sie keine allzu große Belastung unserer Ressourcen darstellen; der ganze Sinn von Organisation in den imperialistischen Ländern ist die Unterstützung der Entwicklung der Neuen Macht in den armen Ländern. Serve-The-People-Programme sollten nur in den imperialistischen Ländern umgesetzt werden, wenn sie einen Nettogewinn an Ressourcen liefern (z.B. einen stetigen Strom an Rekruten, die helfen können, unsere Projekte der Neuen Macht in den armen Ländern zu unterstützen, ohne auf lokaler Ebene zu teuer zu sein). In den bourgeoisen Ländern dient Organisation hauptsächlich der Rekrutierung einer kleinen Zahl an engagierten Individuen, die bei der Geldbeschaffung und anderen notwendigen organisatorischen Aufgaben helfen können, wohingegen sie in den armen Ländern der Rekrutierung einer großen Zahl an Genossen zum Beginn des Aufbaus von Massenorganisationen, der Umsetzung großangelegter Serve-The-People-Programmen und der revolutionären Umformung der ganzen Gesellschaft dient.

Sowie unsere revolutionäre Bewegung wächst wird es notwendig sein, interkulturelle Organisationen aufzubauen, die Menschen aus verschiedenen Teilen der Erde zusammenbringen, die in verschiedenen Kulturen wohnen und verschiedene Sprachen sprechen. Derartige Institutionen sind ein unverzichtbarer Bestandteil bei der Schaffung von internationaler Solidarität innerhalb der globalen Arbeiterklasse, denn sie sind ein Gegenmittel gegen den engstirnigen Materialismus und Individualismus, der vom Kapitalismus gefördert wird. Interkulturelle Institutionen haben das Potential, die Kämpfe der Arbeiterklasse in verschiedenen Teilen der Welt zu verknüpfen. Obwohl es vielleicht eine schwierige Aufgabe ist, derartige Institutionen aufzubauen, ist sie unbedingt notwendig, um jenes Maß an Einheit der Arbeiterklasse zu erreichen, das die globale Revolution möglich machen wird. Interkulturelle Institutionen werden die Verbindung von Projekten der Neuen Macht in verschiedenen Teilen der Welt ermöglichen und somit eine stärkere und geschlossenere globale, revolutionäre Bewegung schaffen.

Die Entwicklung der Neuen Macht wird nicht auf der ganzen Welt oder innerhalb von Ländern gleichmäßig stattfinden. Einige Gebiete, v.a. die ärmeren, werden die Orte sein, an denen die Menschen bereitwillig die Sache des Sozialismus übernehmen und die Neue Macht aufzubauen beginnen. Diese Gebiete werden zu roten Zonen, Stützpunkten der Neuen Macht, werden, in denen die Institutionen einer neuen sozialistischen Gesellschaft beginnen, Gestalt anzunehmen und von denen aus die revolutionäre Bewegung wachsen kann. Der Beginn einer sozialistischen Reorganisation der Wirtschaft wird in den roten Zonen durch Kollektivierung und Landreform stattfinden. Außerdem wird eine neue Kultur, basierend auf kollektiven Werten, beginnen, zu erscheinen, sobald die revolutionären Massen sich selbst von den alten Gewohnheiten und Bräuchen des Kapitalismus befreien. Es wird notwendig sein, Volkskomitees zu gründen, um die Entwicklung der Neuen Macht und die Kollektivierung der neuen Gesellschaft zu leiten und zu beaufsichtigen. Sowie die Entwicklung der Neuen Macht voranschreitet, wird es notwendig sein, die Institutionen des Kapitalismus, die von der Bourgeoisie geführt werden, durch sozialistische Institutionen zu ersetzen, die von den Arbeitern selbst geführt werden. Unter solchen Institutionen befinden sich Schulen, Kliniken, Medieneinrichtungen, Gerichte, Regierungsbüros und unzählige weitere, die dem Volk dienen und notwendig sind, damit eine sozialistische Gesellschaft funktionieren kann. Unter derartigen Institutionen des Volks befindet sich auch die rote Armee, eine Volksarmee, welche die Neue Macht und die Interessen der Armen und Unterdrückten verteidigt. Sowie die Arbeiterklasse sich zunehmend organisiert, wird sich die Zeit für ein revolutionäres Aufbegehren nähern, im Zuge dessen die Mittel zur Produktion und Verteilung, darunter die Fabriken, Warenhäuser, Autobahnen, Bahnstrecken, Kraftwerke und alle anderen großen Produktionszentren, durch die revolutionären Arbeiter selbst in Besitz genommen werden, um sie zu kollektivieren und der Neuen Macht einzuverleiben. Zur selben Zeit muss die organisierte Arbeiterklasse außerdem die Macht im Staat ergreifen. Die Eroberung der Macht durch die Arbeiterklasse wird allerdings zweifelsfrei eine extrem gewalttätige Antwort seitens der Bourgeoisie und der reaktionären Unterstützer des Kapitalismus hervorrufen, die ihr Bestes geben werden, das revolutionäre Aufbegehren zu zerschlagen und in Blut zu ertränken. Deshalb müssen die Volksarmee und die revolutionären Arbeiter gut darauf vorbereitet sein, zu kämpfen und den konterrevolutionären Angriff in einem Volksbefreiungskrieg zu besiegen. Mit angemessener Disziplin und Organisation, und mit der angemessenen wissenschaftlichen Führung wird die Arbeiterklasse erfolgreich die Macht im Staat erobern und in vollem Umfang die sozialistische Umwandlung der Gesellschaft beginnen. Nach der Festigung der Macht muss einer erfolgreichen Revolution ein Schwall der Unterstützung für revolutionäre Bewegungen anderswo folgen, damit sich die Revolution über die Welt ausbreiten kann. Individuelle Volkskriege müssen zu einem globalen Volkskrieg gegen den Imperialismus verbunden werden, da die Stärke der Arbeiterklasse in ihrer internationalen Verbundenheit liegt.

Bei der Organisation der globalen Revolution müssen wir auf vielfältige Möglichkeiten vorbereitet sein, darunter globale Finanzkrisen, Umweltkatastrophen, ausgedehnte Kriege und andere Krisen, die verheerende und weitreichende Auswirkungen auf der ganzen Welt haben können. Derartige Unglücke könnten zur Reproletarisierung großer Teile der Arbeiterklasse in den bourgeoisen Ländern führen, was neue Möglichkeiten für großangelegte revolutionäre Organisation in solchen Ländern schaffen würde. Wir müssen einen flexiblen Ansatz auf der Grundlage einer realistischen und zeitnahen Bewertung der materiellen Bedingungen beibehalten. Es ist ein Fehler, zu versuchen, die Massen dort für die Revolution zu organisieren, wo keine revolutionären Bedingungen vorhanden sind, aber genauso ist es ein Fehler, revolutionäre Bedingungen zu ignorieren, wo sie existieren. Daher müssen wir auf sich verändernde Bedingungen Acht geben und bereit sein, unseren Ansatz entsprechend abzuändern, um uns die bestehenden Bedingungen so effektiv wie möglich zu Nutze zu machen.

Wir müssen uns außerdem die Chancen zu Nutze machen, die von interimperialistischen Rivalitäten und Konflikten zwischen regionalen oder globalen Mächten geschaffen werden. Obwohl kapitalistische Staaten in der Regel den Kapitalismus in der Heimat und im Ausland erhalten wollen, ist es möglich, dass sozialistische Bewegungen, die bestimmte kapitalistische Staaten zu schwächen drohen, von anderen, rivalisierenden kapitalistischen Staaten, zumindest bis zu einem gewissen Grad, als vorteilhaft angesehen werden. Beispielsweise könnten sozialistische Bewegungen in Afrika, Lateinamerika oder sonst wo, welche die politische und wirtschaftliche Hegemonie der USA in ihrer jeweiligen Region gefährden, von Ländern wie Russland, China oder dem Iran, die selbst versuchen, nicht vom US-Imperialismus dominiert zu werden, in einem positiven Licht gesehen werden. Es ist sogar möglich, dass derartige sozialistische Bewegungen ausländische Unterstützung von regionalen oder globalen Mächten erhalten, die versuchen, den US-Imperialismus von seinen etablierten Positionen überall auf der Welt durch die Destabilisierung seiner Marionettenregime zu verdrängen. Natürlich besteht die Gefahr, dass derartige regionale oder globale Mächte patriarchalisch und dominant in ihrer Beziehung zu solchen revolutionären Bewegungen werden, und diese Möglichkeit muss berücksichtigt werden. Dennoch könnte sich solche Unterstützung als sehr nützlich und in bestimmten Zeiten vielleicht sogar als unabdingbar erweisen, und in solchen Situationen ist ein sehr vorsichtiger und durchdachter Ansatz nötig.

Zu guter Letzt nehmen wir, als Individuen, es selbst auf uns, zu den effektivsten Akteuren der revolutionären Veränderung zu werden, die wir nur sein können. Wir pflegen eine feste Kultur der Disziplin innerhalb unserer eigenen Organisation und streben danach, eine derartige Kultur der Disziplin generell innerhalb der revolutionären Bewegung zu etablieren. Wir gehen mit gutem Beispiel voran und zeigen unseren Genossen und denen um uns herum, dass wir die Fähigkeit haben, starke und effektive Führung zu bieten, organisiert und fokussiert zu bleiben und die korrekte politische Linie auf unsere praktische Arbeit anzuwenden. Wir bemühen uns, uns von allen bourgeoisen Tendenzen und schlechten Gewohnheiten zu befreien. Wir streben an, zu jeder Zeit dekadentes Verhalten zu vermeiden und wir helfen unseren Genossen, dasselbe zu tun. Jeder Genosse muss eine saubere und ausgewogene Lebensweise annehmen, dazu gehören richtige Ernährung, Bewegung, Hygiene, Schlaf, Lernen, soziale Kontakte und Zeitmanagement. Obwohl es schwierig sein kann, sich selbst von einer bourgeoisen Lebensweise zu entfernen, ist es absolut notwendig, um ein effektiver Genosse zu werden. Dazu könnte auch gehören, sich von Menschen zu distanzieren, die eine konstante Quelle bourgeoiser Dekadenz sind. Wir unterstützen unsere Genossen bei ihrem persönlichen Kampf darum, bourgeoise Tendenzen und dekadente Gewohnheiten in sich selbst auszulöschen. Das Leben im Kapitalismus führt häufig zu einem trostlosen Weltbild und einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und der Niederlage, aber wir erlauben uns nicht, die Opfer einer solchen Denkweise zu werden. Unsere Machtquelle liegt im kollektiven Kampf für eine bessere Zukunft für die Menschheit und die Erde. Indem wir uns selbst von bourgeoiser Dekadenz befreien und unseren Genossen helfen, dasselbe zu tun, hebt sich der Schleier der Dunkelheit von unserem Geist und wir verwandeln uns in starke und stolze revolutionäre Krieger, die bereit sind, unsere revolutionäre Aufgabe erfolgreich auszuführen.

Ergebnis

Der globale Kapitalismus treibt eine noch größere Festigung und Zentralisation des Reichtums und der Macht in den Händen der imperialistischen Bourgeoisie auf Kosten der Arbeiterklasse voran. Laut Lenin „unterliegt [es] keinem Zweifel, daß die Entwicklung in der Richtung auf einen einzigen, ausnahmslos alle Unternehmungen und ausnahmslos alle Staaten verschlingenden Welttrust verläuft“.[104] Lenin erklärt außerdem, dass dies von vielfältigen Widersprüchen und Krisen innerhalb des kapitalistischen Systems begleitet sein wird, etwas, das wir heute ganz deutlich sehen können. Die Einführung immer fortschrittlicherer, automatisierter Produktionssysteme wird unweigerlich zur Arbeitslosigkeit von Millionen und vielleicht sogar Milliarden von Menschen führen. Das massive und beispiellose Ausmaß der Schulden, das durch die wucherhaften Praktiken der großen Finanzinstitute des globalen Kapitalismus geschaffen wurde, kann nicht ewig erhalten werden und wird zu einem wirtschaftlichen Zusammenbruch von gewaltigem Ausmaß führen. Der Zustand des Ökosystems der Erde verschlechtert sich weiter aufgrund des konstanten Profitstrebens des Kapitalismus. Spannungen zwischen den USA und anderen imperialistischen Mächten könnten leicht zu einem weiteren Weltkrieg führen, wobei die Möglichkeit besteht, dass sich verschiedene brodelnde regionale Konflikte zu einem globalen Konflikt ausweiten. Obwohl derartige Widersprüche und Krisen einen potentiellen Auftakt zu einer sozialistischen Revolution darstellen könnten, kann eine Revolution nur gelingen, wenn die Massen ein ausreichendes Maß an revolutionärem, proletarischem Bewusstsein und Organisation entwickelt haben. Die imperialistische Bourgeoisie wird vor nichts haltmachen und die rücksichtslosesten, ausgeklügeltsten und verkommensten Taktiken anwenden, um jeden potentiellen Widerstand der Arbeiterklasse zu unterdrücken. Viele Kämpfe und Opfer seitens der Arbeiterklasse sowie angemessene revolutionäre Führung werden nötig sein, um den revolutionären Sieg zu erringen.

Die materiellen Privilegien, die bis jetzt von den Arbeitern in den wohlhabenden Ländern genossen werden, haben sie blind und selbstgefällig gemacht, und somit ihr Klassenbewusstsein beachtlich abgestumpft und ihren kapitalistischen Herren ein immer weiter zunehmendes Maß an Kontrolle über sie gegeben. Wie Marx treffend erklärte „[schmiedet d]as Volk, das ein anderes Volk unterjocht, […] seine eigenen Ketten“. Das Phänomen der Selbstgefälligkeit basierend auf materiellen Privilegien beschränkt sich jedoch nicht nur auf die wohlhabenden Länder, sondern findet auch, wenn auch zu einem geringeren Grad, in den armen Ländern statt. Propaganda spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Schaffung von Selbstgefälligkeit und der imperialistische Propagandaapparat nimmt mit seinen hypnotischen Botschaften die Bevölkerungen aller Länder, privilegiert oder nicht, ins Visier. Die imperialistische Bourgeoisie festigt ihren Griff um die Kehle der Menschheit und verfährt dazu mit Teile-Und-Herrsche-Taktiken, um einige Teile der Arbeiterklasse gegen andere zu positionieren, während sie ihre diabolische Agenda verfolgt. Es ist Zeit, die imperialistische Kriegsmaschinerie zu beenden, die Menschheit von den Ketten, die sie so lange knechteten, zu befreien. Es ist Zeit für eine globale Revolution!

Den Arbeitern eine revolutionäre, proletarische Denkweise einzuprägen ist eine der Herausforderungen, vor denen revolutionäre Kommunisten heutzutage in allen Teilen der Welt stehen. Mit dem richtigen Ansatz ist es möglich, eine weltweite, proletarische Bewegung aufzubauen, die aus Leuten aus sowohl den armen als auch den wohlhabenden Ländern besteht, die hinter ihre Kurzzeitinteressen blicken und eine gemeinsame Sache finden können, um sich zu vereinen und für eine globale Revolution zu kämpfen. Es ist essentiell, so viele Menschen wie möglich auf der ganzen Welt in einer geschlossenen und effektiven Bewegung zu vereinen, die dem Imperialismus entgegentreten und das Fundament für globalen Sozialismus legen kann. Es ist notwendig, die Arbeiter in allen Teilen der Welt auf der Grundlage ihrer gemeinsamen Interessen zu organisieren und die Massen politisch zu bilden und für eine Revolution zu mobilisieren. In den bourgeoisen Ländern wird es mehr ideologischen Widerstand gegen die Ideen des Sozialismus und des Kommunismus geben. An solchen Orten ist ein geduldiger und berechneter Ansatz notwendig, nach dem unsere Genossen diejenigen bilden und rekrutieren müssen, die ein festes Maß an ideologischer Opposition zum Kapitalismus und Imperialismus aufweisen. Indem wir in den bourgeoisen Ländern einen zielgerichteteren Ansatz verfolgen, kann ein solides Hilfsnetzwerk zur Unterstützung der Entwicklung der Neuen Macht in den ausgebeuteten Ländern aufgebaut werden. Die Entwicklung eines starken und effektiven Medienapparats, der bei den Arbeitern in verschiedenen Ländern Anklang findet und sie auf der Grundlage ihrer gemeinsamen Langzeitinteressen zusammenbringt, ist eine Grundvoraussetzung für die Vereinigung der Arbeiterklasse.

Echter Drittweltismus ist nichts weiter als die richtige Anwendung marxistischer Analyse auf die aktuellen globalen Bedingungen, was unvermeidlich zu einer soliden internationalistischen, antiimperialistischen Praxis führt, welche die Arbeiterklasse aller Länder auf der Grundlage ihrer gemeinsamen Interessen verbindet und gleichzeitig Opportunismus in allen seinen Formen attackiert. Es ist klar, dass die Arbeiter aller Länder aufgrund des Kapitalismus leiden, und obwohl die in den bourgeoisen, imperialistischen Ländern ein gewisses Maß an materiellen Privilegien genießen, das von der großen Mehrheit der Arbeiter in den armen Ländern nicht geteilt wird, sind diese Privilegien in Wahrheit eine Bestechung zur Erhaltung der Loyalität jener Arbeiter gegenüber der imperialistischen Bourgeoisie und dem kapitalistischen System. Obwohl die privilegierten Arbeiter vielleicht nicht ausgebeutet werden, werden sie dennoch unterdrückt, denn ihre Interessen werden den Interessen der Bourgeoisie untergeordnet. Als solche haben alle Arbeiter, ausgebeutet oder nicht, ein gemeinsames Interesse – ein Langzeitinteresse – an dem Sturz der imperialistischen Bourgeoisie und der Etablierung des Sozialismus. Es ist unsere Pflicht als Leading-Light-Kommunisten, die Arbeiter aller Länder zu dieser Erkenntnis zu führen. Erste-Weltismus ist eine offensichtliche Abweichung von echtem Marxismus, denn er verdunkelt die wahre Natur der Klassenunterdrückung und Ausbeutung, und fördert gleichzeitig auf opportunistische Weise eine prinzipienlose Einheit mit reaktionären und bourgeoisen Elementen der Gesellschaft. Dennoch, wie wir sehen können, ist vulgärer Drittweltismus ebenfalls eine Abweichung von echtem Marxismus, ein ultralinker Fehler, der sich als zerstörerische und sektiererische Tendenz zum Erhalt unnötiger Spaltung innerhalb der Arbeiterklasse manifestiert. Wie wir untersucht haben, hemmen die Probleme, aus denen sich der vulgäre Drittweltismus zusammensetzt, darunter anti-erste-weltistische Identitätspolitik, achtloser Absolutismus wirtschaftlicher Determinismus, engführerische Logik und nichtstuerische Tendenzen, alle die Organisation einer starken globalen kommunistischen Bewegung, indem sie echte internationalistische Solidarität unter den Arbeitern stören. Indem sie sowohl Erste-Weltismus als auch vulgären Drittweltismus vermeiden, können Leading-Light-Kommunisten stolz die Prinzipien von echtem Marxismus hochhalten und den Armen und Unterdrückten der Welt angemessene Führung bieten, um erfolgreich die globale Revolution zu verwirklichen.

Lang lebe die internationalistische Solidarität der Arbeiter überall!

Zum Sieg, Genossen!

1 Sofern keine deutsche Quelle angegeben ist, wurde das jeweilige Zitat von uns aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. – Anm. d. Übersetzers
2 Die Verwendung von Atrazin ist in der EU seit 2003 (in Deutschland seit 1991) und in der Schweiz seit 2012 verboten. – Anm. d. Übersetzers http://www.gesetze-im-internet.de/pflschanwv_1992/anlage_1.html
https://www.derbund.ch/schweiz/standard/zu-giftig-fuer-die-schweiz-aber-exportierbar-allemal/story/12050290
3 Die Herstellung und der Vertrieb von DDT sind in Deutschland seit 1977 verboten. In Österreich wurde es 1992 verboten. In der Schweiz ist die Anwendung bereits seit 1972 nicht mehr zulässig. – Anm. d. Übersetzers
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/12/071/1207136.pdf
https://web.archive.org/web/20121116101937/http://www.greenpeace.at/uploads/media/Chlorpestizide_und_PCBs.pdf
https://www.chemie-schule.de/KnowHow/DDT
4 In der EU ist die Nutzung von PBDE aktuell stark eingeschränkt. – Anm. d. Übersetzers
https://www.umweltprobenbank.de/de/documents/profiles/analytes/26591
5 PCB sind zwar in Deutschland seit 1989 verboten, belasten aber aufgrund ihrer Langlebigkeit immer noch Nahrungs- und Futtermittel. In der EU gelten Höchstgrenzen. In der Schweiz sind sie seit 1986 vollständig verboten. – Anm. d. Übersetzers
https://www.umweltprobenbank.de/de/documents/profiles/analytes/26591
https://www.eurofins.at/lebensmittelanalytik/nach-analysen/dioxine-pcb/pcb/
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/chemikalien/fachinformationen/chemikalien–bestimmungen-und-verfahren/pcb.html
6 Azodicarboxamid ist in der EU als Lebensmittelzusatz nicht mehr erlaubt. – Anm. d. Übersetzers
https://www.efsa.europa.eu/de/press/news/050701
7 Bromierte Pflanzenöle und Kaliumbromat sind in der EU als Lebensmittelzusätze verboten. – Anm. d. Übersetzers
https://www.livescience.com/36206-truth-potassium-bromate-food-additive.html
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